IL GRAN DIAVOLATO / ACCHIAPPASHRIPT: Occhi di Pernice

Schon vor geraumer Zeit erblickte diese obskure Feier des Rebhuhnauges, einer roseartigen Weinsorte, fast unbemerkt das Licht der Welt, und zu viel Licht würde der düsterrasanten Soundkollage auch kaum gut tun, die die beiden Duos Il Gran Diavolato und Acchiappashript hier auf die Beine gebracht haben. Il Gran Diavolato ist ein italienisch-französisches Klangkunstduo bestehend aus Gianlorenzo Nardi und Louise Burgers, die auch als John Poubelle “fragilen, unterirdischen Punk” spielt. Acchiappashpirt ist das gemeinsame Projekt der in Rom lebenden Sängerin und Performerin Jonada Prifi (JA, Opa Opa) und ihrem Ehemann Stefano di Trapani (Trapcoustic, Hiroshima Rocks Around). Auf der One Track-EP “Occhi di Pernice” klingt das Quartett wie eine eingespielte Combo, deren Mitglieder nie außerhalb des gemeinsamen Flows existiert haben.

Angesichts der infernalischen Stimmung, welche die Kollage aus unterschiedlichen Sounds – brummend, knarrend, rasselnd, klingelnd, scheppernd, aber immer zu einem feinen Amalgam kombiniert – evoziert, mag man kaum glauben, dass es nur um einen edlen, aber süßlichen Tropfen gehen soll. Wie ein
Enormes Getriebe, darf ein ebenso enormes Gefährt über Stock und Stein treibt, bewegt sich gut 30 Minuten lang in einem soliden Tempo nach vorn, meist ohne perkussive Takte, doch in puncto Unruhe und Abwechslung alles andere als Lahm.

Viele der Komponenten werden wohl Samples sein, aber nicht immer ist das genau zu sagen. Man meint ein Cello zu erkennen, später eine sleazige Schweineorgel, Hundehecheln und die orchestrale Melodie aus einem Film der 60er. Alles verwoben und vermengt mit Rauschen und holprigem Rattern aus Stahl und Stein. Irgendwann ist eine Sängerin zu hören – es könnten Prifi oder Burgers sein, aber auch ein Sample von einer alten Schellackplatte –, die mehr und mehr zur zentralen Figur der Musik wird, und sich gegen eine Vielzahl von Effekten zu behaupten weiß, die sie in ein welliges Tremolo versetzen, sie verzerren und aufblähen wie auf einem veritablen Trip.

Der konstante Fluss der Klänge täuscht eine ganze Zeit über die Detailfülle hinweg, die doomige Bretter und rauschenden Noise mit der Handschrift Teappanis enthält, und nach den furiosen Finale, nach erschöpftem Stöhnen und heftigen Schreien, bleibt nur zu sagen, dass die vier eine Fortsetzung folgen lassen sollten – irgendwo müssen die offensichtlich vielen Ideen ja hin. (U.S.)

Label: Radio Buonumore