END: Nightmare Visions

Wenn sich ein Projekt End (ursprünglich mit bestimmtem Artikel) nennt und eine Zusammenstellung „Nightmare Visions“ betitelt wird, dann sollte man nicht unbedingt Subtilität erwarten. Und tatsächlich: Das ursprünglich zwischen 1998 und 2000 aktive Projekt aus Oslo, das jüngst ein Comebacktape auf Epic Recordings veröffentlicht hat, bringt es auch bei den Songtiteln auf den Punkt: „Monster“, „Sick Man“, „Human Flesh“ oder etwa „Perverted Soul“.

Das ist Beschäftigung mit „kulturellen Trümmern“, wie es auf der Labelseite heißt. Dieser Moment der Übersteigerung spiegelt sich auch in der musikalischen Umsetzung wider: Es wird viel mit Filmsamples gearbeitet, so etwa auf „Perverse Pleasures“, auf dem die roboterhafte Stimme an Monte Cazazza erinnert oder „Asphyxiation“, auf dem die Vocals so klingen, als widerfahre dem Sänger das dem Song den Titel Gebende. „Guilty Pervert“ basiert hauptsächlich auf treibenden Beats und Filmsamples, „Last in Line“ kombiniert monotone Perkussion mit ultraverzerrtem Gesang. Bei Stücken wie Mentally Ill“, dem heftigen „Meat Wagon“ oder „Graveyard Addict“ mag man die von Bandseite genannten Einflüsse wie Pouppe Fabrikk entfernt heraushören, während bei „Sick Man“ auf Rhythmus weitgehend verzichtet wird. „Human Flesh“ wird von an Industrial erinnernde Noiseschleifen dominiert, die den wie ausgekotzt klingenden Gesang untermalen. Auf „Death Zone“ hört man Grindcoreeinflüsse und “Speed Kills” klingt wie ein EBM/Metal-Hybrid. Verglichen damit hat das zurückhaltende „Torso“ fast schon Popcharakter – sieht man von den Samples ab. Allerdings werden Songformate auch immer wieder aufgebrochen, wie etwa auf dem collagenhaften „Killer Saga“ oder bei „Menace“ und dem das Album abschließenden „Surrogate“, wobei letzteres mit seinen atonalen Elementen an Skinny Puppys (im positiven Wortsinne) chaotische „Last Rights“ denken lässt.

Mit all dem Stumpfsinn, der sich heute auf schwarzen Festivals tummelt und den manch Geschichtlingtsvergessene, die ihre Kleingeistigkeit durch Plateausolen zu kompensieren versuchen, als Industrial titulieren, hat das wenig zu tun, ein Songtitel wie „Noises and Voices“ fasst das, was dem Hörer auf 27 (teils unveröffentlichten) Stücken, von denen eine Reihe nicht länger als zwei Minuten sind, geboten wird, ganz gut zusammen.Verweist man auf andere Genres oder andere Medien, dann sind End weniger Merzbow als vielmehr The Gerogerigegege und eher Hershell Gordon Lewis als David Cronenberg. (M.G.)

Label: Epic Recordings