WITHERING HERD: Ron’s Angel House

Psychische Grenzsituationen und Erkrankungen waren schon früh als Themen im Power Electrocis-Genre angelegt: Als Sujet der Transgression (exemplarisch bei den frühen Whitehouse) und/oder aber bei der Thematisierung eigener psychischer Derangiertheit (z.B. bei Atrax Morgue). War bei all diesem doch oft ein Moment der Glorifizierung enthalten, heißt es über Withering Herds drittes Tape „Ron’s Angel House“: „A catch-22 of inner violence minus the cheap refuge of glamorization, refutation, or sympathy. “

„Battlefield Mist“ eröffnet das Tape mit verrauschten Keyboardflächen, die wie die verlangsamte Sirene eines Schiffes im Nebel klingen. „Relapse“ beginnt mit Gebrutzel, im Hintergrund singenden, murmelden Stimmen, die dann in brutalen Noiseeruptionen und Dissonanzen untergehen. Die Lautsprecher scheinen kurz vorm Bersten zu sein, Hochtöne durchziehen den Track. Nach zwei Minuten ist dieses Rabiate (kurzzeitig) vorbei, bricht ab, man hört analoges Pulsieren und dann wieder Verzerrungen und Gebrüll, schließlich endet das Stück mit Stimmengewirr, Lachen, Äste brechen. „Waiting Like Drowning“ beginnt mit einem Sprachsample: Eine Frauenstimme begrüßt einen unbekannten „Fremden“, möchte ihm zum Lächeln bringen, denn die Welt sei schließlich „wunderschön“. Man möchte der Dame gerne Francis Bacons Formulierung über seine Gemälde ( “the coagulation of pain and despair”) entgegenschleudern. Eine Antwort geht dann konsequenterwiese unter in wildem Gebrutzel und Gebrüll.  Auch dieses Stück bricht zwischendurch ab, dreht den Lärmpegel zurück: eine völlig derangiert klingende Stimme verkündet Unverständliches. Das Stück geht über in „Permanent Midnight“ mit melodischen Passagen aus Flüstern und Pianomelodien. „Foxhole Prayer“ ist dagegen erneut wuchtiger Noise mit deklamierender Stimme. „Suicide King“ beendet das Tape mit flächig-melodischen Sounds und einer Melodie, die etwas an das Twin Peaks-Titelstück erinnert. (JM)

Label: No Rent