AN EAGLE IN YOUR MIND: Intersection

Wahrscheinlich ranken sich um alle Bands kleinere oder größere Legenden. Die von An Eagle In Your Mind besagt, dass Sophia Djebel Rose und Raoul Eden das Duo irgendwo zwischen den Orten in einem Tourbus aus der Taufe gehoben und das Fahrzeug dann gleich zum Studio umgebaut haben. Schön und zugleich passend ist diese Geschichte auch deshalb, weil der Charme des Weitgereisten und des Auslotens neu entdeckter Grenzregionen sehr deutlich in dem experimentierfreudigen und zugleich eingängigen Folk der beiden zu hören ist.

Mit “Intersection” liegt nun der dritte Longplayer vor, dessen Titel, der im allgemeinen Gebrauch Schnittpunkt oder Schnittmenge bedeutet, schon auf diesen Sachverhalt hindeutet. Das Album beginnt recht schmissig: “Desert Land” basiert auf einem Fundament aus aufgeweckten Schrammelgitarren und dem handclapartigen Takt einer Drummachine, was zunächst eine 80er Jahre-Stimmung channelt und an Gruppen wie Echo and the Bunnymen denken lässt. Es ist nicht die einzige kleine Zeitreise auf “Intersection” und gibt die passende Kulisse für Sophias zunächst eher stoische wirkenden Stimmeinsatz, mit dem sie leicht ins Stöhnen kippend Sätze wie “everything is good” singt. Wenn das Stück im Verlauf immer mehr von seiner stürmischen, kämpferischen Seite zeigt, eröffnet sich erstmals auch der epische Zug ihrer Musik.

Stürmisch kommt auch – wen wundert es? – das darauffolgende “Storm” daher: Ein feuriges Finger Picking, bei dem man sich für Augenblicke ganz bei John Fahey fühlen kann und das auf der zweiten Seite in “Empty Sky” einen Wiedergänger finden wird, bildet eine verquere Symbiose mit trabenden Takten und jeder Menge ambienter Dröhnung und als solche einen weiten Raum, durch den die diesmal weltentrückte Stimme der Sängerin schwebt. Der Ohrwurm “Angola Moon” entführt einen mit dem seltsamen Zusammenspiel aus gelöstem Saitenzupfen und ausgesprochen tanzbarer Perkussion in einen afrikanischen Roadmovie mit ungewissem Ausgang.

Man könnte zu jedem der sieben Songs eine Menge sagen – zu “Let Me Ride”, das auch als elektronischer Popsong zwischen Visage und Fever Ray funktionieren könnte, zur aufwühlenden Pulsation des zum Teil auf französisch gesungenen “On Your Shoulders”, zum relativ unpathetischen Schluss, den man beim feierlichen Zusammenspiel aus Harmoniumwellen und exaltierter Schwebestimme vielleicht nicht erwartet hätte. All diese Songs jedoch, in die konsequent eine Menge an Zutaten gesteckt wurden, entfalten ihre volle Wirkung erst nach mehrmaligem Hören, weswegen man sich Zeit nehmen und ohne allzu viel Vorwissen an sie herangehen sollte.

Label: Green Piste Records