LOVAC: Apes of a Cold God

Das etwas bizarre Cover –  mit dem Gegensatz zwischen verpixeltem Panzer im Vordergrund und scharfen Bäumen im Hintergrund –  lässt erst einmal nicht allzu viel Gutes vom Debüt der vier Schweden erwarten, allerdings ist der musikalische Gehalt dann doch wesentlich überzeugender – wenn auch nicht unbedingt weniger kontrastreich. Nach einem wenig originellen, verrauschten Ambientintro folgt mit „Murder“ eine rockige Neofolknummer, insgesamt eher an Naevus als an manch anderen Lagerfeuerbarden erinnernd, wobei der Sänger der Band etwas nach Interpols Paul Banks klingt. „March of Pride“ ist wesentlich elektronischer, bedient sich textlich leider wie ein paar andere Tracks auch zu sehr gängiger Neofolk-Topoi. Die Shelley-Vertonung „Fiend“ (ein Auszug aus dem langen „The Revolt of Islam“) ist einer der Höhepunkte des Albums: Hier gelingt Lovac eine wunderschöne, fast schon sakral zu nennende psychedelische Popnummer, auf der Akustikgitarre, Elektronik und emotionaler Gesang eine tolle Synthese eingehen. „Filth of a Paradise“ basiert auf ein paar Zeilen Artauds und wird von einem treibenden Bass geprägt – man könnte sich vorstellen, dass die Schweden eine musikalische Sozialisation erfahren haben, bei denen Bands wie die Chameleons sicher auch eine Rolle gespielt haben. Das kurze „Welcome“ wird von einer düsteren Jahrmarktsorgel geprägt, der Titeltrack, auf dem auf einen Text von Marx zurückgegriffen wird, kombiniert auf überzeugende Weise männlichem und weiblichem Gesang, „Human/Race“ ist eine schöne Folkrocknummer und zwischendurch gibt es auch immer wieder experimentelle Zwischentöne, z.B. die drei Teile von „Crkveno Zvono“ oder etwa „Promet“.

Auf der Habenseite steht eine Vielzahl von Genre überschreitenden Ideen, die meistens stimmig umgesetzt werden und das Album enthält zudem eine Reihe echter Ohrwürmer. Insgesamt 19 Stücke sind allerdings etwas viel und außerdem gibt es eine enorme Diskrepanz zwischen den selbst geschriebenen und fremden Texten. Wenn sie künftig textlich das enge Genrekorsett verlassen (wie das musikalisch fortwährend geschieht), kann man von den vier Schweden noch einiges erwarten.

(M.G.)