HEROIN IN TAHITI: Peplum 7′

Doomige Keyboards, verwegene Twangs und ein langsamer, tiefschwarzer Groove – Heroin in Tahiti, die beiden Doomsurfer aus Rom bleiben sich treu, präsentieren nach dem Split mit Ensemble Economique ihr nächtes Lebenszeichen und erweitern das Tape-Label Yerevan mit dem untypischen Medium einer schön gestalteten schwarzen 7”.

Vor allem die erste Seite mit dem Titelstück knüpft an frühere Aufnahmen wie „Surf Giants on Dope“ vom Albumdebüt an und präsentiert die typische, aber rare Mischung aus kernigen, griffigen Gitarren und einem perfekt ausgestalteten Klangteppich aus erdigem Dröhnen und monotoner, metallischer Perkussion. Mit der Zeit kristallisieren sich immer mehr Feinheiten heraus. Begleitet von sanften Mellotron-Klängen verwandeln sich die monotonen Riffs in verhaltene Soli, und mit der Zeit wirkt der Song immer dynamischer, ohne wirklich im Tempo anzuziehen. Fast zwangsläufig stellen sich cineastische Assoziationen an, denen wohl auch das Label erlag, als es „Lee Van Cleef’s ominous face wandering in a fucked up Roman borgata“ halluzinierte. Weckt das verwegene Szenario von „Peplum“ noch Assoziationen zu einem düsteren amerikanischen Road Movie, so erscheint mir die oft genannte Referenz zu italienischen Filmkomponisten wie Morricone oder Nicolai auf dem Stück der B-Seite erstmals deutlich greifbar. „Alo“ (das Teil einer Austellung des Künstlers Phil Collins war, bei der auch Beiträge von David Sylvian, Laetitia Sadier, Pye Corner Audio und Demdike Stare zu hören waren) verbindet die bandtypische Mixtur aus Elektronik und grobkörnig-verwackelten Gitarren mit bis zur Entmenschlichung verrauschten Vocals und einer Spieluhr, die Giallofilme wie Aldo Lados „The Child/Who Saw Her Die“ in Erinnerung ruft. Unberechnebarer denn je malen die Soli faszinierende Melodien, die das Stück beim finalen Panoramaschwenk spannend und geheimnisvoll enden lassen.

Heroin in Tahiti sind Teil einer kreativen italienischen Musikergeneration, die jüngst in Form eines Genrenamens ein griffiges Ettikett erhielt. Es sei ihnen (und vielen ihrer Kollegen) gegönnt, dass dies die mediale Resonnanz vergrößert, ohne durch allzu inflationäre Nennung einen solch ermüdenen Verlauf zu begünstigen, wie er sich damals beim New Weird America-Phänomen einstellte.

Tolle kleine Veröffentlichung, die auf fünfhundert geschmackssichere Nerds wartet und auf künftiges, eventuell wieder längeres, gespannt macht. (U.S.)

Label: Yerevan Tapes