TRAPPIST AFTERLAND: Afterlander

In der Diskografie von Trappist Afterland nahm das vor zwei Jahren erschienene „Afterlander“ so etwas wie eine Schanierstelle ein, fasste vieles aus der Vergangenheit der australischen Psych Folker zusammen und stellte zugleich die Weichen für Künftiges. In ihrer mystisch angehauchten, weit über westliche Musiktratitionen hinausgehenden Gestalt deuteten die Songs schon etwas in die konzentriertere Richtung des darauf folgenden „God’s Good Earth“ und hatten doch noch einiges von dem zerfledderten 70er-Feeling des Frühwerks, das wie ein Echo aus den Tagen der Incredible String Band zu uns herüberwehte. Sänger Adam Cole selbst nannte es einmal sein liebstes Trappist-Album, und in der Tat enthält es ein paar großartige Songs.

Wie ein drogeninduzierter Traum, der sich heimlich ins schlafende Bewusstsein schleicht, baut sich der eröffnende Song „Lucifer Mosquito“ mit zaghaftem Rasseln und Bimmeln auf, mit stimmungsvollem Gitarrenspiel und sanftem Murmeln entsteht eine somnambule Atmosphäre, die entfernt an einige Momente auf Current 93s „Black Ships“-Album erinnert. Der Song erzählt eine sehr ungewöhnliche Version der Geschichte des Sündenfalls, bei der Luzifer nicht als Schlange, sondern als Stechmücke im Paradies erscheint. Nachdem der Stammvater Adam ihn dabei beobachtet, wie er das Blut eines Schweines saugt, erwacht in ihm die Lust auf fleischliche Nahrung, was als Folge den Fall der Menschheit einleitet. Die Geschichte und ihre fast kindliche Darbietung vermögen derart zu bannen, dass man erst mit der Zeit merkt, wie mit dezenter Perkussion und weiteren Instrumenten doch ein recht voller Bandsound entstanden ist.

Einige der folgenden Songs haben eine soundscapige Gestalt und scheinen in allem das Geheimnis zu suchen, um es gleichsam zu bewahren. „Saint Peter & the Rainbow“ mit seinem asiatisch anmutenden Schwebedrone lässt Wundersames vorbeiziehen, das mehr erlebt als begriffen werden will, ebenso „Jessie’s Root“, das den schon auf „Like a Beehive“ behandelten Stoff aus dem Buch Jesaja auf evokativen Klangteppichen schweben lässt, während der Stimmeinsatz beinahe einem weiteren, atmosphärischen Instrumentenspiel gleichkommt. Ein Detail, das solche Songs besonders prägt, ist ein Instrument namens Dulcitar, das die Grundform des Hackbretts mit Komponenten von Gitarre und Sithar kombiniert. Coles Exemplar wurde übrigens in der Werkstatt Timothy Renners (Stone Breath u.a.) gebaut.

„Black Dog Coast“, ein wohl sehr persönlicher Song, bei dem Coles Tochter am Cello zu hören ist, beginnt ähnlich geheimnistrunken, bricht in der Mitte jedoch recht plötzlich auf und gebiert eine treibende, fast rockige Energie – Perkussionist Phil Coyle, der im Bereich der Rhythmus-Instrumente vermutlich ebenso breit aufgestellt ist wie Cole bei den Saiteninstrumenten, drückt hier einigen Stücken seinen Stempel auf. Neben diesen Klanglandschaften enthält „Afterlander“ auch wunderschöne, durchaus eingängige Songwriter-Perlen: „A Jar of Mystics“ benötigt über weite Strecken nur die simplen Ornamente der Oud und Coles melodischen Gesang, doch wenn sich eine Flöte hinzugesellt und einen zum „mystic’s beach“ hinwegträgt, entstehen einige der größten Momente des ganzen Albums. Ähnlich ergreifend das etwas üppigere „Where the Willows Weep“, dessen wehmütige Melancholie den Wunsch nach Schönheit und Wahrheit nicht nur ausdrückt, sondern gleichsam einlöst.

Trappist Afterland wurden häufig, auch bei uns, mit bekannten mystischen und psychedelischen Folkacts verglichen, Namen wie The Incredible String Band oder The Trees Community, aber auch neuere Bands wie Stone Breath, Six Organs of Admittance oder die akustischeren Werke von Current 93 werden gerne genannt. Doch wer die z.T. recht unterschiedliche Ausprägung dieser Gruppen kennt, wird ahnen, dass diese Verweise nur grob den musikalischen und thematischen Ort der Melbourner umreißen, denn in Wirklichkeit haben sich Trappist Afterland mit ihrem immer etwas stonerartigen Sound, der Verschmelzung westlicher und orientalischer Einflüsse und der sanften, ungekünstelten Stimme Coles längst einen ganz eigenen Platz erspielt.

„Afterlander“ wurde gerade auf LP neu aufgelegt, die neue Fassung enthält Liner notes von David Tibet, der vor einiger Zeit auf die Band aufmerksam wurde. Das ist die gute Nachricht. Die andere ist, dass die Auflage mit 200 Exemplaren ausgesprochen knapp ist, so dass man sich beeilen sollte. (U.S.)

Label: Sugarbush Records