ANNELIES MONSERÉ: Mares

Vor ein paar Monaten erschien mit „Mares“ ein neues Album der seit etwa 20 Jahren aktiven Belgierin, die als Philosophin und Musikerin (sowohl solo als auch mit anderen, z.B. in ihrer Band Luster) tätig ist: „Initially the music was piano-based and mostly instrumental. Once she ‘discovered’ her voice, vocals became a main focus.“

Das Vinyl „Mares“ wurde jetzt (zu Recht muss man antizipierend sagen) nachgepresst. Monseré verortet ihr letztes Album etwas zögerlich im Folk: „as I am not part of a living folk tradition and I am not a folk revivalist, I would not call ‘Mares’ a folk album. But, it is very obviously inspired by folk music, which is quite unsurprising given the fact that I listen to a lot of folk and folk-inspired music. Having said all this, I do not object to people calling it folk. It is a bit silly to invent new genre names for every new album, as if an album is so exceptional that it deserves a whole new concept. “

Erste Aufnahmen zu dem Album begannen 2017, fertiggestellt wurde es 2022, wobei man diesem unglaublich kohärenten Album diesen recht langen Entstehungszeitraum nicht anmerkt.  Die Musik auf „Mares“ ist getragen, dronelastig, repetetiv und zuteifst dicht und atmosphärisch, wird dominiert von Harmonium, Akkordeon, Keyboards. Monseré verzichtet gänzlich auf Gitarre und Klavier, die auf den Vorgängeralben entscheidend zum Klangbild beigetragen hatten.

Das Thema des Meeres wird durch Wiederholungen und Zirkuläres auf klanglicher wie auch auf textlicher Ebene – das Album beginnt mit „Your Finest Hour“ und endet mit „My Finest Hour“, es finden sich zwei Teile von „August“ – zum Ausdruck gebracht. „Your Finest Hour“ ist ein flächiges, loopbasiertes Instrumental. Einer der Höhepunkte ist das darauf folgende „Shells“ mit Harmoniumdrones. Hier spielt Monseré eine mysteriöse Klagemusik, die erschüttert. Fast könnte man sagen, dass die beiden Teile von „August“ so klingen, wie es Dungeonsynth möchte, ohne dass es wirklich gelingt, während hier eine mittelalterliche, mysteriöse Atmosphäre erzeugt wird. Im Zentrum des Albums steht „Sally, Free and Easy“, ein Cover des so häufig interpretierten von Cyril Tawney 1958 geschriebenen Songs, der hier mit Harmonimdrones umgesetzt wird. Mit sakral-entrückter Stimme wird das Thema des Meeres weitergeführt: „Sally, free and easy,/That should be her name,/Sally, free and easy,/That should be her name,/Took a sailor’s loving,/For a nursery game. „Mirror“ ist ein  von Orgeltönen durchzogenes sakrales Instrumental.

“Mares”, das manchmal entfernt an Tara Burkes Fursaxa denken lässt, erzeugt durchgängig ein Gefühl des leicht Unheimlichen, des Entrückt- und Verrücktseins und lässt den Hörenden “Meer” rufen. (MG)

Label: Horn Of Plenty