Mit “Tuning Scapes” veröffentlicht Federica Furlani, die unter ihren italienisch ausgesprochenen Initialen Effe Effe firmiert, ihre erste EP, doch das Debüt hat einen Vorlauf von mehreren Jahren. In dieser Zeit erkundete die Klangkünstlerin und Bratschistin die Möglichkeiten, die in der Überblendung und manchmal auch Synthese elektronischer und akustischer, analoger und digitaler Klangerzeugung stecken, wenn es darum geht, einen auditiven Zugang zur Welt zu finden und vielleicht auch zu erschaffen. Dass es Furlani um die Arbeit und sicher auch das Spiel mit Gegensätzen geht, ist die ganzen vier Tracks über spürbar, und im vermeintlichen Geleichgewicht, das in der Musik zwischen Harmonisierung und Konfrontation herrscht, offenbart sich bei genauerem Hinhören an vielen Stellen ein dramatisches Tauziehen.
Dramatik und Dynamik finden sich bereits im wohlklingenden Intro, dessen einladende Streicherparts vor einem bedeutsam anmutenden Sprachsample in ihrer aufgeweckten Gestalt durchaus Erwartungshaltung evozieren. Diese wird keineswegs enttäuscht, denn im Verlauf des kurzen Auftaktes tut und verändert sich noch einiges, und gegen Ende wird aus dem klaren Tableau ein surreal anmutendes Setting. Dieser veränderliche Grundcharakter setzt sich im folgenden “Self Sprung” fort, wo er die ihm eigene Unberechenbarkeit noch untermauert: Auf den einleitenden Gesangspart, der im weiteren Verlauf ins Tremolieren gerät, folgt eine fein gestaltete Synthiefläche, die mit der Zeit rauer wird und einen ausladenden Teppich für Synthieriffs, nostalgische Hochtöner und verschiedene rhythmische Muster bildet. Der Track scheint eine eher vorsichtig tastende Gangart einzunehmen, doch in einer anderen Schicht macht sich Drängendes, fast Alarmierendes bemerkbar.
Nach diesem frühen Höhepunkt bildet “Eight Pointed Star” zunächst den geerdeten Gegenpart, dessen Fluss aus wallenden Ambientscapes und sanft gehauchten Vocals erst gegen Ende eine gewisse Zuspitzung zulassen. Das abschließende “VODOUN” hält Stoff für ein eigenes kleines Minialbum bereit – ein Eidruck, der sich allein schon wegen des langsamen und stetigen Aufbaus aufdrängt. Was eher ambient beginnt (und doch von Anfang an von dezenter Rhythmik durchzogen ist) schafft Raum für vielschichtige perkussive Muster, die nicht immer harmonieren (wollen), nach einigen Brüchen kommen verschiedene melodische Bauformen aus dem Fundus des Electro hinzu, und am Ende der knapp zehn Minuten verabschiedet sich der Track als veritabler Clubstampfer.
Was man dem Album anmerkt, ist ein großer Stil- und Ausdruckswille, dem das entsprechende Können um kaum etwas nachsteht, und an einigen Stellen erschienen einem die Arrangements Stoff für ein ganzes Album bereitzuhalten. Das heißt immerhin, dass “Tuning Scapes” eines nicht aufweist, nämlich Längen.
Label: NeMu / Kompakt