Das inzwischen dritte Album des deutschen Einmannprojekts, das 2013 mit der „Black Swan“ 7” auf Galakthorrö debüttierte, bewegt sich wie alle anderen auf dem Label veröffentlichenden Künstler in einem analogen Universum, in dem die Maschinen surren und pulsieren. Worin sich Tempted Dissident von den Kolleginnen und Kollegen unterscheidet, ist der Gesang, der nicht wie jüngst noch bei Mode in Gliany somnambul klingt oder sich wie auf dem neuesten Haus Arafna-Album als brachiales Schreien manifestiert, sondern sich durchaus in einem Gothkosmos verorten lässt. So hieß es auch auf diesen Seiten anlässlich der vorherigen Veröffentlichungen, man höre „Vocals, die darauf schließen ließen, dass der Künstler eine musikalische Sozialisation zu einer Zeit erlebt hatte, als Goth nichts mit Kirmestechno à la Blutengel oder mit Schlagerkitsch wie Unheilig zu tun hatte, sondern vital, (ver)störend und aufregend war.“
Dem Album hört man die Begeisterung für frühen Synthpop an und Te/DIS’ vor einigen Jahren veröffentlichter „Secret Thirteen Mix“ (u.a. mit Fad Gadget und Portion Control) machte das deutlich.
Das dritte Langzeitalbum enthält eine ganze Reihe starker Tracks, so etwa das melancholische „Second Daughter“, mit dem das Album eröffnet wird und das von der Stimmung gar nicht so weit weg von den musikalisch ganz anders agierenden Chameleons entfernt ist. Da ist „All Ghosts Are Dead“ mit thereminartigen Klangflächen, „Where demons live“ mit seinem schleppenden Beats und tollen Synthmelodien oder das von dunklem Puslieren durchzogene „Behind the Door“. Dann gibt es das flächige „Scattering of Ashes“, bei dem die Stimme recht aggressiv wird und atonale Elemente einbrechen und auch „Skin In The Game“ ist vom Gesang partiell ungewöhnlich rabiat. Dass das auch ohne Stimme funktioniert, beweist „A Rose In The Fire“ mit traurigen Melodien. Zu “Phantom Light” gibt es ein offizielles Video, auf das Motiv der Fragmentierung, das sich auch auf dem Cover zeigt, aufgegriffen wird.
Die Themen, an denen sich Te/DIS wie auf den vorherigen Veröffentlichungen abarbeitet, werden dann auch gut durch das Cover illustriert: Das ist ein fortwährendes Insistieren auf den Schattenseiten des Existierens, da wird ein durchgängig schwarzgalliges Bild gezeichnet, voller „desperation“ , dabei bleibt nicht einmal “time to hate“, „All hosts are dead“, der nächtliche Himmel ist „starless“, „es gibt “No way to find salvation“, man ist „Paralysed by fear“ angesichts des „outbreak of hostilities“, man ist „turned into dust/washed away/by a rising flood“, die Menschen sind “forever doomed to fail“ und man vernimmt „bitter lies”. Am Ende immer findet sich dann aber immerhin doch noch die artikulierte Hoffnung „My time will come“. (MG)
Label: Galakthorrö