CASIA: Feuer Wasser Sturm

Vielleicht trägt der Titel “Feuer Wasser Sturm” seinen Teil dazu bei, dass die Musik Casias so starke sinnliche und emotionale Assoziationen weckt. Man denkt an Elemente im physikalischen und im metaphorischen Sinne, an Elemente in tosendem Aufruhr, aber auch an die Ruhe vor und nach dem Sturm.

Casia ist das Soloprojekt des Llovespell- und Sunday Strain-Gründers Stephan Spreer, und “Feuer Wasser Sturm” ist ein Ambient-Album, wie jedes Ambient-Album sein sollte. Es beginnt mit langgezogenen Flächen, die wie ein Schiff durch Gewässer voller Packeis gleiten und mit der Zeit immer mehr kleine Details an die Oberfläche ziehen.

Die Nähe zum Sound von Llovespell ist fast durchgehend spürbar, ähnlich wie bei deren aktueller CD entfaltet sich hier eine fast winterliche Unterkühltheit, die unter einer hauchdünnen, aber nicht für jedes Auge zu durchdringenden Schicht eine feinfühlige Schwermut offenbart. Und erneut muss ich, v.a. bei Tracks wie “I Step Outside Myself”, dem fast folkig angehauchten “Sofia in the Morning” mit seinen flötenartigen Ornamenten oder dem Ohrwurm “In the Storm of Roses”, wo durch dezente Rhythmen und Melodietupfer ein Hauch von Weltmusik in die organisch anmutenden Synthies kommt, an Anna Strom und das Transmillenial Consortium denken, wo ähnlich Stimmungsbilder in verhallten Ambient gegossen wurden. Die Assoziation zu den Amethystfälschern Coil ist an diesen Stellen sicher ebenso legitim.

Solche Stimmungsbilder, die immer eine Spur zu komplex ausfallen für reinen Eskapismus, werden kontrastiert durch gut dosierte Sperrigkeiten, die in manchen Momenten – “Avalanche Cloudrunner” – ganz unverfroren die Noisegrenze überschreiten.

“Feuer Wasser Sturm” entstand im letzten Jahr als Soundtrack zu einer Ausstellung der Malerin und Neo Rauch-Schülerin Mandy Kunze in der Leipziger Baumwollspinnerei – eines ihrer Werke ziert auch das Cover der CD, und wer über die Künstlerin recherchiert, sollte sich durch gelegentliche Variationen ihres Namens nicht um eine interessante Überraschung bringen lassen. Obwohl Bild und Klang hier wunderbar zusammenpassen und sich mit weiteren Bedeutungsnuancen bereichern, funktioniert die Begleitmusik auch unabhängig davon als gelungenes Ambient-Album. (U.S.)

Label: Wrotycz