MACIEK SZYMCZUK: Light Of The Dreams

Eine Musik, die Träumen nachempfunden ist, stellen sich viele dem Klischee nach als ruhig und ereignisarm vor, und viele Versuche in diese Richtung klingen auch tatsächlich so. Das ist merkwürdig, denn viele Menschen würden einräumen, dass ihre Träume mitunter ereignisreicher als das Erleben im Wachzustand sind und durchaus auch nicht immer entspannt. Die gewollte Traummusik ist oft eher Schlafmusik, vergleichbar den nachtfüllenden Schlafkonzerten Stephen Stapletons.

Maciek Szymczuk, der vor knapp zwei Jahren ein empathievolles Ambienalbum namens „Music for Cassandra“ veröffentlicht hatte, widmet sich auf dessen Nachfolger ganz seinem Ideen zur Traumrealität, und sein zentrales Augenmerk gilt dem Unberechenbaren.

Merkwürdige, zum Teil recht plötzliche Sprünge in Thema und Stimmung manifestieren sich in einem stetigen Wechsel der Gangart, der Fülle und der Genrereferenzen, bei denen krautige, „kosmische“, dub-artige und an Spaceman 3 erinnernde Episoden aneinander anknüpfen. Dies hat natürlich eine starke Auswirkung auf das immer wieder Veränderungen unterworfene Klang- und Raumerleben – lässt man sich auf die psychedelischen Sounddetails in weiten, hallenden Räumen ein, muss man vielleicht nicht gleich die natürlichen Gegebenheiten infrage stellen, wird aber sehr wohl der Tatsache gewahr, dass der Traum allem voran ein veränderter Bewusstseinszustand ist.

Songtitel wie „Dream of a Woman on a Pig“, „Dream of an Arab Omlette“, „Dream of a Black Dog Called Antichrist“ illustrieren dieses slideshowartige Panorama und passen auch ganz gut zum Humor, der die Musik – ganz im Unterschied zum doch eher ernsten „Cassandra“-Album – in Form von dadaistisch angehauchtem Quietschen und Blubbern der Synthies durchzieht. Ebenfalls eher untypisch, wenn man von den letzten Arbeit des Musikers ausgeht, sind die rockigen Psychedelic-Passagen und die (stellenweise afrikanisch angehauchten) Rhythmen, die immer wieder auf’s neue Bewegung ins Bild bringen.

Schwere, melanchlolische Keyboardnummern, oft in Reminiszenz zu auch deutscher Musik der frühen 80er, knüpfen eher an vergangene Aufnahmen an, und bedrohliches Flüstern bringt zumindest an einer Stelle die Atmosphäre eines Alptraums mit ein. Insgesamt ein durchaus empfehlenswertes Album, bei dem ich aufgrund des ungewöhnlich gestalteten Digipacks aus der Werkstadt von Karolina Stanieczek in jedem Fall die Hardcopy empfehle. (U.S.)

Label: Zoharum