STATISCHE MUSEN: Diskretion. Funktionsmusik für Verrichtungsboxen

Nach dem Ende des selbst so betitelten „death lounge project“ Hematic Sunsets mit dem Album „Aroma Club Adieu“ folgt mit Statische Musen ein weiteres ebenfalls aus weitgehend anagrammatischen Alter Egos Asmus Tietchens‘ (neben ihm Senta Steumisch, Suse Mittach sen.  -  M’Pei fällt da etwas heraus) bestehendes Projekt.

Der (Unter-)Titel des Albums wird in bierernster Diktion in den Linernotes erklärt: „Der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg begann 2021 nach dem Vorbild anderer Großstädte mit der Aufstellung von Verrichtsungsboxen.“ Von dem „Staatsrat Dr. Kurt Euler“ sei angeregt worden, „die Verrichtungsboxen mit therapeutisch wirksamen Klangtapeten auszustatten.“ Von den vier, zwischen 12 und 16 Minuten langen auf der CD enthaltenen Stücken wurde lediglich eine Version („Box 2“) akzeptiert, die anderen drei abgelehnt. Die angenommene Version habe „auf alle Beteiligten außerordentlich wohltuend und anregend“ gewirkt.

Auf „Box 1 (abgelehnt)“ hört man in Hintergrund ambientes Dröhnen und im Vordergrund fast so etwas wie erratischen Rhythmus. Das Stück ist durchzogen von einer gewissen Unruhe, so als ob sich undefinierbare Entitäten an verstimmten Gitarren versuchten. Bei der (angenommenen) „Box 2“ wird man zwischendurch durchaus an die sogenannten Hydrophonien der “Seuchengebiete“-Reihe erinnert, was vielleicht bzgl. der “Funktion” der Klänge nicht unpassend ist, vor allem dann, wenn man an den oben angesprochenen „anregenden“ Charakter des Stücks denkt. „Box 3 (abgelehnt)“ knüpft an die Vorgänger an, beeindruckt auch hier im Changieren zwischen Abstraktion und Melodik. Beendet wird das Album von „Box 4 (abgelehnt)“, einem Track, der leiser und zurückhaltender beginnt.

Die Hematic Sunsets-Aufnahmen waren voller kurioser, aber zum Teil natürlich durchaus „catchy“ Tracks“. Verglichen damit ist die Musik von Statische Musen näher an anderen Werke Tietchens der letzten Jahre. (MG)

Label: Auf Abwegen