JULIO CHOCOLATE ALGENDONES: Peru’s Master Percussionist

Ein Geheimnis wird mit dieser Reissue nicht nur deshalb gelüftet, weil die auf der Sammlung enthaltenen Stücke bereits seit den 90ern nur noch antiquarisch erhältlich waren. Ein gut gehütetes Geheimnis ist für viele sicher schon die Tatsache, dass es überhaupt eine afroperuanische Musiktradition gibt. Einwohner mit afrikanischen Wurzeln machen unter fünf Prozent der peruanischen Bevölkerung aus, viele davon sind erst in den letzten beiden Jahrhunderten aus der Karibik in das südamerikanische Land eingewandert.

Dieser Tatsache mag es geschuldet sein, dass Julio Algendones (1934-2014), dessen Spitzname Chocolate von der Unbeschwertheit seiner Generation zeugt und heute vielleicht bei einigen für lange Gesichter sorgen würde, so viele Einflüsse aus der Musik der v.a. in Haiti und Kuba praktizierten Santeria-Rituale, die wiederum auf den westafrikanischen Yoruba-Glauben zurückgehen, neben den Fastejo-Rhythmen der peruanischen Tradition in seinen Perkussionsstil integriert. Algendones war in den 80er und 90er Jahren Mitglied der Band Perujazz, spielte aber bereits seit längerem solo auf Handtrommeln wie Conga, Kalimba und Cajon und hatte 1990 bei einem Touraufenthalt in Las Vegas die Gelegenheit, seine besten Tracks aufzuhmen, die damals von dem Engländer J. Blue Sheppard produziert und über das New Yorker Label Lyrichord veröffentlicht wurden.

Wollte man eine Eigenschaft der Stücke herausheben, dann wäre es wohl der hypnotische, trancehafte Charakter der Handdrums, die vor stilvoll rauschendem Hintergrund immer wieder ihr Tempo verändern und dabei, vermutlich durch den Wechsel der Anschläge vom Zentrum zum Rand des jeweiligen Instruments, auch die Tonhöhe. Was dabei ebenfalls durchgehend gewahrt bleibt, ist der Frohsinn und die komplette Abwesenheit jeglichen Pathos’, ob in den vorsichtig vorantastenden Momenten, in den entgrenzteren Passagen, wenn seine Vorliebe für Avantgardejazz durchscheint, oder in den schwungvollen Abschnitten, wenn die Musik von Rasseln begleitet immer rituellere Züge annimmt – oder für kurze Augenblicke fast an Techno erinnert.

Sein Landsmann und Perujazz-Kollege Manongo Mujica hat die Aufnahmen jüngst neu aufbereitet und zusammen mit einem schon in den 80ern in Lima entstandenen Track erstmals auf Vinyl in verschiedenen Farben herausgebracht. Gerüchten zufolge soll dies der Auftakt einer ganzen Reihe an Andenschätzen sein, die in der nächsten Zeit das Licht einer größeren Öffentlichkeit erblicken sollen.

Label: Buh Records