TAETER: Magnum Opus

Der Italiener Nicola Vinciguerra arbeitet sich mit seinen verschiedensten (Noise-)Projekten an den genreüblichen Themen (Sex in allen abseitigen Spielarten etc.) fast monomanisch ab und auch sein neues Tape mit dem etwas anmaßenden, hyperbolischen Titel ist bezeichnenderweise in „Side Death“ und „Side Sex“ unterteilt. Diese Apotheose des Abjekts hat passagenweise vielleicht einen etwas infantilen Charakter, aber in einer Zeit, in der teilweise versucht wird, mit einem puritanischen Furor Kunst in all ihren Ausdrucksweisen zu etwas Aseptischem, Sterilem zu machen, ist das vielleicht durchaus verzeihbar.

Die „Todesseite“ wird mit dem kurzen „Intro“ dumpf perkussiv-metallisch eröffnet, bevor mit „I Want“ der erste richtige Track einsetzt: beginnend mit kaum hörbarem dunklen Brummen und mit ultraverzerrter, verlangsamter Stimme, die deklamiert: „All of history/Is just speck of soot//I will stand alone/In the warm comfort/Of absence and void“. Die Vocals liegen näher an manchem Death Metal als an „traditionellem“ Power Electronics. „Opaque“ ist ebenfalls minimalistisch: Man hört metallisches Schaben und Dröhnen und die Stimme ist weit in den Vordergrund gemischt: „I get smaller and smaller/As time consumes everything“, auch hier sind die Vocals extrem derangiert. „The Worms Are Waiting“ besteht aus reduziertem Brutzeln, Wasserplätschern (Urinieren?), dann tiefem Brummen, in dem sich eine kaum hörbare Melodie versteckt, bevor das Stück mit einer Art Orgeldrone endet. Angesichts des Bewusstsein des eigenen Todes scheint es nur Trost zu geben durch die Sicherheit, dass es allen so gehen wird: „The worms are waiting/And they’ll never go hungry“.

Die „Sexseite“ des Tapes ist etwas brachialer. Da ist „Sedated“ mit seinen sirrenden analogen Sounds, auf dem das unfreiwillige Aufwachen mit „heavy weight of regret/and years of encrusted cum“ thematisiert wird oder „Apocalypsis“ mit fiesen fiependen und fräsenden Sounds, „Need“ mit seinen atemlosen Vocals und dem Ratschlag „Become your need“ und schließlich das zehnminütige „High On Disease“ mit Verzerrungen, Übersteuerungen und Hochtönen. Nach dieser Tour de Force bleibt der Hörer erschöpft zurück und mag sich fragen: “Will you go the extra mile this time? Will you walk the plank?” (JM)

Label: No Rent Records