Vor einiger Zeit beendete Asmus Tietchens sein selbst so bezeichnetes „death lounge project“ Hematic Sunsets mit einem „Adieu“. Hematic Sunsets war sicher stärker von Humor geprägt als seine unter eigenem Namen veröffentlichten Alben – so erfuhr man auf dem letzten Tonträger etwa etwas über Hodenbaden und Mikadotanz. Das erste Album des Nachfolgeprojekts Statische Musen hieß „Diskretion“ und wurde im Untertitel als „Funktionsmusik für Verrichtungsboxen“ verortet; der nun ein Jahr später erschienene Nachfolger „Bubendey“ ist dagegen „Memorialmusik auf eine Brache“.
Eingespielt von Tietchens und seinen drei anagrammatischen Alter Egos (Ute Massensicht, Ines Schmettsau und Senta Steumisch, die auch die Linernotes verfasste) knüpft “Bubendey” musikalisch sicher an den Vorgänger an, über den man hier lesen konnte: „Verglichen [mit Hematic Sunsets] ist die Musik von Statische Musen näher an anderen Werke Tietchens der letzten Jahre.“
Vielleicht sollte man bei den Linernotes beginnen, in der es um die titelgehende Brache geht. Die Industrie hinterließ an diesem Ort nach ihrem Rückzug „bizarre Ruinen“, die im Laufe der Jahre verfielen, der Boden war „kontaminiert[...]“, ließ das Schaffen von Wohnraum nicht zu. Dennoch wachsen, wie man lesen kann, inzwischen wieder „Gras und andere Pflanzen“ und „Birken bilden ein bescheidenes Gehölz“. Oder, wie es abschließend heißt: „Der Petroleumduft ist verweht.“ – Da meint man, vielleicht etwas überraschend, so etwas wie einen Moment des Optimismus herauszuhören.
Das erste Stück „Linie 62“, benannt nach der Hamburger Linie, die zum Bubendey-Ufer führt, ist reduziert, tastend, bis dann melodisch-flächige Sounds hinzukommen, die zwischenzeitlich fast schon dramatisch anschwellen und dann langsam abebben. „Die Brache“ ist geprägt von leicht melancholischen Klangflächen, die wie Wellen zu verebben scheinen. „Solanum dulcamara “ ist wahrlich ein (knapp 18-minütiger) „bittersüßer Nachtschatten“. „Am Leuchtfeuer B 1582“, auf das Leuchtfeuer am Bubendeyufer verweisend, klingt dagegen fast schon beschwingt. „Vis á vis“ ist wieder eine leicht melancholisches Stück und „Auf immer fort“ schließt das Album mit flächig-kristallinen Sounds ab.
Mit Statische Musen nähert sich Tietchens fast schon dem Ambient an und erschafft Musik, der man durchaus das Attribut wunderschön verleihen kann. (MG)
Label: Auf Abwegen