THE COSMIC DEAD: Easterfaust

Eine „kosmische“ Band, die sich selbst als Hawkwind-Hommage outet, ist klar im Vorteil und punktet zusätzlich, wenn sie ihren doomigen 70s-Psychedelia eine eigene Note beimischt – ein mustergültiges Beispiel gelungener Tiefstapelei. Die kosmischen Toten gründeten sich 2010 in Glasgow und haben seither eine Reihe solider Platten unters Volk gebracht, u.a. bei Jay Rendalls rührigem Grindcore Karaoke-Label. Vielen sind sie auch als Support für Größen wie White Hills, Gnod oder Arbouretum in Erinnerung geblieben. Unter dem krautigen Titel „Easterfaust“ erscheint nun bei Sound of Cobra ihr jüngstes Lebenszeichen.

Um die vielen Referenzen und kleinen Innovationen ihres zu drei Vierteln der Retrophilie gewidmeten Programms wirklich zu beurteilen, muss man freilich tiefer in die Lieblingsepoche der Schotten eingetaucht sein, als dies beim Rezensenten der Fall ist. Deshalb sollen die beiden Stücke auch primär geschmäcklerisch bewertet werden. Der erste Eindruck geht in eine recht entspannte, gelöste Richtung, unprätentiöse Klänge der Saiten und Synthies schwimmen in einer wabernden Soundsuppe, die, wie sich bald herausstellt, auch kernige Brocken enthält. Erst nach einigen Minuten zeichnet sich eine stete Vorwärtsbewegung ab, als Auftakt zur kontinuierlichen Zunahme der Schwere und Fülle des Materials – hier zeigen The Cosmic Dead, wo zahllose bärtige Postfuzzis ihr Handwerk gelernt haben.

Im eigenen verheißenen Land, einem felsigen Hochplateau, angekommen, gestaltet sich die Musik nicht nur rau und heavy, sondern zudem ausgesprochen routiniert. Wah Wah- und Tremoloeffekte wirken wie aus dem Handbuch übernommen, verfremdete, kaum noch menschlich klingende Vocals und kaputte rhythmische Brüche ereignen sich genau an den richtigen Stellen, und erklänge am Ende der ersten Seite keine Sitar, hätte man sie wahrscheinlich vermisst. Der ganze kosmische Baukasten erweist sich als so brauchbar, dass die Reise (man mag kaum vom Trip sprechen) auf der zweiten Seite nahtlos weiter geht, auch wenn bei diesem Stück die Entwicklungsstruktur durch eine gewisse Statik ersetzt wird.

Mit seinen wechselhaften, jedoch nie zu verkopften Rhythmen ist „Easterfaust“ ein angenehm spaciger Garant für derbe Partylaune, schwerer als die überpräsenten Kollegen von der Twang- und Rassel-Fraktion und weniger treibend als die Labelkollegen In Zaire. Das hier kein neues Kapitel der Musikgeschichte beginnt, kollidiert wohl kaum mit dem Ansinnen der Band, so dass hier „retro“ im Großen und Ganzen für „gelungen“ steht, und da die Herrschaften ihr Handwerk verstehen, kann man wohl gratulieren und auf die nächste solide Psychstonerdoomplatte warten, die beim Qualitätsstandard dieses Genres sicher nicht lange auf sich warten lässt.

A. Kaudaht

Label: Sound of Cobra