ZEA / OSCAR JAN HOOGLAND: Summing

Als Oscar Jan Hoogland um die Jahrtausendwende herum anfing, die Amsterdamer Improvszene mir Klavier und elektrifiziertem Klavichord aufzumischen, war Arnold de Boer, der sich solo und gelegentlich auch mit Anhang Zea nennt, dort schon längst eine bekannte Figur, hatte Trompete und Drums weitgehend an den Nagel gehängt, sang und spielte Gitarre in zahlreichen Konstellationen, wenn er nicht gerade Konzerte und Festivals organisierte. Später sollte er bei The Ex eingestiegen und nebenbei so etwas wie ein inoffizieller Botschafter von Musik aus Ländern wie Ghana und Äthiopien werden.

Daneben war er Dozent für Soziologie und hatte eines Tages den jüngeren Hoogland in seinem Seminar sitzen. So kamen die beiden ins Gespräch und griffen nun in regelmäßigen Abständen immer wieder gemeinsam zu ihren Instrumenten und jammten sich durch alle Musikrichtungen von Jazz bis Punk, von Folk bis Noiserock und allen irgendwo dazwischen liegenden Lofi-Regionen.

“Summed” ist das bisher größte Dokument ihrer gemeinsamen Abenteuer und dem Namen und den vielfältigen Interessen der beiden entsprechend eine Wundertüte an schrägen Ideen: Deftig-doomige Riffs über stilvollem Lofi-Knistern und jaulenden Sirenen; freudliche Vocals, die eine englisch anmutende Depristimmung versprühen; noisige Kratzgitarren über ratternden Presslufthämmern; ein krähender Hahn – der vom Cover – sagt ein klimperndes Honkytonk-Piano an; ein Taschensaxophon spielt eine wehmütige Melodie, in die Hoogland mit nachlässiger Coolness einstimmt; flatternde Propeller als Kulisse für eine anmutige, orientalische Flötenweise – bis tiefgrummelnde Saiten aus der Postpunk-Mottenkiste zu einer Reflexion über die eigene Überflüssigkeit überleitet. Dann wieder jungenhafte Nonchalance in aller Abgründigkeit, und all dies eingespielt und aufgenommen in einem Take.

“The Little Man Upon The Stair” scheint mir das Herzstück des irgendwie doch kohärenten Sammelsuriums zu sein, denn mit seinen fast versteckten und doch treibenden Beats und seinen eiernden Bläsersounds, die an eine Schalmei erinnern, mehr noch im leicht gehetzten Gesang, durch den der Punk herauszuhören ist, steckt so etwas wie das Album im kleinen. Dann gibt es einen Bruch, und alles klingt in mysteriös wabernden Sounds (Theremin? Singende Säge?) aus. Ich wäre in jedem Fall für eine Fortsetzung, am besten in ein paar Jahren, nachdem die beiden sich wieder in allen möglichen und unmöglichen Verbindungen ausgetobt haben.

Label: Makkum Records / Paltenbakkerij / Klanggalerie