MAMUTHONES: More Alien Than Aliens

Das markante Wort Mamuthones wäre der ideale Bandname für eine doomige Post Metal-Kapelle – eine Assoziation, die sich nicht einmal allzu grob in der Richtung irrt, sondern nur knapp daneben zielt. Drummer Alessio Gastaldello, der zuvor bei der Band Jennifer Gentle die Felle schlug, rief das Projekt vor gut sechs Jahren ins Leben, um seinen Interessen an grummeligen Soundkollagen und rituellen Stimmungen nachzugehen, die mal eine rockige, mal eine experimentelle Gestalt annehmen. Recht schnell erkannten die Schreiber-Kollegen eine gewisse Nähe zu Goblin und diversen Krautbands, und natürlich fiel auch immer mal der allgegenwärtige Drone-Begriff.

Gastaldello scheint Mamuthones als offenes Projekt zu betrieben, mit dem er sowohl im Alleingang als auch, wie zuletzt beim selbstbetitelten Album-Debüt, in mehrköpfiger Bandbsetzung zu Werke geht. Die jüngst als einseitig bespielte 12” erschienene EP „More Alien Than Aliens“ präsentiert Mamuthones wieder von der experimentellen Seite, in einem partiell folkigen Ritualsound, der Songstrukturen weitgehend ausklammert. Das Folkige, das sich in geheimnisvollen Flöten und einem unberechenbaren Saitenspiel offenbart, deckt allerdings nur eine Seite des Klangbildes ab, denn der kollagenartige Track lässt ebenso sehr analoge Synthiesounds zum Zug kommen, in dem sich – lässt man oben genannte Filmmusik-Assoziationen einmal außer Acht – verhaltene Spuren elektronischer Avantgarde abzeichnen. Viele Passagen gestalten sich ausgesprochen meditativ, doch im Unterschied zu etlichen Kollegen betrachtet Gastaldello das keineswegs als Freibrief für einfach gestrickte Entspannungsdrones. ”More Alien Than Aliens” ist von der rituell-paganen Sperrigkeit von Eternal Zio, Orchis oder der unvergessenen Opferszene in Pasolinis “Medea”, doch all dies wird auf wenige wesentliche Klanggesten heruntergebrochen. Immer wieder stören unerwartete Momente (demonstrativer Einbezug der Atemluft beim dezenten Bläsereinsatz, Beckenrauschen und andere plötzliche Detonationen) das ruhige Klangbild, in dem man sich ansonsten recht heimelig einrichten könnte, und gegen Ende kommt durch den Einbezug mittelalterlicher Melodien sogar noch etwas Narration in den Track, der kurz darauf in einem triumphalen Schlusspunkt kulminiert.

Gerüchten zufolge arbeiten Mamuthones bereits an einem neuen Album, auf dem es wieder opulenter zugehen soll. Kein Grund, „More Alien Than Aliens“ als Interludium abzutun, denn was Gastaldello hier ausgesprochen überzeugend gelingt, ist der Versuch, das Echo tief in unserer Kultur verwurzelter Klänge in all ihrer Fremdheit zu channeln.

Label: Boring Machines