COCOROSIE: We Are On Fire 7”

Irgendwie hatten die beiden Casady-Schwestern wohl doch noch die Zeit gefunden, eine Single mit zwei neuen Songs aufzunehmen. In den vergangenen Monaten waren sie nämlich vor allem mit der Aufführung diverser Bühnnstücke befasst, einem Ballet und einer Oper, um genau zu sein, und die Planung ihrer diesjährigen Tour, bei der eine aufwendige Bühnenshow in Begleitung der traditionellen indischen Band Rajastan Roots auf dem Programm steht, ist ebenfalls im Gange.

Die Stücke „We Are On Fire” und „Tearz For Animals”, beide unter der Anleitung von Dave Sitek (TV On The Radio) produziert, sind aufgeweckte Electronica-Nummern und zeigen vor allem, dass bei CocoRosie mehr oder weniger alles beim alten ist. Der Sound ist gewohnt vielschichtig und wirkt von Aufnahmesession zu Aufnahmesession professioneller gestaltet, das Spielkistenhafte wurde über die Jahre nie komplett ausrangiert und wird es auch diesmal nicht, wirkt allerdings in dem seit “Ghosthorse and Stillborn” mehr oder weniger folkfreien Sound wie eine zitathafte Reminiszenz an früher, als die beiden als eines der mustergültigen Aushängeschilder eines hippen Hippietums aus der postmodernen Kulturretorte gehandelt wurden. Wollte man jemandem in möglichst kurzer Zeit an einem prägnanten Beispiel erklären, was man unter “weird” versteht, musste man ihm nur CocoRosie zeigen, denn bei ihnen verstand es wirklich jeder, selbst 2raumwohnung- und Sarah Kuttner-Fans en masse, die dann auch gleich auf den Geschmack kamen.

Die erste Seite enthält eine hinter mädchenhaften 90er Jahre-R’n'B-Sound versteckte Gothic Tale über eine Wiedergängerin, die nachts über einen Friedhof schwebt und sich danach sehnt, die Gestalt eines schwarzen Hundes anzunehmen, doch irgendwie nimmt man ihnen die Klischees nicht krumm, da solche Motive in ihrer Welt eher Ausnahmen sind, und auch mit Hiphop-Beats und dubbigen Halleffekten klingt das Stück nicht einmal nach Chill Wave und dergleichen. Die Überraschung des Tages allerdings findet sich auf Seite 2, denn seit seinem eher unspektakulären Stimmbeitrag bei Metallic Falcons tritt erstmals wieder Antony Hegarty im CocoRosie-Kosmos auf, hier in Form eines feurigen Duetts mit einer tremolierenden Bianca Casady. “Tearz for Animals” ist der positivere, aber auch der ernstere der beiden Songs, an Sternstunden wie das famose “Beautiful Boyz” will er jedoch nicht heranreichen, das Stück ist solide und nett.

Aufgrund ihrer poppigen Übermarkanz konnte ich CocoRosie immer nur bedingt etwas abgewinnen, ein paar Songs des Frühwerks bildeten eine Ausnahme. Die neueren Stücke sind sicher voller Ideenreichtum und technisch-kompositorisch virtuos, das kommende Album sollte man aber für eine Bewertung abwarten. Darauf und auf die angekündigte Tour sollten Fans aber gespannt sein, und wer die beiden in einem exquisiten Rahmen erleben will, dem sei ihr Auftritt auf dem von Antony kuratierte Meltdown-Festival in London empfohlen (u.a. mit Buffy Sainte-Marie, bekannt durch ihre etwas ernsthaftere Auseinandersetzung mit der Native American-Culture)

(U.S.)

Label: Touch And Go/Souterrain Transmissions