EXPO 70: Solar Drifting

Justin Wright alias Expo 70 veröffentlicht seit Jahren in Dauerrotation spacige Soundscapes irgendwo im Graubereich zwischen psychedelischem Rock und verspielter elektronischer Avantgarde, und einige seiner interessantesten Releases erblickten auf Zoharum das Licht der Welt, so beispielsweise das Robert Anton Wilson gewidmete Konzeptalbum namens „From Earth to Sirius“ und eine mit viel Bonusmaterial ausgestattete Neuauflage seiner LP „Corridors of Infinity“. Dieser Tage erscheint ebenfalls auf dem polnischen Label eine Sammlung an Outtakes und vergriffenen Stücken unter dem Titel „Solar Drifting“.

Die hier vertretenen Songs sind allesamt in den Jahren um 2010 entstanden und größtenteils auf raren Singles erschienen, weshalb sie sich auch durchweg durch eine gewisse Kürze und einen kompakten, konzisen Aufbau auszeichnen. Im Unterschied zu seinen Alben, bei denen immer der Gesamtzusammenhang im Vordergrund steht und die einzelnen Tracks nur Abschnitte bilden, ist „Solar Drifting“ eher episodisch ausgerichtet und das Driften und Gleiten durch Raum und Zeit wirkt bisweilen ausschnitthaft. Ansonsten ist die Sammlung durchweg von Wrights Handschrift geprägt: Sich kreisend und doch zielgenau bewegende Drones, meist in dicke, verrauschte Hüllen gepackt, deren Dichte sich kontinuierlich steigert, hier und da trashige Computersounds, die die illusionäre Harmonie durchbrechen und kein Zweifel an der Entstehungepoche lassen, denn in den Seventies, die er so gerne channelt, hätte es die nicht gegeben. Trotzdem immer wieder der Repetition und dem warmen Klang geschuldete Einlulleffekte, die dafür sorgen, dass man kleinere Brüche schon mal überhört. Gelegentlich raue, bisweilen sogar recht ätzende Riffs und solide Gitarrensoli, die verraten, dass seine Herkunft eher im Rock als im Ambient oder in der experimentellen Musik liegt.

Das ändert freilich nichts daran, dass es von Expo 70 immer gelungene Ambientstücke gab, und das den Hörer emporhebende und auf einem Harmoniumteppich davontragende „Tarot Reading“ zählt auch hier zu den Höhepunkten. (A. Kaudaht)

Label: Zoharum