WHITE HILLS / DER BLUTHARSCH AND THE INFINITE CHURCH OF THE LEADING HAND: Desire

White Hills und die Kapelle um Albin Julius kennen sich schon fast ein Jahrzehnt und haben vor acht Jahren eine gemeinsame Single herausgebracht. Den Plan, ihre kreativen Ideen einmal im größeren Stil zusammen in die Waagschale zu werfen, trugen die Wiener und die New Yorker schon eine ganze Weile mit sich herum. Ein erstes Resultat ist die vorliegende EP, auf der sich alles um das Thema Begierde dreht.

Rau, verwegen und immer im paradoxen Spannungsfeld zwischen leidenschaftlicher Getriebenheit und stoischer Coolness – so etwas erwartet man, wenn sich eine Truppe psychedelischer Haudegen diesem Thema widmet. Die Erwartung wird vollends erfüllt, doch was überrascht, sind die Anleihen beim Synthie Pop der 80er, die einen relativ großen Raum einnehmen und mit dem schwülen Psychrock eine interessante Synthese eingehen.

Die Zusammensetzung des Gebräus zeigt sich schon in den ersten Momenten von „Nom de Guerre“: Ein dunkler, griffiger Basslauf und der langsame Takt einer Drummachine geben die Richtung vor und lassen einen ganz eigenen Groove entstehen, der – vielleicht wegen des Minimalismus, aber sicher auch wegen dem geheimnisvollen Hauchen der Sängerin – etwas Traumhaft-Irreales ausstrahlt. Ein Hauch von Fatalismus steckt in all dem und schlägt die Brücke zum folgenden „Await the Moon“, doch hier tritt dieser in einen interessanten Gegensatz zu den sanften Pickings und den entspannten Twangs, die wie der Auftakt zu einem dunkel ausgeleuchteten Roadmovie klingen.

Aufgewühlter dagegen der Titelsong, ein echter Ohrwurm, dessen Gitarrenparts am Ende tief in die Kiste schwülheißer Americana greifen. Nach diesem Höhepunkt kann nur ein Bruch kommen, und dieser leitet über in eine blubbernde technoide Klanglandschaft, die in ihrer spacigen Intensität an Coils „Red Birds Fly out of the East…“ erinnert.

Mit „Lover“ scheint die rund zwanzigminütige Reise im sicheren Hafen eines versöhnlichen Endes angelangt, doch den poppigen Synths und den simplen Takten steht ein Gesang entgegen, der zu niederdrückend anmutet, zu sehr an Nico erinnert, zu desillusionierende Dinge von Tod und Asche verkündet, um das Idyll gelingen zu lassen. Nicht dass White Hills und Der Blutharsch und seine unendliche Kirche ein solches Idyll bräuchten, aber ich betrachte den offenen Schluss jetzt dennoch als Cliffhanger und hoffe auf eine Fortsetzung der Zusammenarbeit im LP-Format. (U.S.)

Label: Van Records