BIRDWORLD: Unda

Gregor Ridell und Adam Teixeira, die sich vor einigen Jahren bei einer Artist Residency in einem Osloer Kulturzentrum kennenlernten, sind beide an mehreren Instrumenten bewandert und haben obendrein ein großes Interesse an den vielen Klängen des Alltags, die auch ohne herkömmlichen Musikzusammenhang immer wieder interessante kompositorische Muster von scheinbarer Homogenität bilden.

In ihrem Projekt BirdWorld kombinieren sie eine Vielzahl an gesampleten Sounds mit den Klängen des Cello, des auch als Daumenklavier bekannten Kalimba und diverser Schlaginstrumenten zu einer Einheit, deren Detailreichtum oft erst auf den zweiten Blick auffällt. Ihr Ziel, so betonen sie, ist der Entwurf einer musikalischen Sprache, die natürlich und außerweltlich zugleich anmutet, und in der einzelne Referenzen immer wieder verschwimmen und verschwinden.

Wer auf dem Debüt “Unda” allerdings zu viel Einklang erwartet, könnte enttäuscht sein und stattdessen mit Inhaltsreichtum entschädigt werden. Bereits die ersten Stücke des Albums erweisen sich – auch – als Irrgarten heterogener und doch seltsam harmonierender Soundnarrative: Was im Intro “Wicked Waste of Wax” mit einer Durchsage, Glockenspiel und einer Welle aus auf- und abebbendem Noise beginnt, führt in “Chimes” über recht klassische Celloparts in einen Strudel aus holziger Perkussion und einem immer mehr zerschmelzenden Glockensound, aus dem sich schlussendlich ein fast punkiger Rhythmus in Wire-Manier herausschält. Immer wieder entsteht dabei der Eindruck, dass die Musik nur zufällig diesen Weg eingeschlagen hat, dass an mancher Wegkreuzung auch bei einer kleinen Verschiebung der Richtung eine ganz andere Szenenfolge auf einen gewartet hätte.

In den luftigen Szenarien, in denen das Cello nicht nur erdig dröhnt oder in lichte Höhen emporschnellt, sondern auch mal gezupft oder perkussiv gespielt wird, in denen kindliche und zugleich schwindelig eiernde Melodien auf der Kalimba erklingen, zeichnen sich die unterschiedlichsten Geräusche ab: Schritte, der aufheulende Motor eines Zweirades, Durchsagen aus der Berliner U-Bahn, Gesang aus der Dusche, deren Wasserstrahl wie ein Regenschauer prasselt, und natürlich viel undefinierbares. Die z.T. jazzigen Rhythmen, die sich ebenfalls immer wieder zu Wort melden, evozieren eine durchaus aggressive Hektik, wenn sie erst mal zu ihrer vollen Form aufgelaufen sind. Ungleich gelösert erscheint die Bewegung, wenn die Takte mit der Kalimba eine Einheit bilden und man sich in einem exotischen Setpiece wähnt.

Ob es die verspielte Experimentierfreude ist, der durch alle Passagen hindurch luftig-leichtfüßige Sound oder die immer nur leichte Unkenntlichmachung der Soundquellen – irgendwann macht sich ein verbindendes Element bemerkbar, das sich wie ein harmonisierendes Band um die vielen Details legt. (A.Kaudaht)

Label: Focused Silence