WHITEHOUSE: The Sound Of Being Alive

Wenn sich in den letzten Jahren in der Rezeption von Musik wie Power Electronics etwas geändert hat, dann insofern, dass es immer mehr Projekte gibt, die – ob wegen ihrer Musik oder aufgrund von Kriterien wie Labelzugehörigkeit sei dahingestellt – auch außerhalb einschlägiger Szenen gehört werden, auf hippen Labels herauskommen, auf arty Events spielen, bei Pitchfork und im Wire besprochen werden u.s.w. Whitehouse waren in der Hinsicht schon Grenzgänger, als Power Noise noch weitgehend eine Sache der Weiterlesen

ZEITKRATZER: Whitehouse

Als Zeitkratzer vor einigen Jahren erstmals ihre Interpretationen von Whitehousematerial unter dem Titel „Whitehouse Electronics“ veröffentlichten, da konzentrierte man sich auf Stücke aus der Spätphase der Band und verglichen mit früh(er)em Output enthielten diese Stücke in einen etwas größerem Maße konventionelle Strukturen – wenn man die teils vertrackten Rhythmen, die schon teilweise das Nachfolgeprojekt Cut Hands ankündigten, mit solch einem Attribut belegen will (insofern zeugte diese Rezension von ziemlicher Unkenntnis). Weiterlesen

CONSUMER ELECTRONICS: Estuary English

Während der selbst so apostrophierte „animal response technician“ William Bennett es inzwischen bis in die Tate Modern geschafft hat, mit Cut Hands gern gesehener Gast auf genreübergreifenden Festivals ist und inzwischen auf hippen Labeln wie Blackest Ever Black veröffentlicht, ist der mit einer Arbeit über Burroughs, Ballard und Pynchon promovierte „dirty word specialist“ Best einen etwas anderen Weg gegangen: Seine Auftritte mit Kassengestell, Schmerbauch und inklusive Nippelreiben sind auf eine Art konfrontativ, die ihresgleichen sucht, denn obwohl es natürlich eine Inszenierung ist, ist Bests Bühnenpersona so irritierend und oft abstoßend,  dass suspension of disbelief jederzeit möglich ist. Weiterlesen

CUT HANDS: Festival Of The Dead

In musikalischer Hinsicht mag man William Bennetts Übergang von Whitehouse zu Cut Hands als fließend betrachten – in einer Hinsicht jedoch hat sich etwas ziemlich abrupt geändert: Seit langem war Bennett nicht mehr so konstant produktiv wie in den letzten fünf Jahren, seit langem schon waren die Abstände zwischen seinen Releases und Gigs nicht mehr so kurz wie in den Zeiten des sogenannten Afro Noise. Zum Teil mag das damit zusammen hängen, dass Bennett nun eine lange gesuchte ästhetische Form gefunden hat und die Kreativität nur so sprudelt. Ein weiterer Grund ist aber auch, dass die Arbeitsweise eine grundverschiedene ist. Weiterlesen

V.A.: 30.2. Electronica, Experimental and Noise from Africa

Als William Bennett vor nunmehr sechzehn Jahren den Sampler „Extreme Music from Africa“ herausbrachte, wurde das Projekt gerne augenzwinkernd als Lausbubenstreich abgetan, als das Machwerk eines Selbstdarstellers, der sich gerne mit obskuren Exotica umgibt und irgendwann die Grenzen seiner eher „weiß“ konnotierten Power Noise-Schublade erweitern wollte, die er irgendwann dann auch erfolgreich hinter sich gelassen hat. Doch unabhängig von all den naheliegenden Vermutungen, ob es sich bei den vertretenen Projekten schlicht um ihn selbst handele, kam der Compilation damals auch ein Verdienst zu – er deutete im Rahmen einer äußerst stark an die Kernländer der Industriegesellschaft und ihre Spätformen gebundenen Gegenkultur an, dass ihre Weiterlesen

At the core of Cut Hands there is darkness and there are rhythms, beyond that anything’s really possible. Interview mit William Bennett

Seit William Bennett Whitehouse auf unbestimmte Zeit auf Eis gelegt hat und mit seinem Projekt Cut Hands sein Interesse an Afrika – das latent schon seit Ende der 90er bei dem in Edinburgh ansässigen Bennett da war und auf den letzten Veröffentlichungen von Whitehouse (durch Artwork, Titel und Einsatz von Perkussion) immer virulenter wurde – (weitgehend) instrumental auslebt, scheint das ehemalige Enfant terrible auf gewisse Weise salonfähig geworden zu sein, sein Schmuddelimage zumindest partiell verloren zu haben. Cut Hands teilen die Bühne inzwischen mit so unterschiedlichen Künstlern wie Weiterlesen

CUT HANDS: Black Mamba

Als William Bennett erstmals die Bezeichnung „Afro Noise“ ins Spiel brachte, hatte er wahrscheinlich nicht die Absicht, ein neues Genre ins Leben zu rufen, und doch war der Begriff von Beginn an mehr als bloß ein Titel. Afro Noise sollte eine Musik bezeichnen, die Bennett mit seinem Whitehouse-Nachfolgeprojekt Cut Hands vielleicht nicht ohne Vorläufer aus der Taufe gehoben hat, die jedoch in den beiden Bereichen, die dabei schnittmengenartig zusammenkamen, keineswegs zum Tagesgeschehen gehört. Die Überblendung ist einfach zu beschreiben, ging es doch darum Weiterlesen

CUT HANDS: Afro Noise I

Spätestens als 1997 auf Susan Lawly „Extreme Music from Africa“ erschien, wurde klar, dass William Bennett sich für den dunklen Kontinent interessierte, ein Interesse, das sich allerdings erst 2003 auf dem WHITEHOUSE-Album „Bird Seed“ musikalisch manifestieren sollte (es sei denn, man folgt denen, die behaupten, die auf oben genannter Compilation vertretetenen Projekte wie ROROGWETA oder THE MBUTI SINGERS seien alles Pseudonyme von Bennett selbst gewesen, was beim erneuten Hören des Albums in unmittelbarer Nähe zu CUT HANDS nicht ganz so abwegig erscheint). Weiterlesen

WILLIAM BENNETT (WHITEHOUSE) – Interview

William Bennett hat mit WHITEHOUSE in den vergangenen drei Jahrzehnten extrem(st)e elektronische Musik gemacht und damit ein Genre mitgeschaffen,  dessen enge Grenzen WHITEHOUSE allerdings bereits lange gesprengt haben. Schon seit längerem sind die analogen den digitalen Geräten gewichen, sind die Texte (spätestens seit “Cruise”) – auch Bennetts Interesse an NLP geschuldet –komplexer geworden; Weiterlesen