LANGHAM RESEARCH CENTRE / JOHN BUTCHER: Six Hands At An Open Door

“Sounds are searching for sense” lautet eine der treffenden Beschreibungen, mit der das Label Persistence of Sound die gemeinsamen Aufnahmen der Hauscombo Langham Research Centre, das diesmal nur aus Iain Chambers und Robert Worby besteht, und dem Saxophonisten John Butcher zu charakterisieren versucht. Das aus der Zusammenarbeit hervorgegangene Album “Six Hands At An Open Door” hat mit einem reizvoll erratischen Grundgefühl eine ganz eigene Handschrift.

Die schwindelige Freiheit im eröffnenden “Giddy Liberty” lässt nicht lange auf sich warten: Vielleicht ist es nur vom Titel suggeriert, aber irgendwo in schwindelnder Höhe ertönen kratzige Geräusche als bekäme der Himmel Risse. Ein exponiertes Saxofon, das zunächst genügsam kleckst, bald jedoch ekstatische Triller durch die Luft wirbeln lässt, scheint sich von dem bedrohlichen Auftakt nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, und auch der kurze Stimmbeitrag (ein Radiosample?) zwischendurch wirkt eher stoisch und unbeteiligt. Fast meint man, das kurze Barszenario mit dem jazzigen Piano könnte so etwas wie eine Richtung vorgeben, doch alles erscheint wie noch unentschiedenes, verirrtes Tasten im Dunklen. Im Verlauf des Albums zeichnet sich in gerade dieser Verlorenheit und den häufigen Richtungswechseln aber so etwas wie ein gemeinsamer Stil ab. Ein allgegenwärtiges Kratzen und Schaben, metallener Klang und trippelnde perkussive Unebenheiten bilden mehrfach den Hintergrund für das Blasinstrument, das jedoch immer mal fast überraschend ins Lärmen kommt und mit den anderen Sounds zusammenprallt. Rückwärts eingespielte Passagen und allerhand kaputte Details tauchen auf, um all dies scheinbar zu bestätigen.

Später, im kurzen Interludium “Everything in Immanent” entwickelt sich aus dem Zusammenspiel von jazzigem Barpiano, ekstatischem Geprattel und elektrifiziertem Summen fast so etwas wie die Illusion einer Balance, aber das ist nur ein kleines Relief vor den hohen Frequenzen, den Noiselawinen, dem bedrohlichen Fauchen und anderen Irritationen, die in den folgenden Stücken jeden Wohlklang unterwandern, aber letztlich ebenso wie dieser in den Sackgassen eines großangelegten Labyrinths verschwinden. (U.S.)

Label: Persistence of Sound