TÉLÉPLASMISTE: Frequency Is The New Ecstasy

Als Tele- oder Elektroplasma bezeichnen Parapsychologen einen hellen, gazeartigen Stoff, der bei einem Medium angeblich während einer spiritistischen Aktivität aus den Körperöffnungen hervortritt. Auf den Zusammenhang referieren wohl auch Mark O. Pilkington und Michael J. York, die mit ihrem Duo Téléplasmiste nach eigener Angabe Elektrizität, Natur und Magick musikalisch ausloten. Die bisherige Geschichte der Musiker – Pilkington ist neben seinen Projekten Raagnagrok und Urthona einer der Betreiber des Strange Attactor-Verlages, York kollaborierte mit Coil, Cyclobe, Guapo und jüngst Shirley Collins – macht neugierig.

Man setzt sich immer dem Vorwurf einer gewissen Oberflächlichkeit aus, wenn man heute noch eine Musik schlicht als Drone klassifiziert – rein formal ist es aber das, was Téléplasmiste auf ihrer zweiten LP machen, mit halbmodularen Synthies und diversen Holzblasinstrumenten, deren Beitrag recht kunstvoll in die elektronischen Texturen eingewebt ist, hier und da aber auch mal wie das Heulen einer Alarmsirene an die Oberfläche dringt. In den meisten Abschnitten wird von Klangmaterial her ein gewisser Minimalismus gewahrt. Dass man diesen nicht immer als solchen wahrnimmt, dankt sich u.a. der atmosphärischen und emotionalen Intensität, die beispielsweise „Gravity is the Enemy“ mit seiner angedeuteten Rhythmik zu einem hart erkämpften Triumph über die Schwerkraft werden lässt.

Es gibt einige erhabene Momente auf „Frequency Is The New Ecstasy“, von der schleppenden Schwere in „Astodaan“ über die verspielten Computersounds im schon vom letzten Album her bekannten „Fall of the Yak Man“ bis zur langen kosmischen Schwebefahrt in „Radioclast“. Meines Erachtens offenbart das Duo seine größten Stärken im relativ zentralen „Mind at large“, bei dem mit ganz kleinen Mittel – schnelle, leicht abgehoben wirkende Vibratos, die in gewissen Abständen zu kleinen Pulsationen gerinnen – eine ungemein faszinierende Wirkung erreicht wird. Erste Voraussetzung, um die magische Wirkung dieser Kompositionen zumindest zu erahnen, ist eine erwartungsvolle, konzentrierte Aufmerksamkeit, andernfalls könnte die Musik in ihrer angenehmen Eingängigkeit auch zu bekömmlich duftendem Raumspray verkommen – es würde funktionieren, aber selten wären derart kostbare Perlen vor der grunzenden Rotte verschüttet worden. (U.S.)

Label: House of Mythology