MY DEAR KILLER: Collectable Items

Wer bei dem Namen My Dear Killer barock angehauchte Klaviermusik oder spannungsgeladenen Artrock mit klagenden Jazzbläsern erwartet, der hat wahrscheinlich Tonino Valeriis Giallo Mio Caro Assassino gesehen und erinnert sich noch gut an den Soundtrack von Ennio Morricone. Sicher hat die abgründige Geschichte, erzählt in ebenso aufwühlenden wie überstylten Bildern, den Sänger und Gitarristen Weiterlesen

DIVUS: 2

Die Musikgeschichte ist voll mit Kollaborationen, bei denen zwei oder mehrere alte Hasen einmal zusammenkommen sind und einen nahezu perfekt aufeinander abgestimmten Stil gefunden haben, nur um danach zu neuen Ufern aufzubrechen. Umso mehr freut man sich, wenn es zu einer Fortsetzung kommt, und man eine gewisse Hoffnung wagen darf, dass vielleicht doch gerade eine feste Band am entstehen ist. Weiterlesen

HERMETIC BROTHERHOOD OF LUX-OR: Sex and Dead Cities

Wer wie die meisten Auswärtigen die Insel Sardinien aus einem eher touristischen Blickwinkel kennt, denkt sicher zuerst an Sandstrände, felsige Buchten, Ichnusa-Bier und malerische Küstenstädte wie Palau. Wer sich jedoch ins Landesinnere begibt und etwas abseits der üblichen Reiserouten umsieht, wird feststellen, dass die Mittelmeerinsel auch eine räudige Seite hat, in der unverkitschbare Archaik mit trostlosen Ruinen des Industriezeitalters eine Weiterlesen

VIVIEN LE FAY: Ecolalia

Vivien Le Fay ist im Artusstoff ein weiblicher Wassergeist, der viele Namen hat und besonders durch die Darstellung im Gemälde Edward Burne-Jones’ die Aura einer verführerischen Femme Fatale bekam. Das Mysteriöse und Ungreifbare dieser Gestalt könnte mit ein Grund sein, warum eine Musikerin aus Neapel diesen Namen für ihr rituelles Elektronik-Projekt gewählt hat. Le Fay hat wohl Soziologie und einige ästhetische Disziplinen studiert, u.a. in Kursen bei Jodorowski. Neben ihrem offiziellen Werdegang Weiterlesen

J.H. GURAJ: Steadfast on our Sand (Music for a Documentary Film by ZimmerFrei)

Im niederländischen Wattenmeer, zwischen Ameland und Vlieland, liegt die längliche Insel Terschelling, die für ihre ausgedehnten Strände ebenso bekannt ist wie für ihren Artenreichtum und die auf eine lange Tradition zurückblickende Landwirtschaft. In der Nordsee-Region gilt sie als eine der Hochburgen des Organic Farming, und doch hat sich das Leben dort noch einiges von seiner Urtümlichkeit und seinen alten Bräuchen erhalten. Vor drei Jahren hat das Dokumentarfilmer-Kollektiv ZimmerFrei ein intimes und weitgehend wortloses Porträt des Ortes und seiner Weiterlesen

HEROIN IN TAHITI: Casilina Tapes 2010 – 2017

Heroin in Tahiti hatten zu Beginn ihrer Karriere einen unverkennbaren Stil, der sich wunderbar als Trademark eignete, nämlich eine ultraentschleunigte (und somit auch ultracoole) Doomversion einer an Link Wray erinnernden Sufmusik, vergleichbar mit dem, was diverse Darkjazzer eben mit dem Erbe von Miles Davis und anderen gemacht hatten. Dabei ist es aber keineswegs geblieben – zum Glück, denn Stile mit allzu originellem Wiedererkennungswert gerinnen schnell zum Klischee ihrer selbst und finden im schlimmsten Fall noch schnöde Nachahmer. Stattdessen wussten Weiterlesen

I don’t feel comfortable with the restrictions and rules of a tribe. Interview mit Simon Balestrazzi

Wenn man ein bisschen mit dem Werk Simon Balestrazzis vertraut ist und seine Arbeit verfolgt, kann man sich kaum vorstellen, dass er mal einen Tag lang nicht auf der Suche nach Sounds ist, sie im Studio bearbeitet und kollagiert, an seinen zum Teil eigens konzipierten Instrumenten bastelt oder mit Kollegen wahrscheinlich ganze Nächte hindurch jammt. Seit einigen Jahren ist es nicht ungewöhnlich, dass drei bis fünf seiner Longplayer pro Jahr herauskommen, seltener solo, häufiger von seinen zahlreichen Kollaborationen: Dream Weapon Ritual, DAIMON, A Sphere of Simple Green, Hidden Reverse und noch einige mehr. Weiterlesen

I don’t feel comfortable with the restrictions and rules of a tribe. Interview with Simon Balestrazzi

If you are a bit familiar with the music of Simon Balestrazzi and follow his activities, you can hardly imagine a single day, in which he is not busy searching for sounds, processing and combining them in studio, tinkering on his partly self-designed instruments or jamming with colleagues all night long. For several years, it is not unusual for three to five of his Longplayer to come out in one year, more rarely solo, but often from his numerous collaborations: Dream Weapon Ritual, DAIMON, A Sphere of Simple Green, Hidden Reverse and even some more. Weiterlesen

We Simply Lend our Energies to the Chaos of Creation. Interview mit Hermetic Brotherhood of Lux-Or

Die im Sardinischen Macomer beheimatete Hermetic Brotherhood of Lux-Or existiert, ähnlich wie das ihr nahestehende Label-Kollektiv Trasponsonic, schon seit den späten 90ern, doch es dauerte eine Zeitlang, bis das mysteriöse Ritual-Projekt sich auch außerhalb der italienischen Musikszene einen Namen machte. Der vor einigen Jahren durch die Medien geisternde Begriff der Italian Occult Psychedelia scheint wie für sie geschaffen, ist jedoch gleichsam eine nur bedingt passende Kategorie, da gerade der zweite Begriff für die Sardinier um MSMiroslaw weit mehr als Kolorit bedeutet. Hermetic Brotherhood, die ihren Namen einem Weiterlesen

DREAM WEAPON RITUAL: The Uncanny Little Sparrows

Gut drei Jahre nach „Ebb and Flow“ lassen die beiden Multiinstrumentalisten Simon Balestrazzi und Monica Serra zum fünften Mal von sich hören und erzählen mit allerhand schrägen Ideen im Gepäck die Geschichte einer Gruppe von unheimlichen kleinen Spatzen – das klingt auf den ersten Blick vielleicht nach Ironie und Spielerei, v.a. wenn man von dem hierzulande üblichen Image dieser nicht gerade gruseligen Vogelart ausgeht. Doch „The Uncanny Little Sparrows“ lädt nicht gerade zu letztgültigen Interpretationen seines Inhalts ein, und das ist auch gut so. Weiterlesen

Natur, Wissenschaft, Kunst, Literatur, Musik. Occulto Magazin präsentiert Ausgabe H im Berliner Buchladen Zabriskie

Dass die neue Ausgabe des Occulto am 19. Januar ausgerechnet in einem Buchladen für Kultur & Natur vorgestellt wird, passt ausgesprochen gut, denn seit seinen Anfängen behandelt das Periodikum gleichermaßen Fragen der Ästhetik, der (Natur-)Wissenschaft und einiges mehr, immer bezogen auf ein übergeordnetes, oft randständiges Thema. Die jüngst erschienene neue Ausgabe widmet sich Fragen der Begrenzung allgemein, und wie sie unser Leben und unsere Wahrnehmung strukturieren: Weiterlesen

PAUL BEAUCHAMP: Grey Mornings

In den frühen Morgenstunden liegt nicht nur ein Zauber, der vielen Nachtmenschen entgeht, auch ist die Wahrnehmung für Inneres und Äußeres noch unverfärbt durch diversen Kram, der sich später im Geist ansammelt. Paul Beauchamps Album „Grey Mornings“ ist primär ein Porträt der vielleicht wichtigsten Orte in seinem Leben, die zufällig noch eine Namensähnlichkeit aufweisen: Seinen Geburtsort im Piedmont County in North Carolina und die Region des Piemont um seine heutige Heimatstadt Turin im Norden Italiens. Was er in dem Weiterlesen

DIVUS: s/t

Ungleiche Duette gibt es viele, doch Lucianno Lamanna und Luca T. Mai haben sich, wie es scheint, gerade zur richtigen Zeit zusammengefunden, um ihre so unterschiedlich gediehene Kreativität in eine gemeinsame Bahn fließen zu lassen. Lammana, dessen Wurzeln im Techno liegen, bewegte sich in seinen jüngsten Projekten immer mehr in experimentellen Gefilden, eine Wegmarke war das Split zwischen seinem Projekt Lunar Lodge und Mai Mai Mai. Der Saxophonist Mai, aufgewachsen mit Metal, Punk und Hardcore, hat in Weiterlesen

AMKLON: Collision of Absolutes

Bei Amklon scheint sich vieles um Wandlung und Umformung zu drehen. Gitarrist Sergio Albano spielt mit Projekten wie Grizzly Imploded zerschredderten Noiserock, Giuseppe Mascia, der ich hier um die Elektronik kümmert, ist von Haus aus Technomusiker. In den abstrakten Synthies und den vielen verfremdeten Sounds von Amklon klingt beides zwar an, aber lediglich als tiefste Grundierung in einem vielschichtigen klanglichen Palimpsest. Der Titel ihres Debüts „Collision of Absolutes“ entstammt einer Passage aus Philip K. Dicks „Exegesis“ und verweist Weiterlesen

HERMETIC BROTHERHOOD OF LUX-OR: Anacalypsis

Das in Sardinien beheimatete Duo mit dem markanten Namen hat bereits sechs Alben im Katalog, und mit dem neuesten Streich „Anacalypsis“ ist der Band ein Werk mit überraschenden Momenten gelungen. Lauscht man den noch leisen Tönen des sich langsam aufbauenden Openers, dann erwartet man angesichts des blechernen Rasselns und des rauen Rumorens sicher allerhand mysteriöses Pathos, aber kaum den ekstatischen Lärm, mit dem das Album zum Abschluss kommt. Viel weniger noch mit den Weiterlesen

MAI MAI MAI: Phi

Vor Jahren hob Toni Cutrone, der bislang in diversen noisigen Rockformationen spielte, sein Soloprojekt aus der Taufe und beglückte die Musikwelt als Mai Mai Mai mit der „Mediterranean Trilogy“, die die Frühzeit des griechisch-römischen Kulturkreises als maritime Lebenswelt erforschte. Teil dieses archaischen Symbolkosmos war ein zwischen rhythmischem Lärm und retrolastiger Elektronik verorteter Sound, der dem südlichen Setting einen kühlen, aquatischen Beigeschmack verpasste. Nach „Tetra“ und „Delta“ erschien noch Weiterlesen

EVEREST MAGMA: Gnosis

Als der für amaricanalastige Folkvariationen bekannte Rella The Woodcutter vor zwei Jahren mit einem rhythmusbasierten elektronischen Album überraschte, wurde das hier und da noch als Experiment betrachtet, doch wie heißt es so schön: Das beste Mittel gegen das Image als Eintagsfliege besteht darin, einfach konsequent weiterzumachen, und Everest Magma tat dies mehrfach live, u.a. im Vorprogramm einer Soloshow von Thighpaulsandra, und seit kurzem auch auf einer neuen LP, die sich im Weiterlesen

BERTONI / BOCCARDI / MONGARDI: Litio

Die initiale Idee zu diesem Trio kam dem Mailänder Alberto Boccardi, der von Haus aus elektronischer Sounddesigner ist, aber auch ein Faible für Gitarrenmusik jenseits herkömmlicher Rockstrukturen hat. Nachdem er sein Electronica-Album „Fingers“ herausgebracht hatte, konsultierte er seine beiden Landsleute Antonio Bertoni (Bass) und Paolo Mongardi (Drums), die vom Rock und vom Jazz kommen, für eine auf dem Album basierende Tour. Während dieser wurde Weiterlesen

OCCULTO presents: ONGAPALOOZA (10 yrs of Boring Machines) im West Germany, Berlin

Vor zehn Jahren wurde in der italienischen Kleinstadt Treviso das kleine Label Boring Machines gegründet. Zu der Zeit ahnte wahrscheinlich niemand, dass das Projekt einmal zu einer der rührigsten Institutionen der alternativen Musikgeschichte Italiens werden sollte. Zahlreiche jüngere Bands aus den unterschiedlichsten Regionen des Landes und aus verschiedenen Genres zwischen Psychedelia, Drone, Noiserock und electronica debütierten dort oder brachten dort zumindest ihre ersten im größeren Rahmen vertriebenen Aufnahmen heraus, zu den bekanntesten zählen La Piramide di Sangue, Father Murphy, Heroin in Tahiti, Mai Mai Mai, Squadra Omega, Cannibal Movie, Mamuthones oder die in Berlin lebede Musikerin DuChamp. Aber auch altgedientere Musiker wie Z’ev oder Simon Ballestrazzi veröffentlichten bei Boring Machines. In einer Reihe Events feiert das Label nun sein zehnjähriges Bestehen, eines der Festivals mit ausschließlich Boring Machines-Bands wird im Juni vom Berliner Oculto-Magazin im Kreuzberger West Germany veranstaltet. Der Name Ongapalooza referiert auf den Namen des Labelgründers Onga sowie auf eine nordamerikanische Pferderasse namens Apalooza. Weiterlesen