FLETCHER TUCKER: Unlit Trail

Der kalifornische Küstenstreifen Big Sur ist seit Jahrzehnten eine Region, die immer wieder Künstler inspiriert und angezogen hat: In Carmel baute Robinson Jeffers mit eigenen Händen sein Tor House mit dem Hawk Tower; verewigt wurde Big Sur in Werken von Henry Miller oder Jack Kerouac. Fletcher Tucker, der als Bird By Snow eine Reihe von Alben veröffentlicht hatte, brachte 2017 unter eigenen Namen  auf seinem Label Gnome Life mit “Cold Spring” ein stark von der Region geprägtes Album heraus, über das er schrieb, er suche nach „place-based intimacy“. Weiterlesen

FRANCISCO LÓPEZ / MIGUEL A. GARCÍA: Ekkert Nafn

Francisco López und sein auch unter dem Namen Xedh bekannter Kollege Miguel A. García sind leidenschaftliche Versteckspieler, stets auf der Suche nach alltäglichen Geräuschen mit interessierter Kehrseite, oder nach dem Potenzial dessen, was man herkömmlichen akustischen und elektronischen Instrumenten entlocken kann. Versteckspieler sind sie deshalb, weil bei ihnen selten Klänge in wiedererkennbarer Form ihren Weg auf einen Track finden, sondern durch mehrere Stufen Weiterlesen

POST SCRIPTVM: Variola Vera

In den Ländern des ehemaligen Jugoslawien erinnern sich viele ältere Menschen noch an eine Pockenepidemie, die in den frühen 70ern ganz überraschend im Kosovo ausgebrochen war. Ein muslimischer Bürger eines kleineren Ortes hatte sich vermutlich auf einer Pilgerreise in den Nahen Osten infiziert und den Erreger, das sogenannte Variola-Virus, mit in seine Heimat gebracht. Weiterlesen

THE LEFT OUTSIDES: A Place to Hide

Etwas Geisterhaftes weht durch die Musik der Left Outsides, ein kühler Wind, der direkt aus einer untergegangenen Welt zu uns hinüberzuwehen scheint und gleich ein bisschen Trost mitbringt, um uns für die darin enthaltene Traurigkeit zu entschädigen. Der dröhnende Folksound, den Alison Cotton und Mark Nicholas unter dem Namen spielen, ist weniger trocken und desolat als die Lieder Weiterlesen

HIMUKALT: Between My Teeth

„Between My Teeth“ ist eine Widerveröffentlichung des ursprünglich 2018 auf Tape veröffentlicten Albums der in Las Vegas lebenden Ester Kärkkäinen, die in den letzten Jahren als Himukalt auf zahlreichen Labels veröffentlicht hat. Es gibt vielleicht kaum einen größeren Kontrast als die sofort im Bewusstsein auftauchende grelle Reklame der artifiziellen Casinostadt in der Wüste und den semipornographischen Scharz-Weiß-Bildern, die die Veröffentlichungen des Einfrauprojekts zieren. Weiterlesen

YUKO ARAKI: End of Trilogy

Kein zweiminütiges Knistern, kein leises Rauschen als Auftakt, sondern aggressiv galoppierende Takte – ohne Umschweife kommt Yuko Araki auf ihrem dritten Soloalbum zur Sache, das sie ebenso nonchalant nach seiner profansten Eigenschaft benannt hat: “End of Trilogy” schließt die mit “I” begonnene und mit “II” fortgesetzte Reihe an noiselastigen Veröffentlichungen ab, die im Unterschied zu ihren Arbeiten im Weiterlesen

JOKE LANZ / UTE WASSERMANN: Half Dead Half Alive

Als die beiden Performance- und Klangkünstler Ute Wassermann und Joke Lanz vor gut zwei Jahren zusammen beim Nickelsdorfer Jazz Festival mit ihrem nach herkömmlichen Standards kaum jazzigen Vokal- und Turntable-Set auftraten, war das die bislang umfangreichste Zusammenarbeit der beiden. Dass sie sich aber schon lange kennen und Weiterlesen

Ô PARADIS: Liquido

Es gibt im Werk von Ô Paradis einen Charakterzug, der meinem Eindruck nach in den letzten Jahren immer deutlicher wurde, nämlich die Tendenz, so etwas wie Schönheit, Opulenz, Wohlklang etc. nicht nur als etwas Fragiles zu zeichnen, sondern in einer fast chaotischen und gelegentlich spröden Unaufgeräumtheit – als eine staubige Schatz- und Rumpelkammer an Klängen, der gerade noch so viel Weiterlesen

LONESAW: Lay In The Salt Of The Soil

Sosehr man vielleicht davon angetan ist, dass in den letzten Jahren dunkle Musik auch in den (vermeintlich) hippen Zirkeln angesagt ist, nachdem viele Ausprägungen in den 90ern ein Schattendasein führten und primär in der Gothickultur rezipiert wurden, so ermüdend ist es manchmal, die hundertste als „Post Punk” apostrophierte Band zu hören, deren Stücke wie zweit- bis drittklassige Outtakes von einem „Zwischenfall“-Sampler klingen.  Weiterlesen

IAIN CHAMBERS: Concrete Paris

Während der Vorbereitungen zu “Tape Works, Vol. 2″, dem zweiten Studioalbum des Langham Research Centre, erforschte deren Mitglied Iain Chambers einige Orte in Paris und der Umgebung, die besonderes von moderner und sogenannter burutalistischer Architektur und dem Baumaterial (Sicht-)Beton geprägt sind, um der spezifischen Akustik und dem Klang einiger ortstypischer Objekte auf die Spur zu kommen. Weiterlesen

PAULINE ANNA STROM: Angel Tears in Sunlight

Als vor gut drei Jahren mit “Trans-Millenia Music” eine umfangreiche Compilation der Werke Pauline Anna Stroms herauskam, lag schon etwas von einem Comeback in der Luft. Rvng Intl. holte damit eine Auswahl ihrer Tracks aus der Versenkung, die in den 80ern unter dem Namen Trans-Millenia Consort nicht nur neue Standards ambienter, elektronischer Kompositionen setzten, sondern auch eine ganz eigene wirkmächtige Mythologie entstehen ließen. Weiterlesen

MAURIZIO BIANCHI: Armaghedon

Maurizio Bianchis 1981 auf Nigel Ayers’ Label Sterile Records veröffentlichtes Album „Symphony for a Genocide“ ist noch immer ein Kulminations- wie Ausgangspunkt finsterer dystopischer Musik, deren Einfluss von Atrax Morgue bis Controlled Death reicht. Im Kata 11-Magazin von William Bennetts Come Organisation hieß es damals zutreffend: „low key depression pieces […] All types of death go well with this ultimate funeral – Maurizio is ready to unload his death cargo“. Weiterlesen

DRUHÁ SMRT: Immanentized

Gäbe es dieses Wort nicht schon für etwas anderes, könnte man den Wendepunkt, den “Immanentized” in der Diskografie von Druha Smrt verkörpert, als Wendung hin zu einer neuen Innerlichkeit bezeichnen. Eigenen Angaben zufolge entstand das Album während des ersten Lockdowns zu einer Zeit, als sich im Umfeld des tschechischen Dröhners Jindrich Spilka einige Veränderungen ereignet haben. Kein Weiterlesen