DJ MARCELLE / ANOTHER NICE MESS: The Musical

Wenn nicht nur The Wire, der Resident Advisor und und der obskure niederländische Dekmantel, sondern sogar Größen wie Julie Andrews, Lisa Minelli und Andrew Lloyd Webber posthum vor Begeisterung sprühen (Zwinkersmiley), dann kann unsere Wenigkeit nur in das gleiche Horn blasen und das erste Musical, in dem die niederländische Producerin DJ Marcelle als Komponisten und Hauptfigur zugleich fungiert, jedem Freund gepflegter elektronisch-theatralischer Unterhaltung wärmstens empfehlen.

Auf der Plus-Seite: “DJ Marcelle: The Musical” ist das erste seiner Art ganz ohne Gesang. Es entstand in Zusammenarbeit mit dem obskuren Projekt Another Nice Mess, und um mehr darüber zu erfahren lohnt es sich, die Suchmaschinen anzuschmeißen. Wie jedes gute Musical enthält es einige Hits, die sich auch out of context das Zeug haben, ihren Platz im popkulturellen Gedächtnis zu finden. So z.B. ei Song über illegale Parties während der Pandemie, dessen rasselnde, eiernde und bisweilen an Topfschlagen erinnernde Takte einen auf den Groove einstimmen, in dem eine crispy Soundwelleauf-und abbrandet und das fragwürdige Fundament für tiefgedehnte Stimmakrobatik abgeben. Die Parties, die hier “besungen” werden, waren garantiert nicht langweilig.

Ein weiteres Stück namens “Soups on Tour” vertont eine Seite auf der Webseite der Künstlerin mit einer Liste aller Suppen, die sie auf zurückliegenden Tourneen verzehrt hat: Noch zackiger prescht es nach vorn, knackernd, minimalistich, kratzig, gewisse Unregelmäßigkeiten nehmen im Laufe des Tracks zu, und zwischendrin gibt es immer mal Gemurmel, ich verstehe “hoppla”, sicher hat es meistens geschmackt, aber wer weiß. Ein thematisch ähnlich gelagerter Track ist “Smacznego” (polnisch für guten Appetit) ist auf 17 Minuten Spieldauer ähnlich launig, doch die Spannungskurve ist weitaus größer und der eine oder andere Springteufel hüpft im Laufe des Tracks aus der Kiste.

Auf der Minus-Seite: Die Musical Industrie steht im Ruf, ein übles Haifischbecken zu sein, in welchem sich bereits Größen wie Jesus, Jerry Springer, ABBA und Tina Turner ihre Wundmale zugezogen haben. Wie wird es DJ Marcelle dort ergehen? Wir können da nur auf das Gesetz der Anziehung setzen und hoffen, dass es sich gegen das Gesetz der Serie durchsetzen wird. Dann behält DJ Marcelle nämlich ihre Unberechenbarkeit bei und macht – aber auch nur deshalb! – beim nächsten Mal etwas, das überhaupt gar nichts mit Musical zu tun hat. Highly recommended! (U.S.)

Label: Play Loud!