In einem Land, in dem Turbokapitalismus sich mit einem autoritären Regime paart, sind die Konsequenzen für die Umwelt katastrophal und weithin dokumentiert. Verglichen mit dem in einer Reihe von chinesischen Städten zu atmenden Miasma, das Atemluft zu nennen ein Hohn wäre, mutet Manchester zur Zeit der industriellen Revolution wie ein Luftkurort an. Weiterlesen
Archiv der Kategorie: Reviews
CUT HANDS: Afro Noise I
Spätestens als 1997 auf Susan Lawly „Extreme Music from Africa“ erschien, wurde klar, dass William Bennett sich für den dunklen Kontinent interessierte, ein Interesse, das sich allerdings erst 2003 auf dem WHITEHOUSE-Album „Bird Seed“ musikalisch manifestieren sollte (es sei denn, man folgt denen, die behaupten, die auf oben genannter Compilation vertretetenen Projekte wie ROROGWETA oder THE MBUTI SINGERS seien alles Pseudonyme von Bennett selbst gewesen, was beim erneuten Hören des Albums in unmittelbarer Nähe zu CUT HANDS nicht ganz so abwegig erscheint). Weiterlesen
SOL INVICTUS: The Cruellest Month
Bis zum 2005 erschienenen Album „The Devil’s Steed“ war es Tony Wakeford über die Jahre mit Hilfe von Leuten wie Sally Doherty und Matt Howden gelungen, SOL INVICTUS in eine harmonischere und klassische Richtung zu lenken und auf „Thrones“ sogar dezente Jazzeinflüsse zu integrieren. Er selbst bezeichnete das damalige Lineup mehrfach (u.a. in den Linernotes zu der Compilation „The Giddy Whirls of Centuries“) als das beste der Bandgeschichte. Weiterlesen
NOVÝ SVĚT: …Into Your Skies
Im Laufe der Jahre haben wir eine Reihe von sehr fruchtbaren Interviews mit Jürgen Weber geführt, die seine Herangehensweise(n) an die Musik beleuchteten und manchmal erhellten. Gleichzeitig sagte er uns zuletzt, wie sehr ihn an Interviews die oft zu Missverständnissen führende Zitierbarkeit störe. Insofern sollte man vorsichtig sein, wenn man sich jetzt auf frühere Äußerungen bezieht. Weiterlesen
GREAT LAKE SWIMMERS: Lost Channels
Die GREAT LAKE SWIMMERS wurden mir im Vorfeld als Band in der Nachfolge von Jason Merritt angekündigt. Das ist natürlich eine Empfehlung, nicht nur weil ich den Banjofolk und das ergreifende Tremolo des publicityscheuen Portlanders schätze, sondern auch weil seine beiden Projekte, die Band TIMESBOLD und das Einzelunternehmen WHIP, die Welt nicht gerade mit Aufnahmen überschütten. Da ist ein bisschen Schulemachen mehr als legitim. Weiterlesen
HAUS ARAFNA: New York Rhapsody
Puristen – und die gibt es insbesondere in Subkulturen so häufig, dass man sich vor lauter Reinheit manchmal nach etwas Schmutz sehnt – mögen sich zuerst einmal vor den Kopf gestoßen fühlen: ein Album, das anlässlich des Auftritts der Modedesignerin Katie Gallagher bei der New York Fashion Week am 12. September 2009 konzipiert wurde? Handelt es sich gar um den Versuch, Eintritt in die glamouröse Welt der Models gewährt zu bekommen? Was hat das mit Industrial, mit Transgression zu tun? Weiterlesen
V. A.: Free Music Impulse. A Double Disc Compilation To Keep Hybrida Alive
Wie ein Rundumschlag durch die unterschiedlichsten Black-relevanten Musiksparten mutet diese Compilation an, auf der insgesamt dreiunddreißig Künstler das italienische Hybrida-Netzwerk in Erinnerung rufen – und einen kleinen engagierten Beitrag zu dessen Fortbestand leisten. Weiterlesen
DITHER CRAF & HIS LIFELESS ORCHESTRA: The Legend Of Rufus Funk Death
Wie man den Liner Notes von „The Legend of Rufus Funk Death“ entnehmen kann, ist Dither Craf das legendäre Mastermind einer Atonalpop-Combo, die für ihren erstklassigen Spaghetti-Psychrock berühmt und berüchtigt ist. Gemeint ist natürlich MUSHROOM’S PATIENCE, die sich gerade im schleichenden Prozess eines Comebacks befinden. Weiterlesen
BACKWORLD: Come the Bells
Der Amerikaner Joe Budenholzer veröffentlichte ab Mitte der 90er Jahre über World Serpent eine Reihe von Alben, die stark vom Folk der britischen Inseln beeinflusst waren, bevor er sich mit „Of Silver Sleep“ – das mit „Melody“ und “The Tide“ zwei der vielleicht stärksten BACKWORLD-Stücke enthielt -, aber insbesondere dem fünften Album „Good Infection“ stärker an der akustischen Musik seines Heimatlandes orientierte. Weiterlesen
MASKA GENETIK: Strada
Als vor etlichen Jahren MASKA GENETIK, das Projekt des Russen Amon Radek, auf Galakthorrö die Debütsingle „Quarantine“ veröffentlichte, hörte man melancholische Analogschleifen, dazu Vocals, die eher Trauer als Wut auszudrücken schienen und auf dem Cover weckte der bandagierte Körper Assoziationen an Rudolf Schwarzkogler: Hier trat der Künstler als Verletzter auf, als (Ver)Wunde(ter), als Schmerzensmann. Weiterlesen
MOON DUO: Mazes
Das MOON DUO gibt es schon ein paar Jahre und wurde oft wie ein Ableger der WOODEN SHJIPS gehandelt, bei denen Gitarrist Ripley Johnson schon etwas länger die Saiten bearbeitet. Das Duo gründete er 2009 zusammen mit seiner Partnerin Sanae Yamada, und auf der aktuellen Tour der beiden wurde schnell klar, dass es sich bei ihrer Musik keineswegs nur um ein randständiges Experimentierfeld handelt. Weiterlesen
CURRENT 93: Honeysuckle Æons
Das Nichtstillstehenkönnen oder –wollen David Tibets – letztes Jahr sagte er in einem Interview, das wir mit ihm führten: „Ich habe immer den Eindruck, dass ich weiter und weiter rennen muss, mich weiter bewegen muss, weiter aufnehmen und schreiben muss“ – spiegelt sich auch in der Anzahl der Veröffentlichungen der letzten Jahre wider: Hatte sich eine Zeitlang ein Dreijahresrhythmus zwischen den Hauptwerken herauskristallisiert, erschienen seit 2009 jährlich reguläre Studioaufnahmen. Weiterlesen
CONRAD SCHNITZLER & BJORN HATTERUD: Hirschgebrüll
Trägt ein Album bereits eine akustische Anspielung im Titel, dann legt man den Tonträger meist mit einer gewissen Erwartungshaltung ins Abspielgerät und meint zu ahnen, wie sich das ganze nun anhören könnte. Eine CD, auf der in unterschiedlicher Bearbeitung echtes Hirschgebrüll zu hören ist, wäre durchaus möglich. Beim Zusammentreffen zweier Musiker, deren Hauptwerkzeug seit jeher der Synthesizer ist, aber auch nicht allzu wahrscheinlich. Weiterlesen
RUIN: Half Skull
Martin Eder ist in der Kunstszene kein Unbekannter. Seine Bilder voll bonbonfarbener Kätzchen und lasziver Frauenkörper spielen mit provozierendem Kitsch und haben ihm einen Platz unter den bekanntesten deutschen Malern gesichert. Er selbst ist hin und wieder als Model des Designers Frank Leder zu sehen, dessen preußischer Stil zwischen Androgynität und der Derbheit ungeschlachter Fleischergesellen ebenso ernsthaft selbstironisch ist wie die Gemälde Eders. Weiterlesen
MUSHROOM’S PATIENCE: Dicer’s Oath/Eve And The Plastic Apple
MUSHROOM’S PATIENCE sind eine Legende, soviel ist sicher. Doch Dither Craf und seine Kumpanen zählen leider auch zu den unrechtmäßig unterschlagenen Geheimtipps experimenteller Musik, und wer sich angesichts dieser kürzlich bei Klanggalerie erschienenen Wiederveröffentlichung nicht flugs auf Schatzsuche begibt, der verdient mindestens drei Stunden Nachsitzen auf dem Eselsbänkchen. Weiterlesen
PREMATURE EJACULATION: Attempts at 7
Im Rahmen der bisherigen Besprechungen der (Wieder-)Veröffentlichungen von Material von Rozz Williams’ Experimentalprojekt wurde schon mehrfach thematisiert, dass Williams mit PREMATURE EJACULATION dem Anthropofagen, dem Untier Mensch (s)einen Spiegel vorhält. Dabei wird dies aufgrund des (sieht man vom Einsatz von Sprachsamples einmal ab) weitgehend instrumentalen Charakters der Musik primär auf der bildlichen Ebene transportiert, auf dem bislang unveröffentlichten „Attempts at 7“ geschieht dies durch einen Zeitungsausschnitt über eine Elektroschockfoltermaschine aus einem türkischen Gefängnis. Weiterlesen
SLIM CESSNA’S AUTO CLUB: Unentitled
Da sind sie wieder, die sechs traditionsbewussten Anarcho-Cowboys aus Denver, Colorado, die Helden der Prädestination und des Polka Punk. Genug der Klischees? Nein. Denn erneut spielen sie den Filmscore für den letzten Gothic Western vor der Apokalypse. Weiterlesen
MUTE SWIMMER: Some Examples/Song Against Itself
MUTE SWIMMER ist ein britisches Folkprojekt, das schon länger eine Erwähnung im Black verdient hat. Gemeinsame Aktivitäten mit hier bereits vorgestellten Künstlern (CARLA BOZULICH, BIRDENGINE, THE GREAT PARK) sprechen dafür, der in seiner Schlichtheit intime Akustiksound und die originellen, nachdenklichen Texte des Sängers sollten dabei noch mehr ins Gewicht fallen. Weiterlesen
MUSHY: Faded Heart
Ob die junge Römerin Valentina F. mit ihrem Pseudonym MUSHY auf die etwas zotige Wirkung im Deutschen hin abzielt, ist mir nicht bekannt. Den Italienern ist ihr Name schon seit Jahren ein Begriff, denn die Künstlerin ist bereits seit 2003 im italienischen Underground aktiv. Als Musikerin, DJ und Grafikerin. Weiterlesen