Tara handles the earth elements, I handle the fire elements. Ein Interview mit Clay Rendering

Mike Connelly ist aus der amerikanischen Noiseszene nicht wegzudenken und zahlreich und zahllos sind seine Bands und Projekte: Mit Hair Police oder bis kürzlich noch mit Wolf Eyes erzeugt er Grenzen und Ohren sprengende atonale Musik und auf seinem Label Gods of Tundra veröffentlicht er alle nur denkbaren Formate und Musiken. Er kann aber auch weniger brachial und mit seiner Frau Tara, die u.a. als The Pool at Metz aktiv ist, hat er als The Haunting zurückhaltendere, atmosphärisch dichte Alben herausgebracht. Das jüngste Projekt der beiden, Clay Rendering, orientiert sich verglichen mit manch anderen ihrer Veröffentlichungen stärker am Songformat, zieht (auch) Einflüsse aus Stoner Rock. Im folgenden Interview sprach ich mit Mike u.a. über die Genese von Clay Rendering, den Kompositionsprozess und Pläne.

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Wenn man sich eure erste Two-track-EP “Vengeance Candle“ anhört, bekommt man den Eindruck, dass der Fokus von Clay Rendering mehr auf Songs als auf Sounds gerichtet ist. Mike, in einem Interview mit The Wire nanntest du dich einen “Rock and Metal guy“. Ist Clay Rendering dein Versuch, (eine Art von) Rockmusik zu spielen?

Der “Song” ist etwas, womit wir in dieser Band sehr leidenschaftlich verbunden sind, und wir werden uns weiterhin darauf konzentrieren. Clay Rendering ist das am meisten strukturierte Projekt, an dem ich je mitgewirkt habe, und gerade deshalb ist es auch das experimentellste, das ich seit langem gemacht habe. Es begann als das am weitesten von meiner Komfortzone entfernt liegende, doch mittlerweile fühle ich mich dort zuhause. Clay Rendering reflektiert all unsere breit gestreuten Interessen, manche etwas offensichtlicher als andere. Metal bedeutet uns sehr viel und wird immer eine echte Inspirationsquelle sein.

Ich hab gelesen, dass die Songs von den “letzten Tagen” inspiriert waren/sind. Kannst du ein paar Worte über das Konzept dahinter sagen?

Das Ende ist immer nah. Clay Rendering ist Auferstehung.

Euer Bandname impliziert einen schöpferischen Akt. Ist das einer der Gründe für die Namenswahl?

Ja, das ist sicher ein Grund.

Die Projekte The Pool at Metz, The Haunting und Failing Lights (in denen ihr beide involviert seid bzw. wart) sind weniger rau als andere deiner Musik. Würdest du sagen, dass sich die Wurzeln von Clay Rendering da finden?

Ja, ich denke es ist der nächste ordentliche Schritt in der Evolution dessen, was wir mit diesen Projekten vorhaben, die alle in der einen oder anderen Hinsicht immer noch “aktiv” sind.

Du warst an zahllosen Bands und Projekten beteiligt. Es scheint, dass ihr viel Energie in Clay Rendering steckst, wenn man an die Webseite denkt, oder an das Video, das ihr zu “Nature’s Confusion” gedreht hast. Konzentriert ihr euch darauf momentan am meisten?

Auf jeden Fall. Wir können nicht umhin. Clay Rendering ist gerade unser Leben. Es steckt in jedem unserer Atemzüge.

Fact Magazine schrieb, dass euer Video einer “Aura eines vieldeutigen Mysteriums” zuarbeitet. Kannst du uns etwas über die Arbeit an dem Video erzählen?

Wir hatten ein paar klare Vorstellungen davon, wie das Video sein sollte, und ein paar Bilder, die darin vorkommen sollten, und wir finden, dass all dies perfekt zur Geltung kam. Alle Credits gehen an den Regisseur, Joel Rakowski. Wir planen bereits weitere Videos für die Songs auf unserem Debütalbum.

Ihr beide habt als The Haunting zusammengearbeitet. In welcher Hinsicht unterscheidet sich die neue Kollaboration davon? Was kannst du uns über eure Arbeitsweise sagen?

The Haunting ist offener, minimaler, experimenteller. Wir werden The Haunting wieder neu beleben – wir lieben es, diese Musik zu machen. Zur Zeit ist Clay Rendering das, was uns wirklich begeistert. Einem von uns fällt etwas ein…Eine Gitarrenlinie, eine Klavierlinie, ein Text. Und von dort aus machen wir weiter. Hat der Song erst einmal eine annehmbare Form angenommen, hören wir ihn uns tagelang an. So kommen unsere Songs zusammen, so bekommen wir unsere Ideen, mit denen wir die Songs an einen neuen Punkt bringen und sehen, wo sie noch bearbeitet werden müssen… Sehen, was noch ergänzt werden muss… Fühlen, ob die Texte passen… 

Lass uns kurz über Tonträger sprechen. Die erste Veröffentlichung von Clay Rendering kam bereits digital heraus, das Vinyl folgt dann noch. Gods of Tundra ebenso wie die Labels deiner früheren Bandkollegen bei Wolf Eyes sind berühmt-berüchtigt für ihre große Zahl an Veröffentlichungen sowie für ihre zahlreichen Formate (Tape, CD-R etc.). Wie ist es für dich, nun mit einem digitalen Release anzufangen?

“Vengeance Candle” ist in erster Linie eine 12″ EP…die digitale Version ist einfach schneller verfügbar. Aber das kümmert uns auch gar nicht. Meine Einstellung zum Digitalen hat sich über die Jahre verändert – mittlerweile ist das vollkommen OK für mich. Als wir jünger waren, lernten wir Band über Plattenläden kennen. Heutzutage finden die Kids ihre Sachen überwiegend digital über das Internet, so einfach ist das. Ich will nicht sagen, dass ich das toll finde, es ist schlichtweg die Realität. Du wirst sehen, wie der Gods of Tundra-Katalog in den nächsten Jahren mehr und mehr digital wird. Fürchtet euch nicht… Was unseren Geschmack betrifft, lieben wir das Richtige…Ob es nun Vinyl ist, Tape oder CD. All unsere Releases werden ein ordentliches Format haben.

Einige Leute behaupten, dass sich die Noiseszene in den USA entwickelt und/oder auflöst. Wie siehst du die Situation im Moment? Denkst du, es gibt eine mehr auf Songs ausgerichtete Tendenz, oder auf tanzbare Musik? Siehst du Clay Rendering als einen Teil dieser Entwicklung?

Clay Rendering wurde in einer Phase gegründet, in der wir uns von der Welt abgeschottet hatten. Wir entdeckten unsere Leidenschaft für diese Musik wieder, ebenso unsere Lust, etwas zusammen zu erschaffen. Wenn Clay Rendering ein Teil von etwas ist, dann ist es unbeabsichtigt. Klar fallen uns Noisekünstler auf, die mehr songorientierte Projekte betreiben. Die meisten von ihnen, uns eingeschlossen, hatten schon immer songorientierte Neigungen, so überrascht es dann nicht sehr.

Ihr habt letztens auf dem gleichen Festival wie Cut Hands gespielt. Siehst du Ähnlichkeitne zwischen euch?

Wir wurden duch Whitehouse (und nun Cut Hands) inspiriert seit wir uns kennen. Er hat eines der besten Sets abgeliefert, das wir seit Jahren gesehen haben. Wir werden unsere erste Show nicht damit vergleichen! Wenn es eine Ähnlichkeit gibt, dann ist es, dass wir beide auf unsere Art genau das machen, was wir wollen… Ob es nun “Noise” oder “Musik” oder was auch immer genannt wird. Es war uns eine Ehre, unseren ersten Gig vor Cut Hands zu spielen.

Wie sehen eure Gigs aus? Seit nur ihr beiden auf der Bühne?

Ja, wir beide. Tara kümmert sich um die erdigen Elemente, ich um die Feuer-Elemente.

Habt ihr schon angefangen, neues Material zu schreiben bzw. aufzunehmen?

Ja, wir sind genau in der Mitte der Aufnahmen für unser Debütalbum. Neue Songs werden wöchentlich komponiert, aber wir sind an einem Punkt, an dem wir das Album haben. Nun kommt es auf das Organisatorische, das Editing, das Überarbeiten, die Details an…. Wir haben eine Reihe an Shows diesen Sommer und werden auf jeder der Shows neue Songs spielen, eine weitere gute Möglichkeit, zu sehen, was funktioniert und was nicht. Das Album wird noch diesem Sommer fertig sein.

(M.G.)

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