ALAN VEGA: Station

Es mag seltsam anmuten, von einem Soloalbum zu sprechen, schließlich hat Alan Vega unter seinem Namen oder mit anderen weitaus mehr Alben veröffentlicht als mit seinem Partner Martin Rev als SUICIDE, die es in mehr als drei Dekaden gerade einmal auf fünf Studioalben gebracht haben. Thematisch knüpft “Station“ an “American Supreme“ – das letzte Werk des New Yorker Duos – sowie die mit PANSONIC als VVV veröffentlichten zwei Alben an, d.h. es geht primär um die conditio americana, die Befindlichkeit von God’s own country nach 9/11. Da passt es sicher auch, dass Henry Rollins schon lange zuvor einen Band mit Vegas Texten unter dem Titel “Crippled Nation“ herausgegeben hat.

Gleich zu Beginn heißt es in “Freedom’s Smashed“: “Freedom’s Runnin’ Scared“ (Terry Gilliam spricht in einem Interview zu seinem Film “Tideland“ von den Amerikanern als “Nation panischer Schafe“). Musikalisch ist das Album treibender, teilweise aggressiver als die VVV-Alben, das macht schon die kurze Noisesequenz zu Beginn des Openers deutlich, ruhiger ist “Why Couldn’t It Be You“, aber sonst sprechen Titel wie “13 Crosses, 16 Blazin’ Skulls“ oder “Gun God Game“ eine deutliche Sprache. Ob Vega hier immer absolut neue elektronische Klänge verwendet, ist zu fragen, manches klingt etwas antiquiert, trotzdem beeindruckt die Vehemenz, mit der er seine Texte murmelt, stammelt und brüllt und es ist vielleicht auch einfach schön zu hören, dass das Alter nicht immer zwangsläufig (oder zwanghaft?) milde stimmt. (M.G.)