GERECHTIGKEITS LIGA veröffentlichten Anfang der 80er eine Reihe von Tapes und eine 12″ bevor ihr erstes Vollzeitalbum auf GRAEME REVELLS Label Side Effects veröffentlicht wurde: „Hypnotischer Existenzialismus“ und die Auftritte waren gekennzeichnet von tribaler Perkussion, die weniger vom Futurismus (wie etwa VIVENZA, der sich explizit auf Marinetti berief) beeinflusst war, sondern vielmehr von der Rhythmik in „Primitive Culture[s]“, um einen Titel des ersten Albums zu zitieren – nicht im Sinne eines westlich-herablassenden Blicks, sondern beeinflusst von Eliades Band „Schamanismus und archaische Ekstasetechnik“. Weiterlesen
Archiv der Kategorie: Reviews
CULT OF YOUTH: Cult of Youth
Von CULT OF YOUTH berichtete mir erstmals Tomás Nochteff von MUERAN HUMANOS. Die Band um den Brooklyner Sean Rogar hat gerade die US-Tour der Deutsch-Argentinier organisiert. Dann erfuhr ich, dass zwei weitere Mitglieder der Band auf dem neuen BACKWORLD-Album mitwirken. Als ich dann noch hörte, das selbstbetitelte Zweitwerk der Band sei bei Sacred Bones erschienen, musste ich die CD einfach haben. Weiterlesen
THE KILIMANJARO DARKJAZZ ENSEMBLE: From The Stairwell
Darkjazz und kein Ende. Nachdem Denovali Records vor kurzem erst „Anthropomorphic“, das neueste Produkt des Zweitunternehmens THE MOUNT FUJI DOOMJAZZ CORPORATION ins gedämpfte Gaslicht entließ, legt das Stammprojekt THE KILIMANJARO DARKJAZZ ENSEMBLE gleich nach. Weiterlesen
THE GREEN MAN: Horus Calling
Die italienische Band THE GREEN MAN schlug auf ihrem Debüt „From Irem to Summerisle“ einen Bogen von der von Legenden umrankten Stadt Irem zu der fiktiven schottischen Insel, auf der Christoper Lee in „The Wicker Man“ (dem Film, dem die Band auch ihren Namen verdankt) als Lord Summerisle residiert. Auf der einige Jahre später wiederveröffentlichten CD thematisierte man auf einem Bonustrack noch das Liber AL vel Legis (vulgo: das Buch des Gesetzes). Weiterlesen
JULIA KENT: Green and Grey
Im Zusammenhang ihrer letztjährigen EP “Last Day In July” sprach Cellistin Julia Kent bereits über ein neues Vollzeitwerk. Nun ist es da, und es knüpft an die Stimmung und Machart des nun fünf Jahre zurückliegenden “Delay”-Albums an. Das ist äußerst erfreulich, gemessen an ihren doch verhältnismäßig raren Lebenszeichen als Solokünstlerin und an ihrem somit noch unverbrauchten Stil. Umso schöner, dass es im Kleinen ein paar markante Veränderungen zu verzeichnen gibt. Weiterlesen
ADAM DONEN: Immortality
Etwas wunderlich schaut er ja schon drein, dieser Adam Donen. Aber wenn es um etwas so großes wie Unsterblichkeit geht, versteht man so einiges, und wie er da als Popart-Kleriker mit Seventies-Locken vor der grauen Flut steht, ruft er glatt die Untoten des jüngst verstorbenen Filmemachers Jean Rollin in Erinnerung, jene dem Meer erwachsenen Nachtgestalten, denen der Meister einige Denkmäler von beeindruckender Skurrilität gesetzt hat. Weiterlesen
ALELA DIANE & WILD DIVINE: s/t
Alela Diane gehört zu den Folksängerinnen, die es recht früh verstanden, mit ihren eingängigen, bisher eher schlicht instrumentierten Songs auch ein Mainstreampublikum zu begeistern. Dafür heimste sie außer Lob auch schon mal harte Worte ein. Interessant ist dabei, dass ihre immer etwas gefällige Musik im klassischen Rock-Millieu (Rolling Stone) meist gut weg kam, während die Schelte aufgrund ihrer vermeintlichen “Posthippie Biedermeier”-Attitüde eher von der angegenderten Popfraktion kam. Weiterlesen
BABY DEE: Regifted Light
Mit „Safe Inside The Day“ bekam Baby Dee, die man hier sicher nicht extra vorstellen muss, ihr erstes großes Medienecho. Neben einer Art Durchbruch und gewissen Erfolgen bei einem größeren Publikum markierte dieses Album auch die Hinwendung zu einem etwas breiter instrumentierten Sound und die Verabschiedung ihres anfangs primär auf Stimme, Piano und Harfe reduzierten Klangbildes. Weiterlesen
SIX ORGANS OF ADMITTANCE: Asleep on the Floodplain
Ich erinnere mich noch daran, dass puristische Fans von SIX ORGANS OF ADMITTANCE gar nicht so begeistert waren von Ben Chasnys ersten Veröffentlichungen auf dem renommierten Chicagoer Drag City-Label. Vermutlich befürchtete man eine zu starke Hinwendung zu einem glatten und poppigen Indie-Sound, an dem die Band an einigen Stellen auch haarscharf vorbeigeschlittert ist. Weiterlesen
V. A.: We Bring You a King with a Head of Gold
2007 veröffentlichte das auf (legale) Folkdownloads spezialisierte Webportal Woven Wheat Whispers mit Hilfe von Cold Spring „John Barleycorn Reborn“, eine Doppel-CD, auf der sich zahlreiche Künstler daran machten, unter dem Titel des vielfach interpretierten Traditionals „John Barleycorn“ eine Traditionslinie vom „dunklen Britannien“ ins 21. Jahrhundert fortzuführen. Weiterlesen
PREMATURE EJACULATION: 6
Der siebte Teil von Rozz Williams’ „Lost Recordings“, enthält –sieht man von ein paar Tracks ab, die auf „A Little Hard to Swallow“ veröffentlicht wurden – unveröffentlichtes Material, das laut Labelinfo irgendwann vor 1987 aufgenommen wurde. Das Cover, auf dem eine anatomische Studie eines menschlichen Kopfes und Halses mit freigelegten Blutgefäßen zu sehen ist, ist eine adäquate Illustration von Williams’ Herangehensweise (sei es musikalisch, sei es in seinen Collagen), findet sich doch in seinem PREMATURE EJACULATION-Artwork mehrfach die Aufforderung: „Open your eyes“. Weiterlesen
BONNIE ‘PRINCE’ BILLY AND THE CAIRO GANG: Island Brothers
Will Oldham alias Bonnie ‘Prince’ Billy ist leidenschaftlicher Kollaborateur, und eine der wohl besten Nachrichten des neuen Musikjahres kündet von der Wiederbelebung seiner vielleicht fruchtbarsten Allianz, namentlich SUPERWOLF zusammen mit Matt Sweeney. Doch auch seine letztjährige Zusammenarbeit mit THE CAIRO GANG wahr wohl kein einmaliges Unterfangen, denn mit der neuen 10”-Single legt das Gespann einen kleinen aber würdigen Nachfolger des letzten Albums vor. Weiterlesen
ANDREW LILES: Muldjewangk, Morgawr & Other Monsters
Die Kryptozoologie ist eine Art Parawissenschaft, die sich im Schatten des Hochbetriebes unserer Wissensfabriken eine kleine Nische gesichert hat. In ihrem Wesen oft spekulativ, versucht sie höchst interessanten Fragen auf den Grund zu gehen. Wie viele unentdeckte Tierarten mag es wohl auf unserem Planeten geben, und wird man sie jemals alle entdecken? Wie groß war die Fauna vergangener naturgeschichtlicher Epochen, über die man nur Bruchstücke weiß? Und welche Tiere waren eigentlich die Urbilder der vielen Fabelwesen, die die Mythen aller Kulturen bevölkern? Weiterlesen
OWLS: The Night Stays
“It was the owl that shrieked, the fatal bellman,
Which gives the stern’st good-night.” (W. Shakespeare, Macbeth, II.2)
Eulen sind einerseits Symbole der Weisheit, ihnen ist aber gleichzeitig oftmals die Rolle der Unglücksbringer, der Todesboten zugeschrieben worden und zumindest zwei der drei an OWLS Beteiligten haben sich im Laufe ihrer langen Karrieren auf die eine oder andere Art mit dem grim reaper auseinadergesetzt und sind seit Jahrzehnten in verschiedensten (sub-) kulturellen Konstellationen aktiv. Weiterlesen
VAL DENHAM & Ô PARADIS: Transform Thyself
Wenn es etwas Offensichtliches gibt, das die englische Künstlerin Val Denham und den katalanischen Experimentalpopper Demian Recio verbindet, dann ist es die Affinität zu interessanten Kollaborationen. Beide scheinen immer auf der Suche nach Gegensätzen zu sein und drücken den unterschiedlichsten Gemeinschaftsarbeiten doch stets ihre unverkennbaren Stempel auf. Was bei dem einen mediterrane Wärme, ist bei der anderen das forsche Draufgängertum einer leider noch viel zu unbekannten Transgender-Ikone. Weiterlesen
PJ HARVEY: The Word That Maketh Murder
PJ Harvey ist zur Zeit wieder in aller Munde, so wie im Grunde bei allen Veröffentlichungen der Britin mit den angeblich „sanftesten Lippen des Showbiz“ (Nick Cave). Und da ihr vor kurzem erschienenes Album „Let England Shake“ schon ordentliches Feedback bekommen hat und vermutlich auch noch weiteres bekommen wird, soll hier einmal besonders auf die Single-Auskopplung hingewiesen werden, die im großen Blätterwald wie üblich etwas unterzugehen droht. Weiterlesen
M.B.: S.F.A.G.
Das ultimative Referenzwerk aus der Frühphase Maurizio Bianchis ist das 1981 erstmals auf Nigel Ayers’ Label Sterile Records veröffentlichte Album „Symphony for a Genocide“, ein Album voll entmenschlichten Maschinenlärms, das im 11. Kata-Magazin der Come Organisation adäquat als „low key depression piece[…]“ tituliert wurde. Zwei Jahre später wurde das nur in einer geringen Auflage herausgebrachte Album als Tape auf Broken Flag wiederveröffentlicht – auf Bianchis Wunsch zusammen mit einem Remix des Albums namens „S.F.A.G.“. Weiterlesen
THE SKULL DEFEKTS: Peer Amid
Wenn ein Album als musikalischer Drogencocktail angekündigt und im selben Atemzug mit SONIC YOUTH vergleichen wird, dann verheißt das nicht unbedingt einen angenehmen Trip. Thrill Jockey ging sogar noch einen Schritt weiter und sprach vom neuen Album der Schweden THE SKULL DEFEKTS als einer „Frustrationsablageplattform der düsteren Art“. Ich will nicht sagen, dass mich „Peer Amid“ als Gutelauneplatte überrascht hätte, aber die befürchteten Winterdepressionen blieben bislang aus. Weiterlesen
ARBOURETUM: The Gathering
Wie es scheint, setzt Thrill Jockey beim derzeitigen Labelprogramm alle Karten auf Schwere, das heißt auf Stoner Rock und vor allem auf Doom in allen Varianten. Spätestens seit BARN OWLS gefeiertem „Ancestral Star“-Album ist der Funke dann auch endgültig auf das Publikum übergesprungen – Grund, gleich mehrfach nachzulegen. Zeigt THE SKULL DEFEKTS den Sound des Labels von einer komplexen und dynamischen Seite, so repräsentiert „The Gathering“, das vierte Album der Amerikaner von ARBOURETUM, die eingängige Downer-Version. Weiterlesen