David Jackman ist ein Meister der Reduktion: Waren die frühen auf L.A.Y.L.A.H. erschienenen Veröffentlichungen noch von Bildern (u.a. einem mittelalterlichen Holzschnitt oder einem ägyptischen Motiv) geziert, folgten an Max Ernst erinnernde komplexe Kollagen, später fanden sich nur noch Photos, bevor auf den Veröffentlichungen der jüngeren Zeit (wie auch schon bei den Compilations „Volume One“ und „Volume Two“) völlig auf das Piktorale verzichtet wurde und eine völlige Konzentration auf das Wort, auf den Titel stattfand. Ästhetisch knüpft „Sorow“ damit an die so genannte „Holy“-Trilogie („Sanctus“, „Amen“, „Omega“) an, die von minimal variierten (und für Organumverhältnisse sehr kontemplativen) Orgeldrones geprägt war – lediglich (der Abschluss) „Omega“ enthielt unter der Oberfläche einige unruhige Augenblicke. Jackman hat in einem seiner seltenen Interviews vor einigen Jahren darauf hingewiesen, dass ihn Noise nicht mehr sonderlich interessiere (am ehesten dürften da seine jüngsten Arbeiten mit Z’ev an die frühere krachigere Phase anknüpfen) und bezogen auf die „Holy-„Trilogie bemerkte er: „The new music involves a lot of repetition; more accurately, near repetition. It is a quality which I find most elegant.“ Dieses „elegante“ Element der Wiederholung, das dem ganzen auch immer eine gewisse Symmetrie (vgl. auch das von Jonathan Coleclough gestaltete Artwork) gibt, prägt auch „Sorow“, ein Album, das bekannte Motive enthält, diese aber variiert und Neues hinzufügt. Der 41-minütige Track wird zwar erneut von einem Orgeldrone dominiert, hinzu kommen aber noch der Klang einer indischen Tampura und schließlich japanische Tempelglocken, die ab und an in die Soundfläche(n) schallen. Diese Synthese wird im Labelinfo als „universelle Musik“ bezeichnet; darunter sollte man nicht religiös verbrämten Ethnokitsch verstehen, denn Jackman sieht Klang und Klänge (primär) als Bausteine. Die Momente der Repetition, der Symmetrie scheinen einen aber für einen Augenblick an einen Ort zu versetzen, in dem die Zeit – deren „geflügelter Wagen“(Andrew Marvell) einem immer im Nacken sitzt – stehen bleibt („Musick cures you of time“ hieß es einmal bei Coil): zumindest für 41 Minuten, bis dann „das Nichts auch diese Bilder bleicht“ (Benn).
(M.G.)