CURRENT 93: Sketches Of My Nightmares And Dreams Occurring

Neben den regulären Studioalben „The Light Is Leaving Us All“ und „If A City Is Set Upon A Hill“, die sicher zum stärksten Material Current 93s  seit Jahren zählen, erschienen immer wieder weniger songorientierte Veröffentlichungen, wie etwa „If A Star Turns Into Ashes“ oder auch die zwei Soloalben Tibets. Diese waren geprägt von somnambulen Klanglandschaften, die weitgehend auf Text/Vocals verzichteten. Auch die massive 7CD-Box „The Long Shadow Falls“ knüpfte von der Stimmung her daran an.

Über „Sketches Of My Nightmares And Dreams Occuring“ schreibt Tibet: „These scribbles in sound and spellings, trying to make senses of nonsenses that followed the clouds at teatimes, were recorded during the creation of Current 93′s 2025 album“. Das Album, neun unbetitelte Stücke enthaltend, erstmalig auf der kurzen Skandinavientour der Band verkauft und nun regulär erhältlich, beginnt mit leicht sakralen Loops, dann scheint jemand immer und immer wieder einen Würfel zu werfen. Nach etwa einer Minute setzt Tibets Stimme ein, die wenig Frohes verkündet: Er singtspricht von „futile endings“, verkündet „I’m so weary of it all“. Der zweite Track beginnt mit Ballroommusicsamples; hier heißt es zwar auch „the end is drawing nigh“, aber insgesamt ist das Stück eine Liebeserklärung: „I shall love you till I die“. Glocken läuten, am Ende kann man eine Spieluhr hören. Track 3 ist eine Kaskade aus Stimmen und Geräuschen. Das vierte Stück beginnt mit Jahrmarktmusik. „Let us despair pathologies“, hört man da (an Leonard Cohen anspielend), eine E-Gitarre dröhnt im Hintergrund , die Stimme klingt verzerrt und dann geht alles im Fiepen des Feedbacks unter. Im weiteren Verlauf des Albums hört man dramatische Streicher (Track 5),  so etwas wie angestrengtes Atmen (6), Tibets Stimme im Schrei endend (8) Der siebte Track enthält die Feststellung: „if hearts could only be content with love and sympathy/how sweetly we could live/we both of us have so much love to give/no matter how our minds conspire imprisoned by our own desire/we are not free to choose what love we gain/what love we lose“. Im Vergleich zu den großen kosmischen Entwürfen, die man auf vielen Current 93-Veröffentlichungen findet, wirkt dieses Album eher auf das (Allzu)Menschliche fokussiert. Erst im letzten Track wird es wieder größer: “in the beginning six faces fell from the unmade sky/no name for this and no face for that”. All das ist untermalt von einer verzerrten E-Gitarre.

Das ist ein fragmentarisches (“Sketches”), einer (Alp-)Traumlogik folgendes Album. „These Fragments I Have Shored Against My Ruins“ konnte man erstmalig vor weit über hundert Jahren in Eliots “The Waste Land” lesen und vielleicht ließe sich dies auch unter dieses Album schreiben. (MG)

Label: Cashen’s Gap