ZÖJ: Fel O Fenjoon

Im Persischen bedeutet das Wort Zöj wohl so etwas wie die Einheit zweier Menschen oder Dinge, die wie für einander geschaffen sind, also etwas, das im Englischen als match made in heaven bezeichnet werden würde. Im Falle des in Australien beheimateten Duos, das diesen Namen gewählt hat, ist das Wort vielleicht noch bezeichnender, denn die beiden Mitglieder Galareh Pour und Brian O’Dwyer tragen ganz unterschiedliche musikalische Traditionen und Prägungen in ihrem Gepäck und verstehen es dennoch, ihre Musik wie aus einem Guss klingen zu lassen.

Bei Zöj kommen traditionelle persische Streichinstrumente wie die Karmancheh und ein Gesang in Farsi, der neben eigenen Texten persische Lyrik von modernistischen und zeitgenössischen Dichterinnen und Dichtern wie Forugh Farrochzād, Amir Hushang Ebtehaj und Seyed Ali Salehis zu interpretieren weiß, zusammen mit einem Drumming, dessen Handschrift die Prägung verschiedener zeitgenössischer Musik des Westens durchscheinen lässt. Nachdem renommierte Landsleute wie Nick Cave und Adam Geoffrey Cole bereits ihre Musik lobten, waren wir umso erfreuter, dass nach vielen Auftritten nun auch ein Studioalbum der beiden vorliegt.

Im Unterschied zu den in der westlichen Musik verbreiteten Streichinstrumenten scheint die persische Karmancheh immer auch etwas verwundetes, eine leicht bittere metallische Klangeigenschaft zu haben, die unabhängig von der entsprechenden Melodie und der Spielweise durchscheint und dem Klang – wir schrieben bereits im Zusammenhang der Musik Saba Alizadehs davon – einen besonderen Reiz verleiht. Auch das Album “Fil o Fenjoon” beginnt mit einem durchaus schönen Szenario, dass durch schreiende Streichersounds und ein im Hintergrund spürbares perkussives Hantieren zugleich etwas schrilles, an wundgescheuerte Nerven erinnerndes bekommt.

Der eröffnende Song “I take pictures of fire” offenbart eine deutliche Dramatik, die umso intensiver wird, da sie nie wirklich eskaliert, sondern subtil bleibt, auch dann, wenn die Klänge schrill werden und hastige Geräusche eines Atmens, die zunächst leise beginnen, immer deutlicher und rhythmischer geraten. Trotz alledem ist zugleich eine unterschwellige Ruhe spürbar, die sich mit der Zeit immer stärker durchsetzt. Im harmonischen Schlussteil bringt das Saitenspiel eine trostreiche, geerdete Wehmut ins Zentrum des Geschehens. Diese findet sich noch deutlicher im darauffolgenden “Hangman”, aus dessen eingängigen Pizzicati, die an ein Banjo erinnern, und gemächlichen Streicherstrichen sich langsam ein tremolierend melancholischer Gesang schält. Ein ergreifendes Stück und ein früher, klassischer Höhepunkt des Albums.

Es wäre schwer, sich für einzelne Songs zu entscheiden und diese als weitere Höhepunkte zu markieren, denn alle acht Kompositionen zeigen eigene, berührende Momente. Das als summende Dröhnung im Wind schwebende “My Empty Boat”, das offenbar Teil einer umfangreicheren Komposition ist und eine summende Stimme mit dem Rascheln von Becken verschmilzt. Oder “Hearts of Stone”, das zwischen wehmütigen Streicherornamenten, dynamischen Trommelwirbeln und anheimelndem Gesang wie das Gegenteil seines Titels klingt und dessen melierte Weite in “Hymn for Apollo” ihre Wiederkehr feiert. Dann “The God of Rainbows”, das über eine lange Strecke vom nur scheinbaren Kontrast eines hohen Klagegesangs mit einer warmen Dröhnung lebt, bis anrührende Melodien und warmes holziges Trommeln ein verspieltes Element hineinbringen. Ferner “Winter for Ghazal”, in welchem eine Stimme im Wind den Frühling und die Vögel herbeisehnt (falls mein rudimentäres Farsi mich nicht täuscht) und eine leise Exaltiertheit zulässt. Dann das abschließende “Study of a Bull”, bei denen kraftvolle Drums zunächst dezent aus einem Meet warmer Dröhnung auftauchen und gegen Ende noch einmal für eine starke, nach vorn preschende Dynamik sorgen.

Wie der Name des Duos bezieht sich auch der Albumtitel auf ein bestmögliches Zusammenpassen, denn der bildliche Ausdruck “Fil o Fenjoon” (dt. Elefant und Teetasse) beschreibt auf Farsi zwei Dinge oder Entitäten, die zwar einen scharfen äußeren Kontrast aufweisen, aufgrund ihrer inneren Verbindung aber als untrennbar erscheinen. Falls die Band damit, wie zu vermuten ist, das letztlich harmonische Zusammenwirken ihrer unterschiedlichen Instrumentierungen, Spielweisen und Traditionen meinen, dann könnte der Titel nicht passender sein. (U.S.)

Label: Bleemo Music / Parentheses Records