WOVENHAND: Refractory Obdurate

Der Werdegang von Wovenhand mit all seinen großen und kleinen Kurswechseln ist ausgiebig dokumentiert, und der musikalische Schritt, den David Eugene Edwards von „The Laughing Stalk“ zu „Refractory Obdurate“ gegangen ist, wird vermutlich als einer der weniger großen in die Bandchronik eingehen, denn die vor einigen Jahren getroffene Entscheidung, rockiger und treibender zu spielen, wird anno 2014 nicht revidiert, sondern lediglich in der Art und Weise variiert. Textlich fällt eine Rückbesinnung auf biblische Themen ins Auge, die im Bandkosmos nie vom Tisch waren, doch schon seit dem Ende von Sixteen Horsepower weniger direkt im Vordergrund standen.

Wenn es einen offensichtlichen Unterschied zum Vorgänger gibt, dann ist es der entschiedene Verzicht auf Feinschliff, der jedoch zu keiner Zeit nachlässig wirkt, sondern den zehn Songs in seiner crustigen Derbheit den Beigeschmack eines verzweifelten Kampfes bis zur Erschöpfung verleiht. „Masonic Youth“ ist eine furiose Klage mit schreienden Gitarren, gallopierenden Drums und vor allem Edwards kratziger Stimme, die hier etwas in den Hintergrund gemischt ist. So entsteht mehr denn je der Eindruck, dass es hier um Anstrengung, um ein mit allen Kräften ausgetragenes spirituelles Ringen geht. Die Verausgabung, die Edwards in Songs wie „Good Shepherd“, „Field of Hedon“ oder „Hiss“ zelebriert, scheint ganz im Zeichen ritueller Selbstüberwindung zu stehen und sollte all die eines Besseren belehren, die in Edwards asketisch anmutender Strenge nur Furcht und Calvinismus sehen wollen (um ganz von denen zu schweigen, die dabei klingen, als sei die Bibel eine Gothic Novel).

Wie kleine Oasen einer zumindest ansatzweisen Ruhe erscheinen die wenigen Songs, die das raue Klangkontinuum verübergehend aufbrechen und so etwas wie Trost anklingen lassen: „The Refractory“ hält die größte Melodie des Albums bereit, im Gesang, aber auch im fast nach Banjo klingenden Gitarrenspiel, und „Obdurate Obscura“ entführt mit seiner (Zufalls?)Nähe zu Sirtakiklängen in ein entferntes, mediterranes Szenario. Betulichkeit kommt aber auch da nicht auf, und auch beim leicht gedubbten „Salome“ singt Edwards vom Fatum.

Ein Fazit, denke ich, kann man bei Wovenhand erst in Jahren ziehen, denn die einzelnen Alben sind Abschnitte einer anhaltenden Suche, die immer wieder neu durch ihre Intensität beeindruckt. (U.S.)

Label: Glitterhouse