Der in Amsterdam lebende Arnold de Boer, der meist unter dem Namen Zea unterwegs ist, ist ein Meister einfacher Strukturen, in dessen Songs und Soundscapes kein Ton und kein ornamentaler Schnickschnack zu viel vorkommt und die musikalische Suppe versalzt. Oft meint man folkige Muster in seinem Gitarrenspiel herauszuhören, doch gibt es gleichzeitig immer den Widerhall von etwas Urbanem, das einem bewusst macht, dass Zeas Ursprünge in wesentlich raueren Gefilden liegen. Seine Mitgliedschaft bei the Ex wird von vielen gleich im ersten Satz erwähnt.
Sein vor kurzem erschienenes Album “Witst noch dat d’r neat wie” – dt. “Weißt du noch, dass es nichts gibt” – knüpft an sein vor vier Jahren erschienenes Album “Moarn gean ik dea” an. Beide stechen aus seinem bisherigen Werk durch die Verwendung einer Sprache heraus, die außerhalb ihrer Region wenigen bekannt ist, nämlich des Westfriesischen. Es handelt sich bei dieser keineswegs um einen Dialekt, sondern um die zweite Amtssprache der niederländischen Provinz Fiesland, in der de Boer seine Kindheit und Jugend verbrachte. Der weitgereiste De Boer kam vermutlich nicht aus reiner Nostalgie oder Heimatverbundenheit auf die Idee, in seiner eigentlichen Muttersprache zu singen, sondern aus einem stark ausgeprägten Interesse an Sprachen generell. Auf “Witst noch dat d’r neat wie” vertont er eigene Lyrics und Texte regionaler Autorinnen und Autoren wie Bert Schierbeek, Hans Faverey, Anne Wadman und Benjamin Mays.
Wie schon auf dem erwähnten Vorgänger erweist sich Zea auch hier – falls man das als ein des Friesischen unkundiger behaupten darf – als grandioser Liedermacher, der den Songe durch seinen ungeschminkten Gesang trotz einer häufigen Nähe zur Rezitation etwas ungemein Kraftvolles gibt, das keine dicken Verstärker braucht, um nur mit akustischer Gitarre und Percussion von Zeit zu Zeit ein exzessives Punkfeeling aufkommen zu lassen – stets haben die mal melancholischen, mal aufwühlenden Stücke den anrührenden Charme von Homerecordings. Darüber hinaus sind die Songs immer wieder anders aufgestellt: Hypnotisierende Songs, die fast an lichtscheue Akustikprojekte wie Boduf Songs erinnern, wechseln sich ab mit Blues-Nummern, feurig schmetterndem Flammenco, Spoken Words über galloppierendem Fingerspiel, leidenschaftlichen Chansons – der eine Songs, der mir gleich bekannt vorkam, entpuppte sich als eine großartig pastorale Version in Friesisch von Jacques Brels “Ne me quitte pas” – und fetzigen Schuhplattlern mit aggressiven Shouts.
Die Texte sind in mehreren Sprachen abgedruckt, was für viele dann eine ansonsten unbeleuchtete Komponente erhellt, und wer das Temperament dieser Musik in vollem Umfang genießen will, der sollte nach den Terminen seiner gerade stattfindenen Tournee umschauen. (U.S.)
Label: Makkum Records / Subroutine Records