“Sunbarred”, der jüngste Longplayer der aus Alan Trench und Steve Robinson bestehenden Temple Music, will sich kaum mit der aktuellen Jahreszeit arrangieren, und tatsächlich erschien er auch bereits im August. Konzipiert als psychogeographische Reise durch eine in der Erinnerung wachgerufene südenglischen Landschaft und inspiriert von Syd Barretts Song “Dominoes”, führt die in dreizehn ineinander übergehende Abschnitte unterteilte Reise durch verschwommene, sonnengeblendete Szenen, deren Score mittels Gitarren, Bass, Theremin, Percussion und elektronischer Geräte für eine entspannte, bisweilen ambiente Psychedelik sorgt, durch die nicht selten die Bauformen versteckter Rocksongs an die Oberfläche dringen.
Aufgrund seiner vage bleibenden Natur ist “Sunbarred” ein Album, bei dem vieles möglich ist und sich zugleich in geheimnisvollen Andeutungen genügt. Schon das Brodeln und Knarren zum Auftakt könnte in alle möglichen Richtungen führen, die gemächliche Perkussion und die entspannten Gitarren und Orgelsounds, die folgen, sind nur eine der Möglichkeiten. Die Übergänge zwischen den verschiedenen Stücken sind oft nicht ganz klar, was aber auch daran liegen kann, dass die Art der Musik, auch dann, wenn sich einzelne Paukenschläge dem Abdriften entgegenstellen, nicht unbedingt zum Konzentrieren einlädt. Ansätze von etwas, das an Americana oder australischen Bluespunk erinnert, tremolierende Twangs und hauchiger Gesang, geben manchen Stücken eine besondere cinematische Atmosphäre, versiegen dann aber im gemächlichen Dröhnen oder lassen sich von grummeligem Grollen verschlucken.
Die entspannten Takte lockerer Handdrums und die darunter liegende kreisende Dröhnung ambienter Gitarren geben einem Song wie “Chalk Underfoot” eine gelöste Melancholie. Zwischen dem Rasseln und Klingeln welcher Instrumente auch immer taucht an einer Stelle der Gitarrenpart an die Oberfläche und versinkt irgendwann wieder in verbummelten Klangwellen. Dann bröckeln zwischendrin immer mal ein paar lärmige Details vom Fundament und ein Gitarrensolo taucht auf und verwandelt das Stück für Momente in einen klassischen Rocksong.
“The Gentleman in Red” ist für mich die zweite Wegmarke auf “Sunbarred”. Hier bringt ein wunderbar eierndes Theremin etwas unheimliches ins Bild, steigert sich in seiner Intensität, als suche es den Gipfel einer Erhöhung, doch das – sprachlose – lyrische Ich scheint davon ganz ungekümmert, als wisse es bereits, dass all dies – ganz ähnlich den imaginierten Bildern vor dem geistigen Auge des Rezipienten – sich in wenigen Minuten im gleißenden Sonnenlicht auflösen wird. (U.S.)