ETERNAL ZIO: s/t

Es ist schwierig, das Pagane, Animistische im Rahmen folkloristischer Musik zu inszenieren. Lässt man Ritualmusik im engeren Sinne oder Songs, die von solchen Themen eher „berichten“, einmal weg, bleibt eine theatralische Musik übrig, die schnell Gefahr läuft, in gewisse Klischeefallen zu tappen. Das ist insofern kein Wunder, da Folklore in der Moderne mehrheitlich in Form von Exotismus und Spießer-Mummenschanz überlebt hat – Stereotypen, in die man leicht verfallen kann, wenn man sich all dem unbedacht nähert. Lässt man sich durch den berechtigten Zweifel an einem inflationären Wort wie „authentisch“ von jeder Annäherung an Ursprüngliches abbringen, bleibt meist die Flucht in unverbindliche Spielereien, denen die Welt solch zwiespältige Projekte wie Animal Collective verdankt. Die Sun City Girls waren eine der wenigen Gruppen, die scheinbar ohne viel reflexives Brimborium alle Klischees selbstsicher umschiffte und zu allen Kategorien quer lag.

Auch Eternal Zio, die Band um Mastermind Rella The Woodcutter, bewegen sich innerhalb dieses Spektrums, das in ihrem Beitrag einmal mehr als undefinierbares Grenzland erscheit. Damit ist nicht einmal der hybride Stil der Mailänder gemeint, der ausladenden Psychrock und rituellen Folksound mischt, sondern eher noch die ungreifbare Haltung, in der sich das zweite Album der Combo präsentiert, denn die Frage, wie ernsthaft die Männer mit den Papiermasken, die sich „Ewiger Onkel“ nennen, bei der Sache sind, oder ob die Ironie subtil oder eher lustig-flapsig sein will, lässt sich intuitiv nur schwer fassen.

Musikalisch bieten die sechs unbetitelten Stücke ein recht vielgestaltiges Programm, dessen gemeinsames Stilelement archaische Rasseln und Trommeln bilden, die sich vom feierlichen Intro bis zum völlig entgrenzten Finale durch die Aufnahme ziehen. Um dieses Element gruppiert sich in Reinkultur alles, was man mit okkulter Psychedelika verbindet. Feierliche Perkussion, schrille Flöten, geheimnissvolle mittelalterliche Melodien. Verwaschene Orgeln, die sich nicht zwischen sakral und hippiesk entscheiden wollen. Zerfranste Fingerübungen auf dem Schlagzeug, die in Jazz oder Rock münden könnten. Ein merkwürdiger Jodorowskij-Karneval, der Orient und Okzident umklammert. Erdiges Dröhnen und wirres Gackern. All dies wird auf durchaus kunstvolle Art verknüpft, im Detail oft kindlich-anarchisch, auf Gesamtlänge doch in wellenförmigem Werden und Vergehen.

Eternal Zio sind von dem hehren Vorsatz getrieben, die Musik zu ihren Wurzeln zurück zu bringen. Und auch wenn die Selbstbeschreibung als „tribute to the gods, we don’t know which ones“ zusammen mit den naiven Masken, dem Onkel und der Wolke in Form einer herausgestreckten Zunge ein bisschen nach einem hippen „Whatever“ klingt, muss man anerkennen, dass ihre Vision der Ursprünglichen ungemein kraftvoll wirkt.

Label: Boring Machines