MAAT: The Next

Zu der in Hamburg lebenden Musikerin Dörte Marth könnte man so viele Hintergrundinformationen liefern, dass es den Rahmen einer Rezension sprengen würde. Vielleicht macht der Hinweis, dass ihr in den frühen 90ern aktives Projekt Maat nur eine Etappe in im Werdegang der Künstlerin darstellt, die seinerzeit im Dunstkreis von Dom Elchklang und HNAS unterwegs war und heute Teil von Female Pressure ist, Experimentalfans und Wave-Nostalgiker gleichermaßen neugierig. Womit auch gleich der musikalische Rahmen angedeutet wäre, in dem sich die zwei Alben des Projektes, von denen hier eine Songauswahl als Re-Release vorliegt, groß umrissen wäre.

“The Next” kompiliert zwölf unterkühlte Synthie- und Samplekollagen mit viel Raum für unwirsches Rumoren und mysteriöses Okkult-Pathos, bei dem allerdings immer soviel hexiger Schalk durch die Ritzen lugt, dass man sich fragen muss, ob all das gespenstische Pochen und Schaben, das rätselhafte Flüstern zu einsamen Akkorden, der fernöstliche Exotismus, das dunkle Knarren der Bässe, der gehauchte Sopran eines Jazzballaden-Hologramms und der Katakombenhall nur ein großer dadaistischer Spaß sind.

Gesamplete Zirkusmelodien und kindliche Rhythmen, ein quietschendes Fräulein hinter Glocken und Handdrums und orchestrierte Bläser, die fast beiläufig durch den Raum fliegen – all das spricht dafür und erinnert, ähnlich wie die Takte, die kurz aufspielen, ihr Tempo ändern und wieder verschwinden, wie ein surreales Musical mit Nurse With Wound-Vibe. Doch zum Glück schließen sich schräger Humor und ein ernsthaftes Geschick in den dunklen (Klang-)Künsten ja nicht aus. Die Auswahl erscheint 280mal auf Vinyl und natürlich grenzenlos in den gängigen digitalen Formaten.

Label: Pacific City Sound Visions