TORBA: Sqòrt

Mauro D. alias Torba ist ein großer Ironiker, was in der Geräuschmusik lärmender Art durchaus von Vorteil ist. Zwischen den zahlreichen, meist grotesken Sounds seiner Samplekollagen kommen auch immer wieder Stimmen „zu Wort“, menschliche wie tierische, oft in Form von gröhlendem Gelächter und zünftigem Schweinegrunzen – letzteres ganz zentral in seinem letzten Tape, das verquere Beziehungen zum Thema hatte und auf den belgischen Film „Vase de Noches“ referiert: die Geschichte der Liebe eines Bauern zu einem Schwein. Auf dem Nachfolger „Sqòrt“ hält sich dies zumindest zu Beginn in Grenzen, der Bezug ist aber schon durch den Titel gegeben, der laut Urban Dictionary ein Geräusch zwischen Kichern, Schnarchen und Grunzen bezeichnet, das manche Menschen im belustigten Zustand von sich geben.

Groteske Montagen gibt es in den zwei rund zehnminütigen Tracks allerdings reichlich: Enervierendes Gummiquieken und metallenes Rumpeln und Poltern und das Knirschen rostiger Federn leitet das Titelstück ein, bis ganz plötzlich eine Lawine ungeschlachter Soundbrocken über die Hörer hinwegfegt. Die Objekte fallen in alle möglichen Richtungen und legen den jeweiligen Grundstein für hastiges Gefrickel, hektisches Rasseln, unterdrücktes Stimmengewirr und ein Radiosample, zu kurz, als das man etwas verstehen könnte. „Djàrf“, das die zweite Seite ausfüllt, ist mehr von Gegensätzen geprägt. Laute und leise Passagen wechseln sich ab, statisches Dröhnen und das aggressive Hecheln einer erschöpften Stimme kontrastieren miteinander und zerren enorm an den Nerven, und wenn man denkt, mit dem monotonen Saitenspiel, das sich irgendwann einstellt, erfolgt eine Wendung hin zu herkömmlich musikalischen Strukturen, steigert sich der Atem in heftiges Keuchen und Würgen, das von den harmonischeren Sounds nur noch nonchalant kommentiert wird.

Torba ist auch hier der versierte Erzähler, der gekonnt Spannungskurven aufrecht erhält, falsche Fährten legt und doch stets die Dynamik im Blick behält, aber im Unterschied zu früheren Aufnahmen erfolgt all dies hier subtiler. Dies lässt die Vielfalt und Stimmigkeit der verwendeten Geräusche nur noch deutlicher ins Auge fallen. Torba wird meist dem Harsh Noise zugeordnet, in dessen Infrastrukturen er sich auch bewegt, und der raue Bruitismus seiner Musik ist da auch nicht fehl am Platze. Man darf allerdings auch nicht unterschlagen, dass seine Musik gerade von der kunstvollen Montage seiner Sounds lebt. Es gibt zusätzlich zur rauen Energiegeladenheit auch eine filigrane Seite von Torba, die ihm eine DIY-Ecke in der Musique concrète sichert. (U.S.)

Label: Total Black