MÁRA: Here Behold Your Own

Faith Coloccia entstammt einem äußerst fruchtbaren musikalischen Biotop im Nordwesten der USA, wo sich Randall Dunn, Daniel Menche und die Postrock-Band Mamiffer die Studioklinken in die Hand drücken. In letzterer spielt die an mehreren Instrumenten bewanderte Künstlerin seit der Gründung 2003 eine zentrale Rolle, vor vier Jahren allerdings rief sie ihr Soloprojekt Mára ins Leben, mit dem sie – ausgerüstet mit Klavier, Orgel, Gitarre, Elektronik und ihrer Stimme – sehr persönliche Erfahrungen verarbeitet und zugleich um einiges abstrakter zu Werke geht.

In ihrem neuer Longplayer „Here Behold Your Own“, der an ihr Tape „Surfacing“ anschließt, verarbeitet sie einen intensiv erfahrenen persönlichen Wandel während ihrer Schwangerschaft und hält die letzten Momente dessen fest, was sie als ihre frühere Persönlichkeit versteht. Auf eine gewisse Weise wirkt auch die Musik auf den beiden Tracks wie eine verschwimmende Abfolge momenthafter Episoden, bei der jede Linearität, aber auch jede verlässliche Zyklik außer Kraft gesetzt wird.

Was die acht Abschnitte des ersten Tracks „A New Young Birth“ neben der besinnlich-melancholischen Grundstimmung am ehesten zusammenhält, ist die smooth verrauschte Hülle, die mal wie ein durchsichtiger Film, mal wie eine dicke, erhabene Dröhnschicht manch schöne Kostbarkeit einhüllt – von der molllastigen (und wohl bewusst manchmal etwas holprigen) Pianospur, die später als gläserne Tupfer wiederkehrt, über schwere, erdige Orgelpassagen bis zu Spielereien mit der Zeit. Die berührendsten Momente kommen aber dann zustande, wenn sie ihre klare Stimme einsetzt, mal gehaucht, mal in fast liturgischer Feierlichkeit und immer ein bisschen an den Folk von Gruppen wie Orchis erinnernd.

Melodische Leitmotive, vom Gesang und verschiedenen Instrumenten angestimmt, knüpfen auch ein dünnes Band zum zweiten Track „Sangre de Christo“, der mit seinen lodernden Detonationen und den knarrenden Gitarrensaiten, die der Auftakt zu einem monumentalen Riff sein könnten, etwas dunkler und rauer ausfällt und stellenweise zu einer prasselnden Dröhnorgie gerät. Auch gibt es kleine Unterbrechungen im Fluss der Klänge, wie um zu zeigen, dass die Realität ein fragiles Gebilde ist. Spätestens wenn auch hier der Gesang einsetzt, macht sich auch in diesem Stück die tröstliche Stimmung breit, die dem ganzen Album seine besinnliche Lullaby-Aura gibt.

Label: SIGE Records