KITCHEN CYNICS / GREY MALKIN: s/t 7″

Zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate haben sich die beiden schottischen Musiker Alan Davidson alias Kitchen Cynics und Grey Malkin, früher bekannt mit dem Projekt The Hare And The Moon, zusammengetan und – bewaffnet mit Mikro, verschiedenen Blas- und Saiteninstrumenten und einigem mehr – zwei geisterhafte Erzählungen in dunkle, leicht verhuschte Folksongs gepackt.

Das von Davidson verfasste “The Melancholy Ghost of Powis House” basiert auf einer lokalen Legende um eine alte Villa in Aberdeen, in der verschiedene Nachbarn und Passanten nachts das Gespenst einer Lady in einem von ebenso gespenstischem Blau erleuchteten Raum gesehen haben wollen. Der Song, der diese Geschichte erzählt und umso wundersamer ausschmückt, ist der Inbegriff des Verwunschenen – entspanntes Gitarrenpicking mit einer nur leicht wehmütigen Schlagseite und brüchig fragiler Gesang werden von cinematischen Synthies scheinbar in eine Dimension mit anderen Gesetzmäßigkeiten gerückt, die das passende Setting darstellt für die melancholische Reflexion über das Verblassen einer Erinnerung, die den umherirrenden Geist am Leben hält. Wie um zu verdeutlichen, dass man eine solche Geschichte mit den Mitteln des Verstandes nie ganz verstehen kann, schließt der Song mit einer noch entrückteren Flötenmelodie.

Das zweite, von Malkin verfasste Stück “Willows Do Walk” transformiert die Geschichte von Algernon Blackwoods bekannter Novelle The Willows in ein surreales Märchen. Ein zittrig tremolierendes Dröhnen hüllt ornamentales Saitenspiel in einen weichen und gleichsam leicht kitzligen Mantel, und nicht erst die mit heiserer Stimme vorgetragenen Zeilen, die das Gefühl beschreiben, ein Fremdkörper an einem seltsamen Ort zu sein, verbreiten dieses leicht anheimelnde Unbehagen, wie es nirgendwo besser als in den versteckten Kehrseiten der britischen Kultur erzeugt wird. Das traum-(oder trip-)hafte der Musik steigert sich immer mehr, je deutlicher das elektrifizierte Zittern in den Vordergrund drängt, und man erinnert sich schnell an die ohnehin stark experimentell ausgerichteten Anfänge von Davidsons Projekt.

Verwehte Stimmen, die fast an ein Theremin erinnern, steigern sich zu einem gespenstigen Chor, der einem Giallo-Score zur Ehre gereicht hätte, und irgendwann endet der Song im Sog eines Gegenzooms. Der hat freilich auch einiges von einem offenen Schluss, der einem auf weitere gemeinsame Spukgeschichten der beiden hoffen lässt. (U.S.)

Label: Reverb Worship