SIMON FINN: Accidental Life

War der nach einer jahrzehntelangen Pause veröffentlichte Nachfolger von “Pass The Distance” namens “Magic Moments“ ein im Hotel2tango aufgenommenes Album in kleiner Besetzung (Simon Finn, Joolie Wood) und nur etwa eine halbe Stunde lang, ist der Nachfolger opulenter ausgefallen – zumindest was  Zahl der Beteiligten und eingesetzte Instrumente betrifft. Da gibt es wieder die  melancholischen Songs wie “Blood And Bone“ oder “Neutered Air“ oder das großartige Titellied, das sich mit seinen Zeilen  “From our accidental birth/’til our unknown demise/Debating what came first in this accidental life“ als ultimativer Kommentar auf das Leben lesen lässt, es finden sich narrative Songs wie “Johnny Westward“ oder das fast schon an späten JOHNNY CASH erinnernde “A Soldier’s Brag“.

Die Backingvocals von Rose McDowall und Danielle Dax, die E-Gitarre von Karl Blake, die Congas, die Tony Uter spielt,  David Toops (dem einzigen, der neben Finn auch am Debüt beteiligt war) oder Joolie Woods zahlreiche Beiträge  – all diese Elemente geben dem Album einen fertigeren Charakter als dem Vorgänger und man hört das Geld, das in die Produktion gesteckt wurde, gleichzeitig wird auch bei jedem einzelnen Song deutlich, dass es hier primär um Simon Finns Stimme und sein Gitarrenspiel geht und natürlich um seine oft beeindruckenden Texte (es finden sich großartige Zeilen wie “Without memories I’m blind“ oder “He was lonelier than Cain before his fall“, um nur zwei von vielen zu nennen). Das ist (natürlich!) kein Neofolk oder Weird Folk oder was auch immer man für ein Präfix hinzufügen möchte, sondern einfach nur Folk, der zeitlos ist und der deutlich macht, dass Folk auch ohne eine weitere Qualifizierung noch spannend sein kann. Das Cover mag an die James Bond-Anfangssequenz erinnern, aber den Songs fehlt natürlich das Physische, ungebrochen Maskuline, der Sprecher erkennt, dass er “Deeply Flawed“ ist, was man von dem Album nicht gerade behaupten kann. (M.G.)