V.A.: Enko Landmann’s Empire of the Four Moons

Wie man liest, ist Empire of the Four Moons eine mehrere Bände umfassende Science Fiction-Saga aus der Feder des in Oberhausen lebenden Autors Enko Landmann, die von Kennern mal als obskurste aller Pulpnovels, mal als ein geheimer Klassiker der utopischen Literatur bezeichnet wird. Dem Verfasser dieser Rezension ist der Romanzyklus bislang nicht untergekommen, aber das muss nichts heißen. Auf dem vorliegenden Sampler jedenfalls zollen eine Handvoll musikalische Acts aus dem Umfeld des Schriftstellers diesem Werk ihren Tribut und erschaffen gleichsam einen die Lektüre begleitenden Score.

Der erste Teil der Compilation ist dem amerikanischen Duo Dave Gibson und Travis Kokas alias Heron & Crane vorbehalten, das nach eigener Angabe “library music by and for librarians” spielt und hier mit vier instrumentalen Stücken, die sich peu a peu von schwermütig-verbummeltem Dark Folk zu Mid 80s-Plastikpop der zerfledderten Art entwickelt, einen guten Einstieg in den Stoff gewährt. Lässig gestrummte Gitarren und so etwas wie ein Jazzbesen erzeugen eine verregnete Genügsamkeit, die perfekt zu einem Filmvorspann passen würde, nach dem noch fast alles möglich ist. Jedes der vier Stücke mutet etwas futuristischer als sein Vorgänger an, und zwischendrin meint man fast, einen ordentlich hallunterlegten Link Wray auf Benzos zu hören. Spätestens hier ist klar, dass es sich bei dem Sampler um eine unterhaltsame Angelegenheit handelt.

Die finalen Synthies und die Drummachine bilden den perfekten Übergang zu dem herrlich düsteren Ambient von Verhülsdonks “Moonphasing or The Negative Albedo Prank”, in welchem eine gute Viertelstunde lang so einiges unter dem melodischen Hauptstrom der Musik glüht und klingelt und tönt. Die kleinen Schübe an Disharmonie zwischendurch könnten eine Projektion des Hörers sein, die ungewöhnliche Taktung, die das Stück als eine (Weltraum-)Fahrt ins Ungewisse enden lässt, definitiv nicht.

Irgendwo im weiten Feld zwischen spaciger Psychedelic und Techno für den großräumigen Club lassen sich Violet Nox verorten, eine Band aus Boston, in deren erweitertem Lineup auch die Folksängerin Karen Zanes schon mal einen Auftritt hatte. Was recht entspannt-einlullend mit einer organischen, eventuell orgeligen Dröhnung beginnt, wandelt sich schrittweise, nachdem alle Ohren hypnotisch eingelullt sind, zu einer monumentalen Synthieorgie, bei der die elektronischen Beats nur noch Formsache sind. Es ist durchaus eine Kunst für sich, derart stampfender Elektronik immer noch die Aura der endlosen Weite des Alls zu geben, und ich favorisiere in der Hinsicht das schrägere “Senzor”, den zweiten Beitrag der Band.

Für’s gelungene Outro mit den diffusen Stimmen seltsamer Tiere der Nacht sorgen die mir nicht näher bekannten Dispens, doch bevor es in “Shrine of Xkheli” soweit ist, wird in zwei weiteren Stücken einiges geboten: gemütliches Knistern, ambiente Synthieflächen, 80slastiges Handclap-Geklapper, frickelige Spannung und einiges mehr, das das kulturelle Gedächtnis irgendwann vom Abstellgleis des vermeintlich Abgeschmackten ins Schaufenster des für immer Coolen umplaziert hat.

Was soll man sagen? Ist die Musik auch ohne das literarische Referenzwerk interessant, unterhaltsam und von hohem ästhetischen Wert? Diese Frage ist, so denke ich, schon in den Beschreibungen zu genüge beantwortet. Und wer aus irgendwelchen Gründen den heute schwer erhältlichen Romanzyklus nicht in den Finger kriegt, darf gerne während des Hörens bei einem Glas Wein die eigene Fantasie spielen lassen. (U.S.)

Label: Gruselthon