ÜMLAUT: The Black Square

Ein Kratzen wie von bewegten Körnern leitet das vor einigen Monaten erschienene Album “The Black Square” ein, doch schon bald entfalten sich – einzig auf der Basis von Synthies und Tape Loops, wie man den Liner Notes entnehmen kann – die unterschiedlichsten Klänge, die eine ganze Welt ein klingelnde, klackernden, schwebenden, dröhnenden Details offenbaren. Zahlreiche Illusionen erscheinen auf der Bildfläche, Zwitschern und Gluckern und an verschiedene klassische Instrumente erinnernde Sounds. Zugleich beeindruckt die Einfachheit der abstrahierten Gebilde des Openers, dessen Titel “Nearly Cloudless” (auch) an die bildliche Beschreibung der Geistesnatur im Mahayanabuddhismus erinnert.

Nach eigener Angabe war die Initialzündung zu dem Werk ein Traum gewesen, in welchem Ümlaut-Begründer Jeff Düngfelder Kasimir Malewitschs revolutionäres Gemälde mit dem Titel “Schwarzes Quadrat” imaginierte. Unter Bezugnahme auf das Bild und die viel erörterten Ideen dahinter, ließ sich Düngfelder zu einem Album inspirieren, das so weit wie möglich von der Last der äußeren Welt und ihrer Mimesis entfernt die tieferen Regionen des Klangs erforscht und dabei die einzelnen Komponenten in größtmöglicher Freiheit immer wieder neue Beziehungen eingehen lässt. “Einfache Klänge”, so heißt es, “werden auf ihre hervorstechendsten Texturen und Formen reduziert und dann innerhalb der subtil lebendigen Klanglandschaft gegenübergestellt”.

Die hier vorliegende Musik, die laut Düngfelder im Selbstgespräch entstanden ist, entfalten schnell eine ausgesprochene Vielheit. Kreisende Synthies, elegische Pianospuren, Andeutungen von Orgenschwere, heranwehende Böen und Zitate nostalgisch anmutender elektronischer Avantgarden – all dies reicht sich in den wenigen minute eines Stücks wie “Evidence to the Contrary” die Klinke in die Hand, weiter hinten, in  einem Track wie “Ordinary Circumstances” sind dies räudige Kratzgeräusche, helles Tastenspiel mit Reminiszenz an ein Cembalo, einmal mehr kreisende Soundsflächen und ein fast bedrohliches Raschel, bei dem man nicht sagen könnte, ob es mehr an Feuer oder Wasser erinnert. Der Eidnruck des “Elementaren” zieht sich jedenfalls durch all die verschiedenen Sounds und Tempowechsel, die sich in der knappen Stunde ereignen werden.

Ein Stück mit einem beinahe profan anmutenden Titel wie “Disparate Images” weiß mit seinen entrückten E-Piano und Synthietupfern, seiner gewollten Dumpfheit und dem kontinuierlichen Rauschen wie das Passieren eines Portals in eine ungekannte Sphäre anzumuten, “A Kind of Memento” startet wie eine tropische Nokturne und entfaltet im Verlauf eine fast meditative Geerdetheit, von der all das Summen und Kratzen nicht abzulenken vermögen. In “Stories of Empty Light” setzt diese sich in komplett anderen Klangfarben und in erhöhtem Tempo fort.

Besagte Entrücktheit ist ein weiterer Roter Faden durch das Album, in “The Difference Was” koexistiert diese mit dunklem Brummen und verhallten Echos, die an ein Barpiano erinnern, und im abschließenden “Between Two Phrases” kehrt sie noch mal in hypnotisch dröhnender Form wie ein Fazit wieder. Was bleibt ist der Eindruck eines besonders reichehaltigen Albums, bei dem Düngfelder auch zu seiner Kunst der Labirynthik zurückgekehrt ist. Definitiv eine seiner bislang besten Arbeiten. (U.S.)