LABRECQUE / BARAKAT: Terminal Desert

Wenn eine Platte “Terminal Desert” heißt, versteckt sich dahinter mit einiger Wahrscheinlichkeit eine endzeitliche, apokalyptisch gestimmte Musik  – ein Unterfangen, das bereits von ungezählten Musikern aller Genres mit viel Pathos und Getöse umgesetzt wurde. Genres, Pathos und Getöse erwartet man allerdings nur bedingt, wenn man mit dem bisherigen Werk von Paul LaBrecque und Ghazi Barakat vertraut ist. Barakat, der deutsch-palästinensische Soundartist, der heute primär als Mastermind von Pharoah Chromium und als eine Hälfte von Abstract Nympho agiert, und der v.a. durch seine Beteiligung am Kollektiv Sunburned Hand of the Man bekannte Gitarrist teilen nicht nur eine enorme Offenheit und Experimentierfreude, sondern auch ein gemeisames Interesse an den vielfältigen Möglichkeiten, die in krautiger Psychedelik und elektronischer Avantgarde Berliner Prägung stecken – womit man schon mitten in der Musik der beiden angekommen ist.

“Terminal Desert” entfaltet ein Szenario, das sich über zwei Tracks auf zwei LP-Seiten hinweg mal von einer furiosen, mal von einer gechillten, fast meditativen Seite zeigt. Das die erste Seite ausfüllende “Jajouka Pipe Dream”, laut Label eine Hommage an die Master Musicians of Jajouka, ist eine holprige Spacerock-Landschaft voll gewundener Wege, die fast alle im Treibsand unberechenbarer Harmonien und Strukturen enden. Röhrendes Feedback, rituelles Rasseln und analoge Spielereien schaffen einen mehrdeutigen Auftakt, unregelmäßige Takte bewirken eine äußerst verquere Hypnotik, ein Blasinstrument (Nej? Saxophon?) spielt ein Solo voll orientalisierender Ornamente. Überall, auch im bizarren Quaken der verspielten Synthies, ist eine ekstatische Lust am Untergang zu spüren, bis alles im undefinierbaren Rauschen und Flirren und Flattern diffundiert.

Dagegen ist “Planet R-101″, das die zweite Seite ausfüllt, wie Balsam für den vom Exzess erschöpften Körper, seine entspannten Pickings auf der nur leicht elektrifizierten Gitarre und die leicht melancholische Westcoast-Melodie wirken beinahe besinnlich, und im Grunde trifft das auch auf die leise blubbernde Elektronik zu, die das ganze untermalt. Als wäre die störrische Repetition des ganzen ein noch zu subtiler Bruch, kommt im Verlauf auch in dieses Gebilde etwas mehr Vibration und ein bisschen Zerfledderung hinein, doch die ursprünglichen Muster der Kompositionen scheinen immer wieder durch und geben dem Track seinen meditativen Charakter, der bis zum finalen Fadeout bestehen bleibt.

Label: Karlrecords