LILI REFRAIN: Mana

Mit feierlich elektrisierendem Orgelpathos und einer zum Chor multiplizierten Stimme beginnt Lili Refrains aktuelles Album “Mana”, dessen ethnorituelles Pulsieren zusammen mit den hallunterlegten Gesangspassagen so große Gesten entstehen lässt, dass man ganz vergessen könnte, wie kompakt die meisten der neun Songs eigentlich sind.

Die römische Sängerin und Gitarristin trat vor etwa 10 Jahren in unseren Fokus, als gerade ihr Album “9″ bei Trips und Träume erschienen ist, ein stark akustisch geprägtes Werk, das wie eine verhaltene Dekonstruktion klassischer Americana anmutete. Über die Jahre wurde ihre Musik elektronischer, rockiger und gleichsam abstrakter und erinnerte zum Teil an eine looplastige Hommage der Minimal Music auf klassischen Psychrock und Doom Metal. In derartigen Kreisen konnte sie dann auch ihre Fan-Gemeinde merklich vergrößern.

“Mana” ist schamanistischer ausgefallen als alle bisherigen Releases der Musikerin und stellt aufgrund ihres weniger auf Gitarren, dafür auf einer Mischung aus elektronischen und traditionell weltmusikalischen Klangquellen basierendem Instrumentarium einen weiteren Paradigmenwechsel dar. In den nach exotisch klingenden Begriffen wie “Abi Tapu”, “Ki” oder “Eikyou” betitelten Stücken verbreiten sich mal in erschöpften Flüstertönen, mal in kraftvoller Proklamation Gesänge über pulsierende Paukenschläge, ambiente Soundscapes und hypnotische Bimmelorgien wie über von zerklüfteten Tälern durchzogene weite Landschaften, entfalten sich in Fantasiesprachen, konzentrieren sich in Ausrufen wie “hey ho!”, geben sich fast monströs beängstigend, dann jagen sie als lyrischer Sopran über das holprige Gelände treibender Rhythmen.

Man sollte das Album als Einheit betrachten. Nichtsdestoweniger ist “Traveller”, eines der wenigen englisch betitelten Stücke, ein hervorhebenswerter Kraftsong: Seine pulsierend hypnotische Rhythmik baut sich nach und nach auf, während verfremdete Flüstervocals als die eigentlich treibende Kraft fungieren. Irgendwie erinnern die fast lieblichen Bimmelgitarren, die dem Ganzen die feine Krone aufsetzen, nicht als erste ein wenig an den Song “Ipnotica” vom bereits erwähnten “9″-Album, das fast so etwas wie eine Blaupause einiger Leitmotive erscheint.

Alles treibt hier auf einen klimax knarriger Gitarrenriffs zu, auf den ein klarer und diesmal unmissverständlich Stimmeinsatz folgt: “come wonder with me away from the sad world. Danach ist nur noch Raum für das große, verwehte Finale.

Label: Subsound Records