In den vergangenen Jahren erschien der einprägsame Name Ümlaut immer deutlicher auf der weit verzweigten Landkarte experimenteller und ambienter elektronischer Musik. Hinter dem Namen verbirgt sich der in Chicago geborene und heute, nach einigen Jahren in Kalifornien, in Nordosten der USA heimische Komponist und Klangkünstler Jeff Düngfelder, dessen Wurzeln in der bildenden Kunst, dem Design und Sounddesign liegen und der sich nach einigen Jahren in Bereichen angewandter Kreativität nun auf seine eigenen künstlerischen Visionen konzentrieren kann, denn Beharrlichkeit zahlt sich gelegentlich aus. Aus diesen Ideen und Visionen gehen – neben bewegten und unbewegten Bildern, die eine ganz eigene, aber keineswegs isolierte Säule in seinem Schaffen darstellen – Alben von verspielter, überwiegend digital erzeugter Feinsinnigkeit, bei denen man stets das Gefühl hat, einen Entdecker bei seinen Erkundungsfahrten zu begleiten. Die ergebnisoffene Neugier, das Gespanntsein auf das Resultat einer musikalischen Suche, ist eine der wesentlichen Programmatiken in Düngfelders Arbeit, bei der die Stille stets den Rahmen bildet, die Potentialität, aus der ganz unterschiedliches entstehen kann. Über all dies, über die Rolle der Erinnerung in seiner Musik, über seine Kollaborationen und vieles mehr sprachen wir mit dem Künstler im folgenden Interview.
Du hast im letzten Jahrzehnt vor allem unter deinem Künstlernamen Ümlaut viel Musik produziert, daneben außerdem Bilder und Filme. Kannst du uns etwas über deine Anfänge erzählen? Bist du durch eine formale Ausbildung zu deiner künstlerischen Arbeit gekommen oder gab es (auch) andere Inspirationsquellen?
Ich habe vor Jahren mein Kunststudium mit einem Abschluss in Fotografie und Illustration abgeschlossen. Aber die Realität der Arbeitswelt machte mir klar, wie schwierig es war, einen bezahlten Job in den kreativen Bereichen zu bekommen, die mich interessierten. Dann entdeckte ich Grafikdesign. Das war ein Bereich, in dem ich tatsächlich meinen Lebensunterhalt verdienen und zugleich die Arbeit größtenteils genießen konnte. Es hat die Rechnungen bezahlt. Als Hintergrund hinter all dem ist meine wahre Inspiration immer die Musik und das Cover-Design von Alben gewesen. Wie die meisten Künstler wollte ich Kunst schaffen, die für mich selbst eine Bedeutung hat, nicht nur für den kommerziellen Zusammenhang. Deshalb habe ich nach meinem Job und an den Wochenenden an meinen persönlichen Aktivitäten gearbeitet. Glücklicherweise bin ich jetzt in der Lage, mich ganz auf meine musikalischen und visuellen Projekte zu konzentrieren.
Gab es bestimmte Einflüsse oder eine Gemeinschaft, die besonders prägend für dich waren?
Elektronische und experimentelle Musik hatten im Laufe der Jahre den größten Einfluss auf mich. Zu den Künstlern, deren Arbeit ich verfolge und die mir sofort in den Sinn kommen, gehören: Brian Eno, Hans-Joachim Roedelius, Carsten Nicolai, Geir Jenssen, Bill Nelson, Ryuichi Sakamoto. Zu den spezifischen Plattenlabels gehören: 12K, Audiobulb, City Center Offices, EMIT, Expanding Records, LINE, Morr, Raster-Noton, Touch. Aber in Wirklichkeit gibt es zu viele Künstler, um diesen Bereich umfassend zu benennen. Weitere Einflüsse sind für mich die Natur und das, was die Japaner „Waldbaden“ nennen, abstrakte Malerei, innere Reflexion und Meditation sowie ein gesteigertes Bewusstsein und eine Offenheit für die Welt um mich herum.
01 Field of vision from Jeff Dungfelder on Vimeo.
Betrachtest du deine visuellen und musikalischen Arbeiten als eine Einheit oder stehen sie jeweils für unterschiedliche Dinge, die du zum Ausdruck bringen willst?
Für mich sind Ton und Bild eins geworden. Sie greifen ineinander und beeinflussen sich gegenseitig sehr stark. Konkrete Beispiele wären meine beiden Alben MUSIQUE DE FILM und MUSIQUE DE FILM II. Für beide Alben habe ich zunächst Kurzfilme ohne Ton erstellt. Danach habe ich die Musik komponiert. In den letzten Jahren habe ich viel mit Stille gearbeitet und Stummfilme gedreht. Diese stillen Bilder helfen mir, die Beziehung zwischen Stille und Musik aufzudecken bzw. zu entdecken. Deshalb betrachte ich meine Musik oft als Erinnerungsaufnahme. Ich ließ zu, dass die Stille mir durch die Erinnerung die Musik offenbarte. Wenn ich ein visuelles oder musikalisches Projekt beginne, betrete ich den Raum aufgeschlossen. Es gibt keine vorgefasste Idee oder Struktur. Stattdessen bin ich ein Entdecker, der sieht, was ich finden kann. Dieser Prozess steht im Einklang mit meinem Interesse an abstrakter Malerei. Ich versuche zu offenbaren, was in uns selbst und nicht außerhalb von uns selbst ist.
Erst kürzlich hast du mit deinem Klangkünstlerkollegen Michel Mazza alias OdNu ein Album oder, um es mit den Worten von Audiobulb zu sagen, eine Tondichtung namens „Abandoned Spaces“ aufgenommen. Das Ergebnis erinnerte eher an die Arbeit einer eingespielten Band, was verwunderlich ist, da ihr euch offenbar noch nicht so lange kennt. Wie entstand die Idee zu dem Album und wie war eure Arbeitsweise?
Es war sehr informell. Wir schrieben uns seit etwa einem Jahr hin und her über die Möglichkeit einer Zusammenarbeit. Ich glaube, wir haben beide die Musik und den Geschmack des anderen bewundert und respektiert und uns gefragt, was aus einer Zusammenarbeit heraus entstehen könnte. Also beschlossen wir, einige Aufnahmen miteinander zu tauschen, um zu sehen, was passiert. Es war ein sehr organischer Prozess, bei dem längst noch nicht davon die Rede war, irgendetwas zu erreichen. Es kam dann irgendwie ganz natürlich zusammen, eigentlich ziemlich magisch. In gewisser Weise entwickelte die Musik ein Eigenleben. Ich denke, wir waren aufeinander eingestimmt, weshalb die Kompositionen einfach so flossen. Bevor wir es wussten, hatten wir genug Titel für ein Album.
Das Album handelt von verlassenen Räumen, Orten und Szenen. Was hat euch an dem Thema fasziniert und gibt es bestimmte Formen von Verlassenheit, die euch zu der Arbeit inspiriert haben?
Der Titel “Abandoned Spaces” stammt tatsächlich aus einigen Aufnahmen von Michael. Wir waren beide von dem Konzept fasziniert. Ich denke, es war eine gute Definition dessen, was in der Musik geschah, als sie erst einmal begann, sich zu offenbaren und Formen anzunehmen. Wie gesagt, fühlte es sich sehr natürlich an, die Ideen und die Beziehungen zu den Klängen entstehen zu lassen, die einfach magisch zusammenpassen: Alles hat alles andere ergänzt und es geschah etwas ganz Einzigartiges. Erst nachdem die Musik fertig war, diskutierten wir tatsächlich über die Anziehungskraft, die verlassene Orte auf uns haben.
Glauben Sie, dass es eine Vorstellung von Verlassenheit gibt oder geben könnte, die sich von der trostlosen Konnotation des Begriffs in unserer Kultur unterscheidet? Ich frage auch, weil ich die Musik auf dem Album sehr warm und lebendig finde, als würde sie die verlassenen Räume wieder mit der Präsenz von etwas füllen …
Nun, aus meiner Sicht sind diese verlassenen Räume, Orte und Landschaften voller Leben, voller Energie. Energie, die darauf wartet, entdeckt zu werden. Nichts ist wirklich leer. Bei der Erforschung von Stille und Bewegungslosigkeit ist es möglich, tiefer zu gehen, über das Visuelle hinauszugehen (die trostlose Konnotation des Begriffs, wie ihr erwähnt habt) und die Kreativität offenbaren zu lassen. Ich persönlich entleere mich so weit wie möglich von meinen Gedanken und Vorurteilen und lasse die Dinge geschehen. All dies ist ein Akt der Entdeckung. In meiner bildenden Kunst fühlte ich mich schon immer zu leeren Szenen hingezogen. Ich habe die meiste Zeit meines Lebens in Kalifornien gelebt und mich in die weitläufigen Wüstenräume verliebt. Verlassene Gebäude und Räume waren für mich wie ein Magnet. Dinge, die sehr warm und lebendig sind, wie ihr die Musik beschrieben habt
Einige Passagen des Albums haben eine leicht jazzige Färbung. Ist das spontan aus der Atmosphäre heraus erwachsen, die entstanden ist, oder hattet ihr bereits einen solchen Stil im Kopf?
Die Arbeit mit der Einstellung „Mal sehen, was passiert“ überrascht mich selbst immer wieder. Es gab überhaupt keinen Stil, dem wir im Sinn gehabt hätten. Einfach eine Offenheit für Erkundungen. Erst in den letzten Jahren habe ich den Punkt erreicht, an dem ich vollkommen meinem Instinkt vertraue. Bild- und Klangkunst zu machen ist für mich ein intuitives Experiment. Da ich nie weiß, wohin es geht, bin ich angenehm überrascht, was sich entwickelt. Davon abgesehen mag ich Jazz. In meiner Gruppe Intelligent Life erforschen wir elektronische Klänge mit Jazz- und Downtempo-Elementen. Die von euch erwähnte jazzige Farbgebung habe ich also irgendwo im Hinterkopf.
Inwieweit ist deiner Meinung nach die instrumentale Ausstattung Miturheber der Strukturen und Klänge? Erlebst du die Arbeit mit Klangquellen als eine Art Dialog?
Ich habe mich schon immer für das Nebeneinander von Klängen interessiert und für die Erforschung, was passiert, wenn man das Unerwartete kombiniert. Vor meinem Umzug von Kalifornien nach New York verkaufte ich alle meine Keyboards und Rhythmusmaschinen und konzentrierte mich darauf, eine rein digitale Methode im Computer anhand von Klangbeispielen zu erkunden. Ich denke, die Kombination aus Software, Audiobeispielen und Feldaufnahmen schafft in dieser digitalen Atmosphäre einen eigenen Dialog. Aber dann erweitere ich das noch weiter, indem ich diese Strukturen und Klänge manipuliere. Ich manipuliere alles: Dehnen, Biegen, Zerhacken, Verzerren, Verarbeiten, nur um zu sehen, was passiert. Dann stelle ich diese Elemente in dieser Ausschneide- und Einfügeumgebung nebeneinander und verwebe sie miteinander. Also ja, ich führe in meiner Arbeit eine Konversation mit diesen Klängen.
Dein neues Soloalbum „Half the Speed of Light“ ist im Großen und Ganzen ein Album über Erinnerung und Erinnerungsprozesse mit all ihren seltsamen Logiken, Zeitstrukturen und Unvorhersehbarkeiten. Meiner Meinung nach hast du Erinnerungen als eine Art Archiv dargestellt, mit dem man zwar schwer umgehen kann, dessen Nutzung sich aber dennoch lohnt. Was fasziniert dich an diesen Prozessen?
Ich habe das Gefühl, dass alles miteinander verbunden ist. Es ist fast so, als hätte die Musik die Möglichkeit, viele verschiedene Elemente aus einer Art kollektivem Gedächtnis zu holen. Und ja, bei meiner Musik und meiner visuellen Arbeit kann ich auf ein riesiges Archiv zurückgreifen. Und oft ist dieses Ziehen oder Auswählen völlig zufällig, aber ich habe Vertrauen in den Prozess. Beispielsweise habe ich in meinem aktuellen Album „Everything in its own place“ ein System des Zufalls bei der Auswahl der Sounds für das gesamte Album eingerichtet. Das Album hat zwölf Titel. Zunächst habe ich zwölf Ordner erstellt und in jeden Ordner fünfzig bis hundert Samples eingefügt. Wie in einem Spiel habe ich bestimmte Regeln aufgestellt – zum Beispiel habe ich nur die Sounds in diesem einzelnen Ordner für diesen einzelnen Titel verwendet. Dann importierte ich diese Sounds in Logic Pro und erstaunlicherweise erwachte nach vielen Experimenten ein Song zum Leben. Ich habe keine Vorstellung davon, was ich will oder mag, bis ich es tatsächlich höre. Es gibt also wieder kein vorgefasstes Konzept, sondern nur Erkundung.
In gewisser Weise könnten Erinnerungsprozesse auch als sehr tragische und schmerzhafte Ereignisse verstanden werden, bei denen viel Kostbares verloren geht und ein Kampf gegen das Vergessen stattfindet, den man letztlich irgendwann verlieren muss. In deiner Musik wirken die Labyrinthe des Erinnerns und Vergessens jedoch oft sehr spielerisch. Siehst du das ähnlich und wenn ja, ist die Gelassenheit und Akzeptanz im Umgang mit Erinnerungen auch das Ergebnis einer persönlichen Entwicklung?
Ja, meine Musik ist sehr verspielt, ich habe Spaß. Wir alle kämpfen mit unseren eigenen persönlichen Problemen und dennoch geht die persönliche Entwicklung weiter. Ich glaube nicht, dass es unbedingt ums Vergessen geht. Vielleicht geht es eher um Akzeptanz. Ich denke, wenn man erst einmal akzeptiert, wie die Dinge sind, die Realität der Dinge, wird das Leben viel einfacher und sogar freudvoller. Und ich empfinde große Freude an Musik und Kunst. Dieses Zitat von Chien-chih Seng-ts’an, dem dritten Zen-Patriarchen [gest. 606 n. Chr.] gefällt mir: “Der Weg ist perfekt wie ein riesiger Raum, in dem nichts fehlt und nichts im Übermaß ist”. Tatsächlich liegt es daran, dass wir uns entscheiden, etwas anzunehmen oder abzulehnen, dass wir die wahre Natur der Dinge nicht erkennen. Sei gelassen in der Einheit der Dinge und solche falschen Ansichten werden von selbst verschwinden.
Was mir an vielen deiner Werke sehr gefällt, ist, dass man fast nie erraten kann, wie das Narrativ einer Komposition weitergehen wird und in welche Richtung es führen wird, aber gleichzeitig ist es niemals harsch und irritierend. Suchst du ein solches Ziel bewusst oder entsteht es eher durch die Art und Weise, wie du die Welt wahrnimmst?
Breathing from Jeff Dungfelder on Vimeo.
Es gibt viele harsch klingende Musikwerke, die ich respektiere, aber sie sind nichts, worauf ich zum Vergnügen zurückgreifen würde. Letztendlich mache ich die Art von Musik, die ich hören möchte. Ich möchte das Unerwartete auf eine Weise hören, die mich begeistert. Ich habe Hans-Joachim Roedelius bereits erwähnt, weil er ein Vorbild ist, nach dem ich strebe, um unerwartete Schönheit zu schaffen. Im Laufe der Jahre habe ich zum Glück herausgefunden, dass es darauf ankommt, das zu tun, was man wirklich liebt, nur für sich selbst. Den Zuhörern könnte es gefallen und es könnte sich darauf beziehen, weil es echtes Teilen beinhaltet, das Teilen von sich selbst.
„Half the Speed of Light“ handelt von Erinnerungsprozessen und erzählt zugleich auch von den Reisen rund um den Globus, die du im Laufe der Jahre unternommen hast. Das erinnert auch daran, dass du ein Album über „Vasco da Gama“ produziert hast, den portugiesischen Seefahrer und Entdecker des 15. und 16. Jahrhunderts. Ist das Reisen und das Entdecken neuer Orte eine deiner Leidenschaften, auch unabhängig von Kunst und Musik?
Das ist es auf jeden Fall. Ich liebe es zu reisen und neue Orte abseits der ausgetretenen Pfade zu entdecken. Ich denke, alle meine Erfahrungen, insbesondere die Erkundung der Weiten des Südwestens der Vereinigten Staaten, haben mein kreatives Leben sehr bereichert und stehen im Einklang mit der hier zuvor erwähnten Offenheit und Leere. Mein erstes Album „Vasco da Gama“ war mein erster Schritt in der Vision einer vielschichtigen Erfahrung der Reflexion und Entdeckung.
Wie praktizierst du das Entdecken neuer Dinge (das nicht unbedingt auf Orte beschränkt sein muss, sondern auch alle möglichen Ideen umfassen kann)? Neigst du dazu, dich von Dingen treiben zu lassen, oder gibt es auch Bewegungen, die sehr zielgerichtet sind?
Meistens durch Lesen und durch das Hören vieler neuer Musik. Meine Radiosendung Listening Pearls auf CAMP Radio gibt mir die Möglichkeit, zuzuhören und zu hören, was es Neues gibt, und dies durch den einzigartigen 2-Stunden-Mix, den ich erstelle, um ihn an meine Zuhörer weiterzugeben. Das ist ein Projekt, das mir wirklich Spaß macht. Seit Jahren erforsche ich ununterbrochen neue Sounds. Plattformen wie FaceBook und Instagram bieten eine unglaubliche Verbindung zu großartigen Künstlern und ihrer Musik, eine nie versiegende Quelle der Inspiration. Ich besuche so oft wie möglich Kunstmuseen und Galerien. Konzeptuelle moderne Kunst öffnet den Geist für neue Sichtweisen auf die Welt. Die jüngsten Besuche bei MASS MoCA, Dia Beacon und der Magazzino Italian Art Foundation waren sehr erfüllend.
Du bist vor einigen Jahren von New York City in das ländliche Connecticut gezogen. Die neue Umgebung hat sicher deine Kreativität auf ganz unterschiedliche Weise beeinflusst. Interessierst du dich sehr für die Reize deiner Umgebung und gibt es an dem neue Ort viele neue Dinge, die dich inspirieren?
Ich habe es geliebt, in den 13 Jahren, die ich dort war, in New York City zu leben, aber während der Pandemie ist etwas passiert. Ich begann mich danach zu sehnen, näher an der Natur zu sein. Während dieser ungewöhnlichen Zeit konnte man nichts tun oder spontan oder auf andere Weise irgendwohin gehen. Auf der Suche nach der Ruhe der Natur unternahmen wir viele Fahrten aus der Stadt. Nach dem Lockdown wussten wir, dass es Zeit war umzuziehen. Ich lebe jetzt seit zweieinhalb Jahren in Connecticut. Manchmal vermisse ich die Energie von NYC. Aber der regelmäßige Austausch mit der Natur hat ein ganz neues Reich der Inspiration eröffnet. Es bietet auch Atelierraum zum Arbeiten. In NYC habe ich in einem Foyer gearbeitet.
Schafft der Ortswechsel auch eine Distanz – in welcher Form auch immer – zu Musik-Communities? Oder spielt das aufgrund der digitalen Kommunikation eine untergeordnete Rolle?
Es hat sich herausgestellt, dass ein großer, ruhiger Studioraum und mehr Zeit zum Arbeiten stärker ins Gewicht fällt als das Bedürfnis nach physischer Nähe zu einer Musikgemeinschaft. Eine Stunde nördlich oder eine Stunde südlich von uns, also nicht so weit entfernt, findet jede Menge Live-Musik statt. Und NYC ist drei Autostunden entfernt. Ich liebe auch die Online-Musik-Community auf Instagram. Es sind dort so viele tolle Freundschaften entstanden.
In einigen deiner Veröffentlichungen, insbesondere in „Same But Different“, stößt man auf Anspielungen auf buddhistische Lehren, insbesondere aus der Mahayana-Tradition. Spielen diese Lehren (und darauf basierende Praktiken) eine wichtige Rolle in deinem Leben und deiner Arbeit?
Ich halte mich für eine spirituelle, philosophische, aber nicht unbedingt religiöse Person. Ich habe mich lange Zeit mit den Lehren des Yoga, des Buddhismus und des Zen beschäftigt, aber ich folge keiner bestimmten Lehre. Ich versuche, sinnvolle Elemente aus all diesen Disziplinen umzusetzen und strebe danach, ein besserer Mensch zu sein. Man könnte also sagen, dass sie eine wichtige Rolle in meinem Leben spielen und mir bei meiner Kreativität und der Erforschung der Leere helfen. Meditation ist eine große Hilfe. Ich finde, dass ein ruhiger, leerer Zustand der beste Weg ist, seine Kreativität aus der Stille heraus zum Vorschein zu bringen.
Gibt es neue Projekte, die du bereits begonnen oder geplant hast?
Ja. Ich werde bald ein neues Intelligent Life-Album namens „Analogies“ herausbringen. Die Musik ist fertig und ich bin gerade dabei, einige Promomaterialien fertigzustellen. Ich bin sehr gespannt auf dieses Album, es hat eine neue raffinierte Energie. Wie immer spiele ich die Elektronik, Mike Brown den Kontrabass und Joshua Trinidad die Trompete. Im Spätsommer erscheint bei Audiobulb Records eine neue Ümlaut-Veröffentlichung, die ich auch gerne mit allen teilen möchte. Mehr dazu später. Diesen Sommer werde ich mit Michel Mazza beginnen, ein neues OdNu + Ümlaut-Album aufzunehmen. Das haben wir erst vor ein paar Tagen beschlossen. Unser im Februar veröffentlichtes Album „Abandoned Spaces“ war ein großer Erfolg und wir freuen uns auf die erneute Zusammenarbeit. Wie immer wird es auch im Jahr 2024 einige Überraschungen geben, also bleibt dran.
Interview und Übersetzung: U.S. & A. Kaudaht
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